Von Wickingern und Erzfeinden
Am Dienstag, den 03.12.19, trat ich die Reise ins fast nahe Frankfurt an um mir dort von rockigen Wickingern und melodischen Erzfeinden die Ohren wegblasen zu lassen.
Mit leider einiger Verspätung aufgrund vom Feierabendverkehr und einem Umweg über den Frankfurter Flughafen (danke Navi) kam ich mit leichter Verspätung an der Frankfurter Jahrhunderthalle an. Obwohl der Abend bereits um 19 Uhr von Hipocrisy eröffnet wurde, war um 19:20 Uhr noch eine ordentliche Schlange vor der Halle. Ich schlich mich mit meiner Akkreditierung daran vorbei und betrat die bereits ordentlich von Kuttenträgern überflutete Eingangshalle. Genugtuung verschaffte mir nun die Toilette, die tatsächlich bei den Damen leer und bei den Männern von einer langen Schlange belagert war. Als ich dann meine zwei Wacken Freunde gefunden hatte, schleppten wir uns die Treppe hinauf und schleusten uns passend zum ersten Song der Erzfeinde in die Crowd ein.
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Arch Enemy ließen sich nicht groß feiern und legten einfach los. Mit ihrem ersten Song The World is yours, startete für uns das Headbangen. Alisa Whitegluz‘ blauer Haarschopf flog über die Bühne, kletterte auf Erhöhungen und sprang wieder hinab. Leider etwas zu klein um die Bühne auch nur sehen zu können war diese Bewegung auf verschiedenen Ebenen sehr förderlich um am Geschehen teil haben zu können. Der nächste Song, War Eternal, trieb die Stimmung weiter an und lies die Köpfe im Publikum nach vorne, nach hinten und zur Seite schnellen. Die Haare flogen, die Köpfe nickten.
Darauf folgten My Apocalypse, Ravenous und Under Blag flags we march. Zu letzterem holte Alisa wieder die schwarze Flagge mit AE-Symbol auf die Bühne und schwang sie patriotisch. Der aktuelle Hit The eagle flies alone, vom neuen Album Will to power ließ den Auftritt wieder zu einem gewissen Höhepunkt steigen. Alisa brüllte sich die Seele aus dem Leib und animierte die Fans zum mitsingen – allerdings merkte man, dass die Halle doch vor allem mit Amon Amarth-Horden gefüllt war, so dass die Menschen war bangten aber nicht unbedingt ausrasteten.
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First Day in Hell, As the Pages burn, No Gods, no Masters und Dead bury their Dead plätscherten dann etwas vor sich hin. Musikalisch hochwertig, Sound super und Performance standardmäßig – aber leider nichts Besonderes. Am Ende ist es doch immer noch Whitegluz‘ Stimme, Performance und Attitüde die die ganze Band zu dem machen was Arch Enemy sind.
Nach einer kleinen Zugabepause spielten die Erzfeinde ihr Manifest Nemesis, zu dem doch nochmal merklich die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte, da der Track doch zu den bekannteren Stücken der Band gehört.
Mein Wacken-Kumpel schloss diesen Auftritt dann mit einem sehr passenden „Jo, kann man lassen.“ ab.
Eine halbe Stunde später verdunkelte sich der Saal und als Intro begann Bruce Dickinson vom Band zu singen. Run to the Hills ließ die Horden sich verdichten und die Hörner erheben – sowohl die Manuellen als auch die Technischen zum Trinken.
Das Bühnenbild wurde enthüllt. Dort stand ein rießiger abgeflachter Wickingerhelm auf dem das Schlagzeug plus Jocke Wallgren Platz genommen hatte. Außerdem standen dort zwei große F-förmige Runen die das Symbol Amon Amarths darstellten. Mit einem Knall und The Ravens Flight starteten die Wickinger in den Abend. Von allen Seiten knallte, brannte und funkte es – man wusste nun worauf man sich einstellen konnte: Pyro, Pyro, Pyro.
Johan Heggs brachiale, kantige Stimme erfüllte den ganzen Saal – der Sound flog in jede Ecke, war dennoch nicht ohrenbetäubend. Zu Runes to my memory brannten dann die zuvor aufgestellten übermenschlich großen Runen. Spektakulär. Die Band begrüßte danach ihr Publikum und erhob das erste Mal die Hörner zum gemeinsamen „Skol!“ Death in Fire und Deceiver of the Gods zeigte erneut das Können des Pyrotechnikers.
First Kill wurde von einem Wickinger-Schaustellerkampf untermalt. Bei einem der folgenden Songs schnappte sich Hegg einen rießigen Hammer der jedesmal blitzte (ja wirklich: BLITZE) wenn er ihn erhob. Die Show glich bald mehr einem Theaterstück – Amon Amarth haben für Requisiten und Performance keine Kosten und Mühen gescheut, trotz dessen verlor sich die Musik nicht im Hintergrund.
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Die Halle brannte, nicht nur wegen der Pyro. Ein rießiger Mosh eröffnete sich vor uns als Shield War angespielt wurde. Dazu betrat wieder unser eingkleideter Wickinger die Bühne und die Augen des rießigen Helms zeigten die bewegenden Schilder der Gegner. Durchgängig wurde geheadbangt, gesungen und die Hörner gen Himmel gezeigt.
Man denkt eigentlich es kann nichts mehr kommen – da kommt Guardians of Asgaard. Einer DER Amon Amarth Tracks erhielt nochmal eine ordentliche Requisite: Eine wirklich übermenschlich große Wickinger-Statue mit leuchtenden Augen. Die Menge kannte kein Halten mehr und schrie und tanzte und verwandelte die Frankfurter Jahrhunderthalle in eine Feier, die eines Wickingers würdig ist.
Darauf folgte mein Lieblingssong und wohl auch der vieler anderer Publikums-Krieger. Zu Raise your horns, einer epischen Trinkhymne auf vergangene Zeiten und verstorbene Freunde, erhob Johann Hegg zusammen mit dem Rest der Band sein Horn – und ja er hat ein sehr großes Horn – prostete der Menge zu und lieferte in standardmäßiger Amon-Amarth-Spitzen-Qualität ab.
Nach der Zugabepause wurde the Pursuit of Vikings und als Finale, Twilight of the Thunder God zum Besten gegeben. Dafür verließ die Statue die Bühne und schuf Platz für eine große, aufblasbare Wasserschlange. Es blitzte, es donnerte, es knallte und es brannte. Ein Funkenregen – dann war das Ende gekommen.
FAZIT: Amon Amarth und Arch Enemy gehören zu den krassesten schwedischen Musikimporten unserer Zeit. Wie es Alisa so nett ausdrückte „You’ve got a swedish invasion tonight“ – und wir lieben die Schweden. Sehr Schade, dass ich die dritten Schweden im Bunde, Hipocrisy, verpasste. Arch Enemy und Amon Amarth spielten in gewohnt erstklassiger Qualität und tollem Sound, wobei die Wickinger die Erzfeinde mit ihrer Bühnenshow ausstechen konnten – wenn man es so sehen will.
Eine wunderschöne Fotogalerei von der Beserker Tour findet ihr übrigens hier.