Emil Bulls X-Mas Bash München

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X-Mas Bash Wiesbaden
Pia Böhl
8.8

Emil Bulls spielen Heimspiel-Konzert

Es ist Samstag, der 07.Dezember. Im Backstage Werk in München ist es heiß, stickig und feucht. Körperausdünstungen verschiedenster Mosher, Crowdsurfer und Biertrinker sammeln sich an Decken und Säulen und tropfen auf die bereits schon Schweißgebadeten. Interessieren tut dies eigentlich niemand – jede Person in dieser Mosh-Arena schiebt gerade ihren eigenen Film. Entweder betrunken oder im Eifer des Gefechts, oder wegen Beidem.
Mein Körper hat bereits gegen Anfang des Konzerts aufgegeben, da er ohne Sauerstoff nicht so arbeitsfähig ist wie die der langjährigen Bulls-Fans. Ich liege also halb tot unter der wohl einzigen Klimaanlage und versuche den Rest des Konzerts zu lauschen – ohne zusammen zu fallen.

Samstag mittags machten wir uns zu fünft auf in Richtung bayrische Landeshauptstadt. In München fand mal wieder die jährliche Ausgabe der X-Mas-Bash Tour ihren Höhepunkt, das Heimspiel für die international bekannten Emil Bulls. Die seit 25 Jahren bestehende Alternative-Metal-Band bespielte zwar die letzten Jahre auch bei den ganz großen Festivals, wie zum Beispiel dem Wacken Open Air, die Hauptbühnen, ist aber vor allem für ihre verrückte und intensive Underground-Fan-Szene bekannt.
Da ich seit einiger Zeit mit einem dieser Undergrounder zusammen bin, bleibt mir (zu meinem Glück) kein Konzert der Bulls erspart.

[amazonjs asin=“B074Z5K1D2″ locale=“DE“ title=“Kill Your Demons“] Aufgrund des mal wieder schrecklichen Verkehrs und ein par Bier zu viel im Hotel, kamen wir erst gegen 19:30 Uhr im Backstage Werk in München an. Dier erste Vorband, Improvement, waren leider etwas früher da als wir und bespielten so die bereits anwesenden Fans. Zum Auftritt der Grizzlys waren wir noch rechtzeitig und tanzten uns schon mal etwas zur Mukke unserer Karlruher Kollegen ein.

Es folgten ein paar weitere Bier, ein Besuch beim Merch, gefolgt von einem Shot mit dem Sänger der Grizzlys. Zu Annisokay fanden wir uns vor der Bühne wieder. Die Band konnte vor allem mit ihrem neuen Sänger, ordentlich überzeugen.

Der Umbau ließ sich Zeit. Als wir uns gerade noch eine Zigarette gönnten hörte man das Publikum rufen und die Klänge des Manowar-Hits The Crown and the King. Wir stürmten in die Halle und in die abgesenkte, von Treppen eingekesselte „Arena“.

Der Abend mit den Bulls, startete mit The Reckoning , gefolgt vom Cover Tell it to my heart. Letzeres befindet sich auf der aktuellen Platte Mixtape, einem Coveralbum. Emil Bulls haben vor ein paar Monaten einen Aufruf an ihre Fans geschaltet, ihnen mit zu teilen, welche Songs sie von diesem Album auf der X-Mas-Bash-Tour hören wollen. Fannähe wird hier noch groß geschrieben.
Ab jetzt startete die Party so richtig durch: Zu Hearteater und Not tonight Josephine eskalierte das Publikum wieder komplett – da ist das Pit nichts für schwache Nerven.
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Die Band hämmerte los und gab alles was sie so drauf hatten, in gewohnter Bulls-Qualität. Here comes the fire und The most evil spell heizten dem Backstage Werk nur weiter ein, im Publikum flogen Bierbecher und Crowdsurfer.  Bei Collapsed Memories, klappte dann auch mein Kreislauf zusammen und ich versuchte einen Weg aus der Masse zu einem Getränkestand zu finden. Mit einem Wasser setzte ich mich dann auf eine weiter hinten gelegene Tribüne, direkt unter die wohl einzige funktionierende Klimaanlage.

Während vorne Anarchie herrschte rang ich hier hinten nach Luft. Die Bulls, die es irgendwie schafften ohne Sauerstoff ein Hammer Set abzuliefern, versuchten nun Kontakt zu ihrem Publikum aufzunehmen. Dieses hatte aber nur Interesse daran patriotisch den Namen ihrer Band zu brüllen. Es folgten viele weitere Hochkaräter der Band wie Time, Nothing in this world, When God was sleeping und the Age of Revolution. Dann machten die Jungs eine kurze Kunstpause.

Wo andere Bands normalerweise aufhören, fangen die Emil Bulls erst an: Die Zugabe begann mit Winterblood und Mr.Brightside. Beflügelt vom neuen, rockigen Klang des Killer-Klassikers schleppte ich mich wieder vor und lief gegen eine Wand aus Hitze und Schweiß. Die nächsten Songs, Euphoria und the Jaws of Oblivion, schaute ich mir noch von der Treppe aus an. Zu Where is my mind, einem Cover der Pixies, ließ ich mich dann langsam wieder in die „Arena“ gleiten.
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Jetzt war es aber vorbei oder? Nö.

Sie hatten immer noch nicht genug. Die Bulls kamen zu einer zweiten und letzten Zugabe auf die kleine Bühne des Backstage Werks. Der Stimmung taten die Pausen gut. Mit neuer Energie feierten die Leute zu the Ninth Wave, Take on me (Aha Cover) und Man or Mouse ab. Der letzte Song des Abends war Worlds Apart, tatsächlich sogar mein Lieblingssong der Band. Die Masse ahnte wohl, dass sich der Abend dem Ende zu neigte und gab nochmal alles was möglich war. Zum Ende rief Chris seine Fans auf, die Bühne zu stürmen, und so geschah es.

FAZIT: Emil Bulls sind eine wahnsinnige Band – vor allem live. Was auf CDs zunächst so nett und lieb klingt (von mir auch gerne als Kitsch-Metal bezeichnet) schmeißt dann doch im Pit den größten und härtesten Metaller um. Neben dieser unglaublich aggressiven Feierwut, die die Bulls live in ihren Fans auslösen können, treffen sie ebenso mit ihren emotionalen Texten voll ins Herz. Eine absolut empfehlenswerte Liveband.

Die Fotogalerie zum X-Mas Bash in Wiesbaden findet ihr übrigens hier.

Unser Fazit


Stimmung
10
Sound
8
Location
7
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10