Elfmorgen stellen sich dem Festivalstalker im Interview
FS: Bier oder Schnaps?
E: Apfelschnaps
FS: Was war euer größtes Bühnen Erlebnis?
E: Ganz klar letztes Jahr Open Flair. Wir haben mitbekommen, dass ein Slot am Samstagabend auf der Seebühne frei war und zwar direkt vor Feine Sahne Fischfilet, aber zeitgleich zu Marteria. Wir haben sofort gesagt, dass wir den Slot super gerne spielen würden. Viele haben uns davon abgeraten, weil sowieso keiner kommen würde, weil eben der Headliner des Abends zur selben Zeit auf der Hauptbühne spielt. Wir haben uns gedacht, lieber vor wenigen spielen, als gar nicht. Die Orga-Leute haben dann irgendwann gesagt, ja komm lass Elfmorgen spielen. Wir waren mega aufgeregt und wir wollten diese Chance nicht versauen. Samstagabend 22.00 Seebühne war für uns wie ein 6er im Lotto.
Am Ende waren es wohl knapp 5.000 Leute, die den Moment mit uns gefeiert haben. Es war einfach unglaublich…
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FS: Inspiration für das neue Album?
E: Die Hauptinspiration für das Album, ist wohl unser tägliches Leben. Der Blick in die Nachrichten und die immer größer werdende negative Grundstimmung im Land, die uns große Sorgen bereitet und da ganz im Vordergrund, die Tendenz, dass die Menschen aus der sogenannten bürgerlichen Mitte immer weiter nach rechts rutschen.
Aber in unserem Leben, spielt auch Freundschaft, Familie und das Zuhause eine wichtige Rolle.
FS: Warum seid ihr die älteste Newcomer Band der Welt?
E: Weil uns bisher noch niemand das Gegenteil bewiesen hat, weil es die gefährlichste Band und die beste Band der Welt schon gibt. Spaß, irgendein ein Redakteur hat uns die Auszeichnung mal verliehen und wir fanden das irgendwie passend.
FS: Was ist eurer Meinung nach das größte Problem der Gesellschaft und was können wir und sollten wir verändern?
E: Puh, das ist eine sehr schwierige Frage und ich glaube, dass es darauf keine richtige Antwort gibt. Ein Problem, könnte sein, dass viele Menschen aus der Geschichte nichts gelernt haben. Das was zur Zeit im Land passiert, hat so viele Parallelen zu früher und wir müssen noch aktiver und lauter werden, damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Ein weiteres Problem ist in meinen Augen auch, dass das Böse immer lauter ist, als das Gute. Wer schreit wird gehört. Menschen lassen sich Angst machen und wer Angst hat bietet einen wunderbaren Nährboden für die rechte Brut. Wir müssen aufklären und die Stimmen erheben, sagen was uns nicht passt. Wir haben eine Verantwortung, nicht nur für uns, sondern für viele Generationen die nach uns kommen. Wir unterstützen die „Friday for Future“ Bewegung, sind Paten für eine Schule ohne Rassimus usw. Jeder hat die Chance sich für etwas Gutes stark zu machen. Wir dürfen aber, bei allem was grade schief läuft, den Kopf nicht länger in den Sand stecken, wir müssen den Arsch hoch kriegen und uns engagieren. Demokratie kann nur überleben, wenn wir uns für sie einsetzen und sie schützen.
FS: Gibt es Songs oder Alben, die Ihr gar nicht mehr mögt?
E: Es gibt sicher unzählige Songs und Alben, die wir nicht mögen, z.B. von Revolverheld oder so, aber die mochten wir auch noch nie.
FS: Was bedeutet euer Album für die heutige Zeit/ momentane Zeit?
E: Für uns bedeutet das neue Album „ZUHAUSE“ einfach alles. Wir haben uns sehr viel Zeit für die Platte gelassen, haben viel probiert und noch mehr wieder verworfen, jetzt sind wir mega glücklich damit. DAS BESTE ELFMORGEN ALBUM ALLER ZEITEN…! Für die heutige oder momentane Zeit, könnte das Album: zum nachdenken anregen, zum Feiern animieren, zum Tanzen auffordern und zum Diskutieren einladen. Vielleicht macht es Mut sich zu engagieren, vielleicht stößt es manche ab. Genau weiß man es nie, aber wir mögen ZUHAUSE sehr.
Was hat euch bewogen nach acht Jahren Albumabstinenz wieder ins Studio zu gehen?
Acht Jahre klingt so fies. Wir haben ja in den 8 Jahren nicht nichts getan, wir haben ein paar EP´s aufgenommen und unendliche viele Konzerte gespielt. Wir waren 2 Jahre quasi mit Kapelle Petra auf Tour, es gab berufsbedingt einige Umbesetzungen und wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben, oder so… wir haben uns gedacht, wenn man nichts spannendes zu erzählen hat, sollte man einfach die Klappe halten. ELFMORGEN hat in den letzten beiden Jahren wieder richtig Fahrt aufgenommen. Die Mannschaft hat wieder richtig Bock auf den Rock n´ Roll Zirkus bekommen und dann war es einfach wieder dran ein ganzes Album aufzunehmen.
FS: „Zuhause“ ist ein sehr persönlicher Titel. Dabei gibt es gar keinen Song auf dem Album der so heißt. Wie kam es zu dazu? Repräsentieren die Songs Teile eures Zuhauses? „
E: Wir haben uns lange Gedanken gemacht, wie das Album heißen könnte. Wir haben vor den Albumaufnahmen ein paar Tonstudios ausprobiert und haben dann festgestellt, dass wir am kreativsten und effektivsten bei uns im Proberaum sind. Darin haben wir während des Schreibens unfassbar viel Zeit verbracht. Der Proberaum wurde zu unserem ZUHAUSE. Dann haben wir den Entschluss gefasst, das Album auch im eigenen Proberaum aufzunehmen. Hier fühlen wir uns einfach am wohlsten, hier können wir frei arbeiten. Daraus entstand die Idee zum Albumtitel. Zuhause ist es einfach am Schönsten. Alle Songs handeln mehr oder weniger von ZUHAUSE.
FS: „Nur für dich““ ist der Liebessong des Albums. Worum geht es darin? Warum ist dieser Track so wichtig für euch, dass er die zweite Singleauskopplung werden sollte? „
E: Von allen ernsten Themen, ist die Liebe das Beste. Einen Menschen zu lieben ist das Eine, aber dem Menschen das auch zu sagen oder zu zeigen ist eine ganz andere Hausnummer. Wer schon mal mit seinem Partner samstags zu IKEA gefahren ist und danach immer noch verliebt war, der weiß von was wir sprechen. Das ist nämlich ein großer Liebesbeweis. Auf dem Album sind 11-12 Songs, die uns alle sehr wichtig sind. Irgendwann muss man sich aber entscheiden und wir wollten mit „NUR FÜR DICH“ gezielt etwas Sonnenschein in den grauen Herbst bringen. LIEBE SALES…
FS: Sogar in diesem Video habt ihr ein kleines politisches Statement versteckt. Wie wichtig ist euch politische Aufklärung/ Statements/ Standpunktvertretung in der Musik und von Bands?
E: Ihr habt die Botschaft gesehen, sehr schön…
Das ist für uns seid Bandgründung (vor fast 25 Jahren) einer der wichtigsten Punkte überhaupt. Wir wollten von Anfang an jede Diskussion im Keim ersticken. ELFMORGEN steht für eine kunterbunte, weltoffene, antihomophobe, antisexistische und antifaschistische Grundhaltung. Wir haben das Privileg vor Menschen auftreten zu dürfen. Wir haben also eine Stimme, die verstärkt über Mikrofone laut gehört werden kann und da sehen wir es als unsere Pflicht an ein klares und unmissverständliches Statement für eine offene Gesellschaft abzugeben. Ich verstehe Künstler nicht, die diese Chance nicht nutzen. Ich lese dann hin und wieder Kommentare in denen so Sachen wie: Musik sollte unpolitische sein und so einen Quatsch steht. Die „Kollegen“, die die Charts im Moment mit deutschsprachiger Musik quasi dominieren, wollen es sich nur nicht mit der Kaufkraft aller Lager vermiesen. Da halten sie lieber die Klappe… Rechte Musik (auf sogenannten Schulhof-CD´s) ist nachweislich als Einstiegszenario in die rechte Szene zu sehen. Da müssen wir nachlegen. KEIN BOCK AUF NAZIS haben mit ihren Samplern schon früh damit angefangen, dem entgegen zu wirken.
FS: Ihr geht bald wieder auf Tour, auf was dürfen die Fans sich freuen?
E: Auf eine hungrige Band, auf ein spontane, mitreißende und mit Sicherheit kurzweilige Show. Gute Laune, liebe Menschen und APFELSCHNAPS…
FS: Danke für die Zeit! – Habt ihr noch was auf dem Herzen, was Ihr euren Fans mitteilen wollt?
E: Seid so gut, bleibt so gut…