Die Könige des Horrorcores sind zurück. ICE NINE KILLS knüpfen mit ihrem neuen Album nahtlos an den Erfolg ihres – jetzt schon ikonischem – Vorgängeralbums The Silver Scream an.
Auch dieses Mal setzen die fünf Jungs aus Boston alles auf das altbewährte Konzept der Horrorfilmadaptionen. Für das Sequel inspirierte sich die Band an alten VHS-Klassikern, welche Frontmann Spencer Charnas in jungen Jahren begleitet haben. Natürlich war der Hype auf die Fortsetzung seit deren Ankündigung immens hoch angesetzt, denn jeder wollte wissen, ob das Album mit seinem Vorgänger mithalten könne; nur ein verzweifelter Cash-Grap sei; oder The Silver Scream sogar noch übertreffen würde. Jetzt stellen sich drei Fragen: „Kann das Album diesem Hype standhalten?“, „Welche Filme werden uns auf dem Album begegnen?“ und „Wie viele Wortwitze werde ich in dieser Review einbauen können?“. All diese Fragen werde ich in den nachfolgenden Zeilen beantworten und sage somit „Welcome… to Horrorwood“
Anders als beim Vorgänger, handelt es sich bei den Songs, welche auf dem Album vorhanden sind um Beweismaterialien, welche Spencer mit dem Mord an seiner Verlobten Nadia Teichmann in Verbindung bringen. Dementsprechend handelt es sich bei dem Opener Opening Night… auch nicht um ein klassisches Intro, sondern viel mehr um eine Ansage, welche den Charakter einer Warnung mit sich trägt. Ein Sprecher erklärt, dass die nachfolgenden 13 Tonaufnahmen im Rahmen der Ermittlungen veröffentlicht wurden und bekannt wurden unter dem Namen „Welcome To Horrorwood“.
Und somit kommen wir zum ersten richtigen Song: dem namensgebenden Welcome To Horrorwood. Nach einem ruhigen und sanftem Start mit Piano und Cleangesang, wird die Ruhe durch das Klingeln eines Telefons unterbrochen und der Sound schlägt ohne Vorwarnung um in eine Mischung aus Punk und Metalcore. Perfekt für ein Circlepit in dem alle planlos umherlaufen, genau so wie die an Amnesie leidende Rita in David Lynches 2001er-Klassiker „Mulholland Drive„, welcher als Vorlage für den Song diente. Und um die Frage von Spencer zu beantworten: That’s pretty solid for an establishing shot!
Wer sich bisher noch nicht mit dem INK-Fieber angesteckt hat(1), bekommt mit A Rash Decision eine weitere Chance dazu. Denn wie schon Elli Roth 2002 in „Cabin Fever“ zeigte, ist es ganz leicht infiziert zu werden. Und da macht es auch keinen großen Unterschied, ob es sich um einen fleischfressenden Virus oder einen catchy Singalong-Refrain handelt. Musikalisch erinnert der Song an die alten Tage der Band, denn es würde beispielsweise kaum auffallen, wenn man den Track auf ihrem 2014er Album The Predator Becomes The Prey zwischen Let’s Bury The Hatchet… In Your Head und The Fastest Way To A Girl’s Heart Is Through Her Ribcage einschmuggeln würde. Sprich: Wer immun dagegen ist, bei diesem Song konstant headzubangeen, der kann auch ruhig auf dem nächsten Campingtripp einen großen Schluck Leitungswasser nehmen!
Für wen die vorangegangene Analogie zu verwirrend war, der ist wohl noch nicht alt genug um den Film bisher gesehen zu haben. Aber das ist ja nicht schlimm, denn die Bostener haben auch an die etwas jüngeren unter uns gedacht und brachten uns mit der LP auch eine Puppe zum spielen mit. Honey, isn’t he cute? Ok, Spaß beiseite. Die zwei Fuß große dämonische Puppe namens „Chucky“ um die es in Assault & Batteries geht, ist nämlich nicht gerade der optimale Spielgefährte. Chucky ist brutal und verrückt. Etwa so, wie der Song auch. Die INK schaffen auch hier wieder das, wofür sie bekannt sind. In einem Song der nur so von Theatralik, Wahnsinn und Härte strunzt, das Ruder rumzureißen und einen fröhlich klingenden, ohrwurmreifen Refrain dahinzuzaubern. Vielleicht geht dieser einem auch nur so leicht in den Kopf, weil er einem irgendwie vertraut vorkommt? Oder es ist halt einfach nur ein Zufall, dass der Refrain sich ziemlich stark dem Toys’R’Us Theme Song aus den 1980ern (Spencers Kindheit) ähnelt. Wer weiß? Jedenfalls wissen wir, nach diesem Song dass: 1. Das Böse in allen Größen kommt, 2. Man Quietschegeräuche und Xylophon in einen Breakdown einarbeiten kann und 3. Puppen nicht nur was für kleine Kinder sind.
Das abermals geniale und aufwändig gestaltete Video zu „Assault & Batteries“ könnt Ihr euch hier anschauen.
Nach diesem Song bracht man eventuell etwas Erholung. Wie wäre es mit einer Nacht in einem schönen Motel? Hoffentlich kann man sich dann eine etwas entspanntere Dusche als Marion Crane in Alfred Hitchcocks Klassiker „Psycho“ genehmigen. Die berühmte Duschszene welche namensgebend für The Shower Scene ist, zählt schließlich nicht grundlos seit 1980 zu den bekanntesten Filmszenen überhaupt. Ein ähnliches Kultpotential besteht aber auch bei diesem Song. Für diese Songauskupplung setzte die Band hauptsächlich auf Charnas Cleangesang. Lediglich im Breakdown, welcher natürlich die ikonische Filmmusik der Duschszene beinhaltet, und im Back-Up-Gesang hört man die doch etwas härteren Stimmen. Fazit: Ich für meinen Teil, werde jetzt immer direkt einen Ohrwurm bekommen, wenn ich eine Rezeptionsklingel höre…
Das schön aufgearbeitete Lyric Video zu diesem Song könnt Ihr euch hier direkt mal anschauen
Wer sich von den musikalischen Eindrücken der ersten vier Tracks noch nicht begraben, oder vom lauten Mitschreien wie tot fühlt, bekommt mit Funeral Derangements die nächste Chance. Aber keine Sorge, wie wir ja alle wissen, bleibt nicht, was hier begraben wurde lange tot. Im Vergleich zu dem vorherigen Song glänzt der auf Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ basierende Song von der ersten Note an mit Härte und Brutalität. Und damit meine ich wirklich direkt vom Anfang an. Der Song brescht direkt voran und schafft so einen Kontrast zum Ende des Vorläufers, dass man sich vorkommt, als wäre man gerade von einem Truck überfahren worden. Aber wenn wir eines von ICE NINE KILLS wissen, dann dass die Jungs es immer schaffen, eine wunderschönen Chorus zum Mitsingen einzubauen, egal wie hart der Song auch sein mag. Hier ist es nicht wirklich anders. Alles in Allem wirkt der Song jedoch noch düsterer und theatralischer als man es von der Band gewohnt ist. Ist aber auch verständlich. Schließlich geht es hier ja auch um eine Beerdigung und dem Tod. Aber wisst ihr was? Manchmal ist der Tod besser.
Auch hier haben die Jungs um Spencer Charnas ein wahnsinnig starkes Musik-Video zu abgedreht
Kommen wir vom Thema „Tod“ zum Thema „Leben nach dem Tod“. Wenn ihr jetzt auf einen religionsbelasteten Song zum Thema „Reinkarnation“ oder einer Version des Paradises hofft, muss ich euch leider im Regen stehen lassen.
Der nächste Song auf dem Album basiert auf der allseits bekannten Horror-Spielereihe „Resident Evil„
Auch hier nimmt der Song von Beginn an schnell Fahrt auf und gibt ein Tempo vor, was seine Gleichen sucht.
Passend zur Spielereihe, findet das Video selbst in einem Labor statt, wo das Spiel selbst auch größtenteils stattfindet.
Hier sind auch wieder Parallelen zum Franchise selbst sehr gut wiederzuerkennen aber schaut Es Euch selbst einfach mal an.
Das wird einem auch sofort bewusst, wenn man sich das dazu abgedrehte Video zum Song einverleibt.
Beim nächsten Song „Hip to be Scared“, welcher auch die erste Singleauskopplung zum Album war, hat Spencer niemand geringeren als Papa Roach Frontmann Jacoby Shaddix für sich gewinnen können.
To hell with good intentions
To hell is where I’ll go
But the Devil makes exceptions
For all American psychos
Hold my calls, I’ll kill them all(Dieser Satz hat mir auf Facebook eine 30 Tage Sperre eingebracht)…. Ich hasse Social Media …
Der Song basiert auf dem Kultfilm „American Psycho“ mit niemand geringerem als Christian Bale, Willem Dafoe, Reese Witherspoon oder man höre und staune auch eine kleine Gastrolle von „30 Seconds to Mars„ Frontmann „Jared Leto„
Spencer selbst verkörpert im Video natürlich den „American Psycho„ himself Patrick Bateman (Christian Bale)
Jacoby dagegen hat ein paar kleiner Parts zum Finale des Songs, welche allesamt gut eingesetzt worden sind.
Das Video zum Song könnt Ihr euch hier anschauen
Der nächste Song fährt dann eine etwas , für Ice Nine Kills ein wenig ungewohnt, härtere Gangart auf.
Für Take Your Pick, welcher auf dem Film „My Bloody Valentine“ basiert konnte mit George Fisher von „Cannibal Corpse“ eine anerkannte Größe des Genres gewonnen werden.
Macht euch am Besten selbst ein Bild vom Song mit dem „Corpsegrinder“ George Fisher.
Im nächsten Song befindet sich sogar ein Doppelfeauture. Der an Hellraiser angelehnte Song „The Box“, wird mit Vocals von Ryan Kirby (Fit for a King) & Brandon Saller (Atreyu) geschmückt.
Der nächste Song „F.L.Y“ welcher auf dem Horrorklassiker „Die Fliege“ ist etwas zum wieder „runterkommen“. Auch hier ist ein Gast-Feature am Start. Niemand geringerer als „Senses Fail“ Frontmann Buddy Nielsen
Und nein, der nächste Song ist nicht von Rammstein, sondern tatsächlich von „Ice Nine Kills“. Angelehnt an den Film „Hostel“ welcher von Niemand geringeren als Horrorfilmgenie Eli Roth in Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino entstanden ist. Welcher sich um 3 Kumpels dreht, die in einer verlassenen Metzgerei landen. Auch hier sind die Parallelen zum Songtitel sehr eindeutig, bezieht man sich auf das „Wurst“ in „Wurst Vacation“.
Fast am Ende des Albums angekommen, bedienen sich die Jungs um Spencer nochmal an einem absolutem Kultklassiker. Der Song Ex-Mørtis ist angelehnt an dem Film „The Evil Dead“.
Man mag Es kaum glauben aber die starke Qualität von „The Silver Scream“ konnte mit „Welcome to Horrorwood“ – „The Silver Scream 2“ nochmal getoppt bzw. ausgeweitet werden. Mit Qualitativ hochwertigen Features geschmückt, gelingt den Jungs um Spencer Charnas ein wahres Meisterwerk des Genres, was keine Wünsche offen lässt, welche mich dazu veranlasst, ohne Nachzudenken eine 10 zu geben. Das hat auch nichts mit Fanboygehabe oder Sonstigem zu tun. Was hier an Arbeit und Qualität geboten wird, ist für mich bisher unerreicht. Mein Album des Jahres. Wenn nicht sogar eins der Besten der letzten Jahre. Lasst euch am Besten heute noch nach „Horrorwood“ entführen.
Steigt am Besten direkt auf den Zug nach Horrowood auf
Beispielsweise auf Spotify
- Opening Night…
- Welcome To Horrorwood
- A Rash Decision
- Assault & Batteries
- The Shower Scene
- Funeral Derangements
- Rainy Day
- Hip To Be Scared (feat. Jacoby Shaddix)
- Take Your Pick (feat. Corpsegrinder)
- The Box (feat. Brandon Saller & Ryan Kirby)
- F.L.Y. (feat. Buddy Nielsen)
- Wurst Vacation
- Ex-Mørtis
- Farewell II Flesh
Ice Nine Kills sind
Spencer Charnas (Mastermind & Sänger )
Dan Sugarman (Lead Gitarrist)
Ricky Armellino (Gitarrist)
Joe Occiuti (Bassist)
Patrick Galante (Drums)
Das Album kann auf allen bekannten Online Shops in verschiedenen Varianten bestellt werden.
Beispielsweise auf Amazon:
Merchandise und Limitierte Vinyls bekommt ihr auf Impericon.de
Spencer selbst hat seine ganz eine Horrorkollektion inklusive Requisiten aus Filmen und seine ganz eigene Modelinie welche sich „Kleaver Klothing“ nennt.
Alles dazu findet Ihr hier 666
Ice Nine Kills selbst betreibt auch einen gut gefüllten eigenen Merchstore.
Den findet ihr Hier!