Ghetto Royal im Interview mit dem Festivalstalker

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Fotocredit:
thomasweishäupl

Hallo Ghetto Royal, vielen Dank dass Ihr euch Zeit für uns genommen habt.

Festivalstalker: Bevor wir starten… Bier oder Wein? Müssen euch ja was einschenken. 🙂

Michael Ammon: Habt ihr auch einen frisch gepressten O-Saft?
Bin momentan 24/7 im Studio. Wenn schon wenig Schlaf, dann wenigstens Vitamine!

Festivalstalker: Ihr habt einen Tag die Weltherrschaft, was würdet Ihr verändern?

Michael Ammon: Geile Frage! Grundsätzlich möchte ich bzw. wir so frei und unkonventionell wie möglich leben. Und mit „Wir“ meine ich auch unsere Mitlebewesen.

Deshalb würden in meinem Utopia ein paar institutionelle Köpfe rollen.
Die ersten 3 Punkte auf der Agenda wären:


1. Weltweit gleiches Tier- und Menschenrecht einführen, damit Massentierhaltung, Ausbeutung und Co. endlich Geschichte wird. Wir müssen jetzt positiv gegensteuern, damit die späteren Auswirkungen und Maßnahmen nicht zu drakonisch werden. Man muss die Hebel jetzt umlegen und kann nicht noch 50 Jahre warten, bis es der Letzte gecheckt und akzeptiert hat. Außerhalb meiner Utopie gehe ich aber eher vom üblichen politischen Schneckentempo aus.

2. Die meisten Religionen würde ich vermutlich abschaffen und durch einen Mix aus Ethik und buddhistisch angehauchten Werten ersetzen.
Jeder könnte natürlich auch weiter frei an Gott, den Osterhasen oder das Spaghetti-Monster glauben, aber bitte nur noch privat. Es wäre somit das, was es letztlich eben ist: Ein Glaube an irgendwas.. Nicht mehr und nicht weniger. Ein privates Hobby, wie Yoga und Pilates – Falls es dir hilft, schön für dich, aber lass die anderen damit in Ruhe.

Ein Glaube an irgendetwas Übersinnliches oder an irgendwelche alten Schriften sollte keinerlei realen Einfluss auf Politik und somit ja zwangsweise auch pauschal auf das Leben der Menschen haben. Keine Kirchensteuer, keine moralische Meinungshoheit und kein Fanatismus mehr!

3. Ich fände weltweit auch das Konzept einer Expertenregierung interessant. Also mehr Einsatz unabhängiger und wirklicher Experten in den jeweiligen Bereichen (z.B. Bildung, Landwirtschaft, Gesundheit usw.), statt dem immensen Überschuss an teils fach- und praxisfernen Politkern oder Despoten. Sozusagen ein Kabinett aus echten Koryphäen und ein paar weniger Politikern, die genügend Ahnung, Charisma und Charakter mitbringen, um es dem Bürger näher bringen zu können.
Ein Bildungssystem mit liberaleren und essentiellen Schwerpunkten wär ebenfalls notwendig.

Jetzt mag es manchen Konservativen und Traditionellen vielleicht die Haare aufstellen, aber ehrlich gesagt: Eigentlich ist doch nur die scheinbare Normalität, in der wir grade leben, ziemlich irre.
Nicht die vagen Wünsche, die die obigen Punkte skizzieren.

Festivalstalker: Auf welchem Festival würdet ihr gerne mal spielen?

Michael Ammon:

Definitiv da wo die derbste Stimmung ist, wo viele Leute sind und wo die Gage stimmt.
Dieses dauernde Unter-Wert-Verkaufen überschwemmt den Markt.

Um noch ein wenig in meiner Utopie zu bleiben – Wir hätten richtig Bock auf Rock im Park / Rock am Ring, Southside oder…Rock in Rio. (lacht)

Unsere Review zu Gute Laune Müsli findet Ihr hier: https://www.festivalstalker.de/festivalstalker-kooperiert-mit-ghetto-royal-zu-gute-laune-muesli/

Festivalstalker: Wie beschreibt Ihr euren Sound jemanden, der euch noch nie gehört hat?

Michael Ammon: Dreckig & pompös! (lacht)

Wir machen unser eigenes Ding und wollen nicht klingen wie die x-te Deutschrock-Band.

Unser Ziel ist es, dass Jedem nach den ersten Takten und Zeilen klar ist: Das ist ein GHETTO ROYAL Song!

Das scheint uns soweit auch recht gut zu gelingen, zumindest wenn man den Presse- oder Hörer-Stimmen Glauben schenken mag.
Wir machen was wir wollen – im Vordergrund steht dabei immer die künstlerische Vision. Wir müssen auch nicht irgendwann in die Charts oder gar im Mainstream stattfinden, wir erreichen lieber die Abgefuckten, Underdogs, Freigeister und Außenseiter. Lieber eine stabile Base, als lauter Fähnchen im Wind!

Festivalstalker: Wie kommt Ihr in der Zeit von Covid 19 mit euren Fans in Kontakt?

Michael Ammon: Natürlich auch via Instagram, Facebook und Co. Wir versuchen auch soweit auf alle DM’s zu antworten und sind da relativ aktiv.

Aber uns fehlt der Kontakt, der bei einem Konzert entsteht. Das ist ehrlicher und direkter. Und man ist nicht auf das Wohlwollen diverser Algorithmen angewiesen.

Wir hätten proforma auch ein TIKTOK-Profil erstellt, nutzen es aber nicht wirklich. (lacht)
95% des Contents dort kotzt mich so dermaßen an, dass ich das nicht weiter verfolge. Außerdem finde ich es auch etwas befremdlich, wenn Künstler mittlerweile mehr Zeit auf TikTok und Co. verbringen, als halbwegs geistreiche oder coole Songs zu schreiben.

Also nicht falsch verstehen: Wir sind schon auch lustige Kerlchen und ballern gut an Content weg, aber wir werden uns definitiv nicht für ein paar Likes zum Affen machen.

Festivalstalker: Könnt Ihr schon lustige Fan Geschichten erzählen? Liebesbriefe o.ä?

Michael Ammon: Es gab natürlich mal BH’s und Hös‘chen, die einem auf der Bühne um die Ohren flogen. (lacht)
Aber etwas skurril war es z.B. in München mit ein paar ultra-christlichen Rappern, die vor uns gespielt haben und im Anschluss mit ihrer ganzen Entourage im Publikum ultra am Pogen und Ausflippen waren. Zu Zeilen wie „Wir feiern unser Sein ohne Heiligenschein, wir sind so dreckig, aber mit uns im Rein‘!“
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie sich im Klaren waren, dass sie grade ein paar queere Atheisten abfeiern, aber sie hatten definitiv ne geile Zeit und wir auch!

Festivalstalker: Wenn Ihr Gute Laune Müsli hört, was erweckt das gerade in euch?

Michael Ammon: Hm, gerade..
Ich weiß derzeit auf jeden Fall „warum mein Herz schwer wird“.

Ich bin thematisch momentan auf viele Abgründe fokussiert, weil ich eigentlich 24/7 an unserem zweiten Album arbeite.

Die Aussicht, dass wir noch lange mit den derzeitigen Beschränkungen leben werden, zukünftige Pandemien und Krankheiten, Spaltung der Gesellschaft, der Rattenschwanz des Klimawandels und wie populistische Parteien oder Gruppierungen das Ganze dann für sich nutzen werden. Und und und.
Es ist von allem zuviel, da hilft kein Gute Laune Müsli.

Festivalstalker: Mit welcher Band würdet Ihr gerne mal auf Tour gehen?

Michael Ammon: Auf Tour kommt man sich ja doch näher, deshalb am liebsten mit Bands oder Künstlern, die lustig drauf sind, deren Ego sich in Grenzen hält und die auch mit sich selbst halbwegs im Reinen sind. Große Dramen braucht kein Mensch. Wenn man länger unterwegs ist, schon gleich gar nicht.

Mit den Foo Fighters oder Onkelz wär es vermutlich relaxed, interessant und einzigartig. Die beiden Bands erwecken bei mir zumindest den Eindruck, dass sie trotz ihres Status nicht vergessen haben, woher sie kommen, immer noch Spaß an der Sache haben und abliefern. Nicht zu vergessen, dass die Hallen groß und proppenvoll sind und man davon noch seinen Enkeln berichten könnte.

Festivalstalker: Was können die Fans von euch erwarten, wenn Ihr auf Tour wieder die Bühne rockt?

Michael Ammon: Auf eine richtig fette Show und ein Set mit vielen neuen Songs! Da werden einige krasse Banger dabei sein, die perfekt zum Ausrasten sind. Uns juckt es mittlerweile auch schon richtig in den Fingern die neuen Sachen auf die Bühne zu bringen. Das wird definitiv ein Abriss!

Festivalstalker:

Vielen Dank, dass Ihr euch Zeit genommen habt.

Cheeeers