Tim Bendzko – Filter
„Tim Bendzko hat gefiltert. Für sein neues Album hat er die Essenz herausgearbeitet, das Wesentlichste. „Es ist mein ganz eigener Blick auf die Dinge.“ Innerhalb eines Jahres sind die 13 Songs entstanden, die nun bei JIVE Germany erscheinen. „
„Jetzt bin ich ja hier“ genau mit diesem powervollen und positiven Einstiegssong beginnt Tim Bendzkos neues Album Filter. Er ist wieder da, wortgewandter und motivierter als je zuvor. Alles neu und auf den Kopf gestellt.
„2018, und das hatte er sich so vorgenommen, war das Jahr für ihn, um aufzuräumen. Radikales Ausmisten. „In allen denkbaren Dimensionen“, sagt er. Und da stand Bendzko dann, irgendwo zwischen Abbruch und Aufbruch, Auszug und Einzug, zwischen Berufung und Versuchung bis hin zum Commitment mit dem Leben, das er leben will.“
Und genau das merkt man schon in diesem Opener. Die Zeit zum Aufräumen und Ausmisten tat scheinbar sehr gut. Einen musikalisch motivierteren und kraftvolleren Tim Bendzko haben wir vorher nicht gehört. Und wie vielfältig dieses Album ist, hört man gleich im zweiten Titel.
„Dieses Herz“, vom eben noch energiegeladenen positiven Song, geht es bei diesem doch eher melancholisch zu. Von einem rastlosen und ruhelosen Herz, das sich einsam durch die Nacht schlägt, handelt dieser Song. Das zu interpretieren ist wohl wie vieles Ansichtssache. In der heutigen Gesellschaft sind wir doch irgendwie alle rast- und ruhelos und suchen permanent nach Perfektionismus.
Komm wir greifen nach den Sternen,
denn die Welt ist nicht genug
„Nicht genug“ ( feat. Kool Savas ) ist für mich der Hit des Albums. Kaum ein Lied beschreibt das gesellschaftliche und von Instagram verseuchte Schöngerede wie dieser. Viel zu selten genießen wir die Stille und den Moment, stattdessen jagen wir dem perfekten Bild nach, um möglichst viele Likes zu bekommen. All das beschreibt Tim in diesem Song und wird damit den Nerv vieler treffen. Und mit dem Part von Kool Savas verleiht er dem doch eher sanftem Stimmchen von Tim noch die gewisse Note an Härte, die er braucht. Ein perfekter Pop – Rap Mix mit direktem Goldkurs.
„Nur wegen dir“ handelt von der einen Person, dem einen Freund, den wohl jeder hat. Jemand von dem man nicht loskommt und doch weiß, dass diese Nähe nicht gut ist. Eine Beziehung, eine Freundschaft, ein Verhältnis welches wie Feuer und Wasser ist.
Dann folgt ein Lied, welches die schönste Anfangsmelodie hat und mich an „Stand by me“ erinnert. „Für immer“ erinnert mich an meine Jugend und auch der Text ruft Erinnerungen hervor, an vergangene Zeiten – die erste Liebe. Zeiten in denen man nicht viel hatte, aber mehr geteilt hat als jemals. Wo Augenblicke mehr wert waren als Geld, ob nur für den Moment oder für immer.
„Hoch“, mit diesem ersten vielversprechenden Hit begann die Spannung auf das Album. Obwohl ich ehrlich gesagt auch ein wenig Zweifel und Bedenken hatte, enttäuscht zu werden. Umso schöner ist, dass ich das für mich nun definitiv ausschließen kann. Nicht ohne Grund hört man „Hoch“ überall, ob im Radio oder im TV. Kein Wunder, bei diesem powervollen Motivationslied wird man einfach mitgerissen. Einmal im Ohr, geht er nicht mehr aus dem Kopf. Wenn man Tim doch eher in der Soul-Balladen Sparte einsortierte, so zeigt er mit diesem Album, dass er sowohl leise als auch laut kann.
In „Laut“ beschreibt er den Zustand von eigentlicher Kälte, bloss keine Schwäche zeigen, aber wenn die Musik richtig laut ist – fühlt man. Die schönste Sprache der Welt erwärmt irgendwie doch jedes Herz, man muss nur wissen wie. Und das Risiko sein Gesicht dabei zu verlieren, nimmt man gern in Kauf.
„Trag dich“ ist der wohl tiefgründigste und emotionalste Song auf diesem Album. Er beschreibt das Gefühl, welches wir alle schon mal erlebt haben. Wenn ein geliebter Mensch die Welt verlässt, aber niemals ganz. Wenn irgendwann die Tränen getrocknet sind, umgibt uns diese Person immer noch. Ein Wort, ein Moment der einen an diesen geliebten Menschen erinnert und schon hört man die Stimme als wäre es erst eben gewesen.
Ich trag dich mit mir rum,
wie ein Schatten auf der Seele
Sanft und leise, dann andächtig und laut – mit Worten die zum Sinnieren anregen. Zum Ende hin hat wohl jeder beim Hören einen Kloß im Hals. Wie sich dieses Lied wohl live anhört und anfühlt? Wahrscheinlich mit vielen Tränen in den Augen und einem Lichtermeer.
„Freier Fall“ (feat. Milow) beschreibt das Ende einer Beziehung. Auch wenn eine Trennung befreiend sein kann, so fehlt dieser Mensch doch irgendwie überall, aber die Erinnerungen bleiben. Der doch eher poppige Sound, verleiht dem melancholischen Thema einen gewissen positiven Ausdruck. Milow´s Parts verleihen dem ganzen die zarte und sanfte Note, die diesem doch eher sensiblen Thema gut tut.
Der Sound bei „Nie mehr zurück“ ist erfrischend und lebendig. Die Zusammenarbeit mit dem Produzentenduo Truva Music war die richtige Entscheidung. Lebendige Beats, ein Sound der für Bendzko nicht typisch ist – ihm aber wahnsinnig gut steht. Frisch, lebendig und tanzbar. Verdächtig viele Hits befinden sich auf diesem Album, genau so einer ist „Nie mehr zurück„. Selten habe ich einen solch postitiven „Abschiedssong“ gehört, der gleichzeitig vor Motivation strotzt. Wahrscheinlich, weil er positiv in die Zukunft blickt, sich Ziele setzt und dennoch die schönen alten Zeiten mitnimmt.
Mit „Vielleicht“ kommt auch schon der nächste hitverdächtige Song um die Ecke. Worum es in diesem Song geht? Vielleicht, darum sich nicht entscheiden zu können. Der kraftvolle Beat, gibt dem ganzen Song die positive Kraft und erinnert mich wiedermal an meine Jugend. An die Schulzeit und die “ Willst du mit mir gehen? Kreuze an! Ja? Nein? Vielleicht? „-Briefchen und die Freude über ein Vielleicht und die Hoffnung auf ein Ja!
„Leise“ beschreibt die Schattenseiten des Ruhms. In der Öffentlichkeit und auf der Bühne muss man immer die Maske aufsetzen und lachen – die Haltung bewahren. Doch kaum ist das Licht aus und der Applaus verstummt, sinniert man. Weder das große Haus, noch der schnelle Wagen heilt die Zerrissenheit.„Eigentlich dachte Bendzko für kurze Zeit, er habe gar nichts mehr zu erzählen – das war’s jetzt. Heute hat er erkannt: „Wenn man Songs übers Leben schreibt, sollte man auch eins haben.“ Genau das darf man nie aus den Augen verlieren.
„An deiner Seite“ beendet „Filter“ mit einer schönen Erklärung an einen Menschen, den man gern hat und dem man sagt, dass man egal was kommt immer an seiner Seite ist. Ob es sich dabei um die oder den Liebsten, einen guten Freund oder Verwandten handelt – diesen Interpretationsspielraum lässt er uns. Und macht diesen Song damit zu etwas ganz besonderem, denn somit kann man ihn jedem widmen, dem man etwas Kraft schicken will und ausdrücken möchte wie sehr man ihn gern hat und dass man immer da ist.
Was man noch über dieses Album sagen kann? Ob man es weiterempfehlen kann? – Auf jeden Fall.
Ob man Fan von Tim Bendzko ist oder nicht, dieses Album lohnt gekauft und auch verschenkt zu werden.
Frischer, frecher und ungewohnt krawallig. Man hört Bendzko darin auf eine ganz neue und besondere Art, inbrünstig und voll positiver Energie auf treibenden Beats.
“ Er schreibt wie er spricht – und das im besten Sinne.“
Tracklist
- Jetzt bin ich ja hier
- Dieses Herz
- Nicht genug ( feat. Kool Savas )
- Nur wegen dir
- Für immer
- Hoch
- Laut
- Trag dich
- Freier Fall (feat. Millow )
- Nie mehr zurück
- Vielleicht
- Leise
- An deiner Seite
Mit der ersten Single hat Tim die Erwartungen für dieses Album HOCH gesetzt, definitiv erfüllt und mit einem ausdrucksstarken Video rund gemacht.