Wochen hatte ich mich auf diesen Abend und mein erstes Antiheld Konzert gefreut. Als es dann noch hiess, ein Interview an diesem Tag zu führen war meine Freude groß, bis 2 Tage vor besagtem erstem Samstag im November. Meine Freude schlug in Nervosität um, was für mich eigentlich ungewöhnlich. Ist aber vor dem ersten Interview auch ganz normal.
Die Band hieß uns freundlich willkommen und versorgte uns mit Getränken, so verging auch die Wartezeit, da Luca noch im Interview war. Als dieser dann so weit war und uns freundlich begrüßte und auch nochmal fragte ob wir was zu trinken wollten, erklärte ich kurz das ein Beruhigungsschnaps mir ganz lieb wäre, im Backstage aber keiner zur Hand war. Herzlich und für mich wirklich überraschend kam “ Willste n Schluck Bier?“ da sagte ich nicht nein. Ich erzählte ihm auch kurz, dass es mein erstes Interview sei und meine Aufregung daher kommt, mit einem „Keine Sorge, ich bin ein guter Interviewpartner“ begannen wir. Und ich kann euch sagen – Er ist es.
Das Interview könnt ihr natürlich hier nach lesen.
Wir waren kurz vor Einlass fertig, bis zum Showbeginn war es also noch eine Stunde, die wir sinnvoll nutzten. Kurz zum Auto, die unnötigen Taschen und Sachen ablegen. Einen Moment Luft schnappen und rein ins Getümmel, ein Bierchen an der Bar einsammeln und einen guten Platz suchen. Normalerweise bevorzuge ich einen Platz immer mittig zur Bühne, da dort der Sound einfach am besten ist. Diesmal entschied ich mich für einen Platz neben dem Merchstand, welcher auf einer kleinen Erhebung war, genau richtig um die Band und das ganze Publikum im Auge zu haben.
Genau wie es mir Luca vorher schilderte, kommt er auf die Bühne. Das Publikum in diesem Moment noch recht verhalten oder vielleicht erstaunt. Er begrüßt alle und kündigt kurz und knapp ‚Walking on Rivers‚ an. Die Band sagte mir bis dato noch gar nichts und somit hatte ich auch keine Vorstellungen wie es wird. Nach den ersten Klängen stellt sich für mich ein Gefühl von zurücklehnen und genießen ein. Das was ‚Walking on Rivers‘ da auf der Bühne hinlegen ist definitiv nochmal einen zweiten Blick wert. Indie-Folk/Pop, Musik bei der man gern irgendwo sitzt. Ein schönes kaltes Bierchen trinkt und dabei der Musik lauscht und sich total entspannt. Nachdem also die Jungs von ‚Walking on Rivers‘ mit ihrem Set den Abend würdig eingeläutet haben, lassen sie es sich aber nicht entgehen nochmal Werbung in eigener Sache für ihre Tour im Januar zu machen.
Der Vorhang fällt…
Nach einer kurzen Umbauphase, wird der Vorhang herunter gelassen und die Band bezieht Stellung. ‚Introduktion‚ , welcher auch der erste Song des Goldener Schuss Albums ist, wird komplett hinter dem Vorhang gespielt und erzeugt dadurch eine unbändige Vorfreude und Spannung. Mit ‚Ma petite belle‚ fällt dann auch endlich der Vorhang und die Stimmung entläd sich völlig. Das Publikum ist ab dem ersten Wort eins mit der Band – bei den neuen Liedern oder älteren, wie man beim folgendem Song ‚Bisschen große Liebe‚ aus dem Debütalbum ‚Keine Legenden‚ hört. Mit ‚Präsidenten‚ geht’s mit dem aktuellem Album weiter. Sich bei diesem Album auf ein Lieblingssong festzulegen ist für mich relativ schwer. ‚Präsidenten‘ kommt aber in die nähere Auswahl und daher freute ich mich diesen auch live zu hören.
Nach ‚VII‚ darf sich das Publikum für ‚Interlude I‚ entscheiden, bevor mit ‚Berlin am Meer‚ eins meiner Lieblingslieder gespielt wird. Lieblingslied wohl auch daher, weil es das Erste war was ich von den Jungs hörte. Darauf hatte ich mich eigentlich am meisten gefreut. Von daher freute es mich auch zu sehen, wie die Masse dieses Lied genauso frenetisch feierte und mitsang wie ich. Diese Euphorie wird auch durch ‚Mach mirn Kind‚ weiter ausgelebt.
Dann singt Luca sein Lieblingslied vom ‚Goldener Schuss‚ Album. Während er sich ‚Gott‚ aus der Seele schreit, gehen mir seine Worte zu diesem Song durch den Kopf. Der Interpretationsspielraum bei diesem Lied ist groß und wohl auch Tagesform abhängig. Noch bevor sich meine Gedanken sammeln und die Eindrücke sich mir einbrennen, ertönt ‚Nie wieder lieben‚. Dieses Lied hatte ich für mich wohl ein wenig unterschätzt, aber augenblicklich geht es mir über in Mark und Seele. Und Erinnerungen schießen mir durch den Kopf. So sollte es doch eigentlich auch sein, Musik soll uns bis in die letzte Synapse erreichen und jedes noch so kleine Haar aufstellen. Antiheld schaffen es an diesem Abend immer wieder mich zu faszinieren. Wahrscheinlich auch weil sie einfach eine unwahrscheinlich tolle Fanbase haben, die lauthals mitsingen, springen und in leisen Momenten durch Stille den Moment unterstreichen.
Ein Meer voller Herzen…
Kein Wunder dass sie für alles vorbereitet sind und dieses Konzert so besonders machen, ob mit einem Meer voller Herzluftballons oder einem durch Wunderkerzen unterstrichenen ‚Find what you love‚.
Und dann kommt er, dieser Moment. Beim Album hören kann man skippen, live ist schwierig, weglaufen zwecklos. Luca erzählt von seinem besten Freund Jan und wie dieser viel zu früh und tragisch sein Leben verlor. Und wie er ihm die Ballade ‚Sonnenkind‚ widmete. Jedem geht es in diesem Moment wohl ähnlich, der Kloß im Hals wird riesig und die Tränen laufen von allein. Ich hab dieses Lied vorher nie wirklich wahrgenommen und es meistens einfach übersprungen, aber heute und nach diesem Jahr, nimmt es mich vollkommen mit. Was ich da nicht wusste, dieses Lied sollte mich die nächsten Wochen täglich begleiten.
Mit ‚Babylon‚ endet der Abend und die Band verschwindet von der Bühne. Was die Fans aber nicht so hinnehmen wollen und die Jungs unter tosendem Applaus zu einer Zugabe animieren. Nun heißt es, völlige Eskalation. Denn ‚Ficken für den Weltfrieden‚ hab ich schon tage vor dem Konzert laufend vor mir her gesungen.
„Und zum Schluss mein ‚Goldener Schuss‚…“, treffender hätte das letzte Lied nicht gewählt sein können. Alle gaben nochmal Vollgas, und zum absoluten Showdown geht das komplette Publikum in die Hocke. Auch ‚Walking on Rivers‘ lassen sich dass nicht entgehen und unterstützen Antiheld auf der Bühne. Jeder singt so laut er kann und auf 1 – 2 – 3 – 4 lässt Luca seine Konfettikanone platzen und wirklich alle drehen durch. Was für ein Abschluss. Wohin man sieht glückliche Gesichter. Einige plündern noch schnell den Merchstand während es sich die anderen nicht nehmen lassen noch ein Bild mit den Jungs von ‚Walking on Rivers‚ und ‚Antiheld‚ abzustauben.
Ein Abend der Spuren hinterlässt…
Auf die Frage ob ich mir für dieses Band auch Tickets kaufen würde? Definitiv. Es steckt soviel Liebe und Leidenschaft in dieser Show und jeder zollt jedem Respekt und Anerkennung. Die Fans sind dankbar für soviel Liebe und die Band ist dankbar so akzeptiert und gefeiert zu werden, dass sie zusammen ein vollkommen harmonisches Gefühl ausstrahlen.
Am besten ihr überzeugt euch 2020 selbst davon. Die Tourdaten habe ich euch hier hinterlegt. Ob ich dabei sein werde? Natürlich, am Freitag, den 03. April 2020 in Potsdam heißt es wieder: “ Wir sind Antiheld…“