Es ist Samstagabend, der letzte im Juli und das erste Mal in diesem Jahr beziehungsweise nach zehn Monaten, dass ich ein Konzert besuche. Die Stuttgarter Band ANTIHELD sind zu Gast in Hannover und laden zum Konzert im “acht & siebzig” ein.
Der Biergarten des Vereinsgeländes von Hannover 78 liegt idyllisch gelegen eingebettet von Maschsee, Ihme und dem schnellen Graben. Die perfekte Location also für ein kleines feines Sommerkonzert, welches unter dem Motto “Live und in Farbe” stand. Um einen entspannten und stressfreien Samstagabend zu verbringen, gesellten wir uns gegen 18.30 Uhr zum Einlass, die geltenden Hygieneregeln sowie Registrierung schlossen wir ab und betraten 19 Uhr das Vereinsgelände. Nachdem wir uns einen ersten Eindruck verschafft haben, ging es bewaffnet mit einem kleinen Snack und einem kühlen Nass zu den Sitzplätzen. Ein Vorteil hat natürlich so ein Corona-konformes Konzert. Wo man normal im Stehen warten muss oder auf dem Boden sitzt, konnte man nun gemütlich im Grünen auf seinem Stühlchen noch ein Häppchen essen und sich für den Abend stärken.
Rockstar-Allüren?
Was wäre so ein Rockkonzert wenn nicht die Band in gewohnter Rocker-Manier circa 20 Minuten zu spät auf der Bühne stehen würde, um den Abend einzuläuten. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Jede Minute die, die Fans länger auf ihre Band warteten, wurde mit frenetischem Applaus gefeiert als die Stuttgarter Jungs die Bühne betraten.
Energiegeladen beginnt die Show mit dem Opener “Motten um Licht” und jeder weiß sofort wohin die Reise geht. Dieser Abend wird alles, aber nicht langweilig. Sänger Luca hält mehrfach inne und bedankt sich, dass die Fans immer noch da sind und zu den Shows kommen. Man merkt jedem an wie glücklich und fröhlich sie über die Chance sind, wieder auftreten zu dürfen. Und so wurden nach Songs wie “Sommer unseres Lebens”, “My only Friend” & “Irgendwo stirbt grad ein Kind” auch die Klassiker rausgeholt. Nachdem “Babylon” den Anfang gemacht hat, kommt mit “Goldener Schuss” einer der Kracher schlechthin. Schon seit Beginn der Show, forderte Luca die Fans auf sich hinzustellen, nun geht es aber in die Hocke und zum letzten Refrain gibt es kein Halten mehr.
Nachdem im vergangenen Jahr Schlagzeuger Arne sowie in diesem Jahr der Allrounder Henry die Band verließen, gab es nun zwei Neuzugänge, die in die ANTIHELD-Familie aufgenommen wurden.
Und plötzlich wird es still und Luca steht mit der Klampfe unterm Arm und singt den Song “Sonnenkind” für seinen verstorbenen Freund. Nun wurde es schwer die Gefühle unter Kontrolle zu halten. Und schon sind die Gedanken dem Himmel näher als der Erde und eine Träne bahnt sich ihren Weg.
Doch viel Zeit zum Sinnieren bleibt nicht, denn schon stehen mit “Alles Gute für den Winter” und “oh bitte, mach mich ein letztes Mal kaputt” die nächsten neuen Songs in den Startlöchern. Und dann kam das Lied,mit welchem für mich alles anfing – “Berlin am Meer” – und das ganze Publikum tobt.
Wenig später dann der zweite hochemotionale Moment. Luca erzählt vom Verlust ihres Freundes, welcher die wichtigsten ANTIHELD-Jahre als Manager & Booker mitgeprägt hat und für welchen sie „Wiegenlied“ geschrieben haben. Mit „Von Schmerz & Apotheken“ endet nicht nur das „Disturbia“-Album, sondern auch diese Show. Doch das lassen die ANTIHELD-Fans nicht zu. „Zugabe, Zugabe“ ertönte es mit anhaltendem Beifall durch die Nacht und das trotz der kleinen Publikumsmenge.
Wir sind… ANTIHELD
Sprechchöre leiteten die Zugabe ein, die mit „Ma Petite Belle“ und „Ficken für den Weltfrieden“ dem Abend seine Krone aufsetzte. Spätestens beim letzten Song hielt es wirklich niemand mehr auf seinem Platz aus und das Publikum verabschiedet die Band mit einem Endorphin-Rausch in die Nacht. Doch bevor sich die Band von der Bühne begibt lädt Sänger Luca noch zum gewohnten Treffen am Merchandise-Stand ein.
Also ging es auch für uns noch zum Merchandise-Stand, um ein paar Worte zu wechseln. Nachdem wir uns vor fast zwei Jahren zum ersten und vorerst letzten ANTIHELD-Konzert inkl. Festivalstalker-Interview getroffen hatten war die Wiedersehensfreude umso größer. So wechselten wir ein paar Herzlichkeiten und nette Worte und der Moment wurde für die Ewigkeit festgehalten. Wir verabschiedeten uns in der Hoffnung bei künftigen Shows wieder dabei zu sein.
