Das lange Warten hat endlich ein Ende. Nachdem die Stuttgarter Band ANTIHELD ihr Releasedatum schon zweimal verschieben musste, war es nun soweit und Disturbia erblickte am 09. April 2021 das Licht der Welt.
Happy Release ANTIHELD
Anders als die beiden Vorgänger-Alben kommt Disturbia düster und ehrlicher daher und greift das derzeitige Gefühl vieler Menschen auf. Damit trennt sich die Band endgültig von ihrem Pop-Image und erreicht mit diesem Album ein neues Level. Von ihrem Debütalbum Keine Legenden, auf welchem sie ihre Musik noch als Straßenköter-Pop bezeichnen, bis hin zu Disturbia war es ein langer Weg für die Jungs. Doch nun scheinen mit diesem Album nicht nur die Grenzen überschritten worden sein, sondern auch die Ketten der Last die sie trugen, gebrochen. So schwerwiegend die Themen auf Disturbia auch sind, so leicht malen die Worte Bilder.
Durch das mehrfache Verschieben des Releasedatums, konnte die Band die lange Promophase gut nutzen und veröffentlichte vorab 7 der 13 Tracks und entfachte mit jedem einzelnen einen regelrechten Hype auf das Album. Jeder Song kam bei den Fans gut an und wurde via Livestream und Weißweinschorle frenetisch gefeiert. Ob der erste Song „sommer unseres lebens“, welcher vergangenes Jahr in den ersten Monaten der anhaltenden Pandemie geschrieben und veröffentlicht wurde oder die zuletzt veröffentlichte Hommage an den verstorbenen Manager und Freund der Band.
Unter die Lupe
Da auch „motten um licht“, „my only friend“, „irgendwo stirbt grad ein kind“, „himmelblau“ und „standing in line“ schon vorab als Single erschienen sind, startete ich anders als gewöhnlich mit Lied Nummer 7 – „chaos intro“ in das Album, welches als anrufbeantworter-ähnliche Rede des Joker aus „The Dark Knight“ eingesprochen wurde. Ein ruhig gesprochenes Intro leitet den gleichnamigen Song „chaos“ perfekt ein. Dieser wird wohl der ultimative Song der künftigen Konzerte sein, denn ab dem ersten Akkord versprüht er die pure Energie.
Nachdem in „alles für den winter“ der momentan ohnmächtig erscheinenden Gesellschaft der Spiegel der derzeitige Situation vorgehalten wird, geht es in „oh bitte, mach mich ein letztes mal kaputt“ gleich mit der nächsten Abrechnung – einer vergangenen Liebe – weiter.
Dann folgt das Lied, welches ich nach nun mehrfachem Hören definitiv als Lieblingssong einstufe – „alles nichts“. Es beschreibt perfekt mein aktuelles Empfinden und geht daher vom Kopf direkt ins Herz und bleibt. „Wir wollen doch nur, noch ’n bisschen sein. Und die Verzweiflung, in den Himmel schrei´n.“
„schmerz & apotheken“ beendet das Album doch recht poplastig mit vielen Zitaten aus den einzelnen Song und rundet es somit perfekt ab.
Fazit
Es ist ein durchweg gut durchdachtes, ehrliches und absolut persönliches Album, welches Höhen und Tiefen hat, jedoch eins nicht ist – LANGWEILIG. Den nach zwei poppigen Alben, kommt dieses düsterer den je daher und lässt ANTIHELD im neuen Licht erscheinen.
Tracklist
1. Sommer Unseres Lebens
2. Motten Um Licht
3. My Only Friend
4. Irgendwo Stirbt Grad Ein Kind
5. Himmelblau
6. Standing In Line
7. Chaos Intro
8. Chaos
9. Alles Gute Für Den Winter
10. Oh Bitte Mach Mich Ein Letztes Mal Kaputt
11. Alles Nichts
12. Wiegenlied
13. Von Schmerz & Apotheken