Homage an Meister Onkel Alfred – Eminems „Music to get murdered by“

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Offizielles Cover

„Shady’s back“

Er hat es wieder getan – bereits 2018 veröffentlichte der selbsternannte Rap God Eminem ohne Vorankündigung sein Album Kamikaze und überraschte damit seine Fans. Heute, am 17. Januar 2020, konnten sich seine Anhänger überraschend über neues Material freuen. Auf Twitter veröffentlichte der 47 Jährige das Cover seines neuen Albums Music to get murdered by, auf welchem er mit Axt und Revolver posiert und das Cover des gleichnamigen Albums von Horrorlegende Alfred Hitchcock nachstellt. Dazu schrieb er: „Es ist eure Beerdigung.“ Provokant wie eh und je also. Und wie bereits Titel, Cover und die Homage an einen der bekanntesten Horrorfilmregisseure aller Zeiten anpreisen, haben es auch die Songs des Albums in sich.

Explizite Inhalte und Schocker

Inhaltlich ist Music to get murdered by geprägt von regelrechten Ausbrüchen an Gewaltfantasien und einer Masse an Bezügen auf wirklich stattgefundene Bombenanschläge und Amokläufe. In dem Song Darkness, welcher auch die erste Singleauskopplung ist, imaginiert Eminem die Gedanken eines Massenmörders, der bei einem Country-Music-Festival in Las Vegas 2017 58 Menschen aus einem Hotelfenster erschoss. Auf den Bombenanschlag auf ein Konzert von Ariana Grande bezieht sich der Titel Unaccomodating. Dabei kamen 2017 in Manchester 22 Menschen ums Leben. Doch auch vermeintlich greifbarere Inhalte aggressiver Form sind vertreten: In Stepdad etwa rappt Eminem über die Schläge, die ihm sein Stiefvater als Kind verpasste, und spinnt dabei eine tödliche Rachefantasie.

Homage an den Horror-Meister

Doch vergessen wir nicht die Homage an Alfred Hitchcock persönlich, den Eminem in einem Tweet als Meister Onkel Alfred bezeichnet. So heißt es beispielsweise im Interlude: „Mein Name ist Alfred Hitchcock und das ist Musik, zu der man sich ermorden lässt. Das ist Stimmungsmusik in der Halsschlagader. Also, warum entspannt ihr euch nicht? Lehnt euch zurück und lasst es euch gut gehen, bis der Gerichtsmediziner kommt.“ An mehreren Stellen des Albums sampelt der Rapper die Erläuterungen des 1980 verstorbenen Regisseurs, welche von schwarzem Humor gesprickt sind. So spricht am Ende Hitchcock beispielsweise von einem Danse Macabre, der vollführt werden soll. Eine Idee, mit der Eminem sich offenkundig identifizieren kann.

„Be a king? Think not, why be a king when you can be a god?“

Nicht zuletzt ist Music to get murdered by eine Antwort an alle Kritiker, die meinen, Eminem hätte seine besten Jahre längst hinter sich. So klagt er ein, dass auch lange Karrieren im Hip Hop Geschäft geschätzt werden sollten. Diese Aussage unterstreicht der Rapper mit einer gekonnten Mischung aus Trap-Anklängen und Autotune-Spielereien. Dass er sehr genau um Blick hat, wie sich der moderne Hip Hop in den letzten Jahren entwickelt hat, ist also unumstritten. Und doch gelingt es Eminem, sehr bei sich selbst und den eigenen Wurzeln zu bleiben. Das mag auch daran liegen, dass Dr. Dre, Eminems Ziehvater zu Beginn seiner Karriere, als Executive Peoducer und stellenweise direkt im Studio Einfluss auf den Sound hatte. Zu hören sind übrigens auch Gaststars wie Ed Sheeran, Slaughterhouse oder Juice WRLD, der tragischer Weise vergangenen Dezember im Alter von nur 21 Jahren verstarb.

Für Kritiker ist Music to get murdered by eine Anhäufung von geschmacklosen Provokationen. Fans hingegen sind begeistert und werden nicht müde zu betonen, dass Eminem schon immer gerne und gekonnt provoziert. Sie bezeichnen das Album als Meisterwerk. Welcher Argumentation man mehr Authenzität zubringen möchte, sei einem jeden selbst überlassenen. Nur so viel: Wieder einmal hat Eminem gekonnt bewiesen, warum ein wahrer Rap God ist.

Online könnt ihr das Album bereits hören, beispielsweise auf Amazon Music. CDs können vorbestellt werden.