Wir haben uns anlässlich ihrer neuen Single „Ich kann das alles nicht mehr“ mit das Lumpenpack zum Interview virtuell getroffen und mal ein bisschen über ihre neuen, aber auch die etwas älteren Songs gequatscht.
Festivalstalker: Hallo Lumpenpack! Wie geht es euch? Seid ihr gut ins neue Jahr gekommen?
Jonas: Gekommen, ja! *lacht*
Max: Gekommen, ja! *lacht* Nee, es geht uns super, würde ich sagen. Also ich find immer die Zeit so zwischen den Jahren ’n bisschen anstrengend, dann da auch wieder rauszukommen, aber ich glaub wir haben den Grind wieder gut gefasst.
Festivalstalker: Ihr habt letzten Freitag ja euren neuen Song „Ich kann das alles nicht mehr“ veröffentlicht. Was müsste denn passieren, damit ihr wieder könnt?
Jonas: *schüttelt mit dem Kopf und lacht* Der Zug ist abgefahren.
Max: *lacht*
Jonas: Ich glaub das ist, … wir haben jetzt einfach den Kreis geschlossen. Für uns war das musikalisch so’n bisschen wichtig die Zeit nach „WZF“, den wir 2020 rausgebracht haben, der das ganze Geschehen so ’n bisschen ratlos beobachtet hat und erschrocken. Wir wollten den Kreis jetzt endlich mal schließen, damit die Leute nicht mehr fragen: „Leute wann kommt denn der nächste Teil von „WZF“?“ Wir haben jetzt quasi da den Deckel drauf gemacht und gesagt „Nee Leute!“. Es ist einfach aus der Ratlosigkeit und dem Staunen ist ein Kopfschütteln geworden.
Festivalstalker: Okay! Im Vergleich zu anderen, vorherigen Musik-Videos ist ja „Ich kann das alles nicht mehr“ besonders aufwendig, wahrscheinlich mit all diesen kleinen Video-Schnipseln, oder?
Max: Erstaunlicherweise gar nicht, würde ich sagen. Ich empfand den Dreh zum Glück als viel unaufwendiger als Vieles was wir vorher gemacht haben. Vielleicht, weil uns das Internet einfach so sehr liegt. Ich kann’s gar nicht genau sagen. Es fiehl uns sehr leicht das zu machen, irgendwie.
Jonas: Nee! Also wir wussten ja vor allen Dingen, dass diese Internet-Ästhetik immer dann verliert, wenn sie high-class aufgezogen wird. Das heißt, während des Drehs hatte ich die ganze Zeit das Gefühl „Oh Gott, das wird gar nix! Das ist alles so unterproduziert und das ist alles so low-budget.“ Und das war ja quasi low-budget mit Ansage. Und das muss man tatsächlich, muss man ertragen können. Und ich wusste nicht, dass man das ertragen lernen muss, aber vielleicht ist es deswegen so authentisch geworden. I don’t know!
Festivalstalker: Also ich fand’s sehr gut das Video!
Max: Danke.
Jonas: Sehr gut!
Festivalstalker: Wie kommt ihr denn überhaupt auf diese genialen Ideen zu Videos?
Jonas: Wenn wir das wüssten. *alle lachen*
Max: Videos funktionieren, finde ich, voll unter Druck, die Ideen. Also da ist es ja nie.. Bei den Songs, da lässt man sich dann irgendwie inspieren und so. Aber bei Videos ist es ja dann wirklich so: Okay, dieser Termin des Releases rutscht immer näher und die Welt hat ja irgendwie beschlossen, dass es jetzt einfach, das man immer nur Singles released und dann braucht man da auch immer ein Video und dann ist es wirklich pressure, würde ich sagen, der diese Ideen dann rausbringt. Und gleichzeitig sind dann aber auch alle viel schneller an Bord mit Ideen. Also das ist nicht so, bei Musik streitet man mehr über die Ideen als bei Musikvideos.
Festivalstalker: Bezogen auf „Kann es sein, dass du dumm bist?“. Wer ist für euch zur Zeit der dümmste Mensch auf der Welt?
*schweigen und nachdenken*
Jonas: Da gibt’s ziemlich viele richtige und … wenig falsche Antworten? Wahrscheinlich, auf diese Frage.
Max: *grinst* Ah, ich find‘ das sehr schwierig das konkret fest zu machen. Man könnte sich da jetzt immer irgendwie in Putin flüchten, oder weiß Gott was, aber… Ach, ich find die alle gleich dumm. Ich kann mich nicht entscheiden.
Festivalstalker: Dann hätte ich noch ein paar Fragen zu etwas „älteren“ Songs die uns alle brennend interessieren, wenn’s okay wäre?
Jonas: Nur zu.
Max: Logo!
Festivalstalker: Gut! Es ist mittlerweile 7 Jahre her, dass ihr „Guacamole“ veröffentlicht hab. Ich liebe diesen Song einfach! Wann genau ist euch bewusst geworden, dass ihr in ‚diesem Alter‘ seid und würdet ihr manchmal gern die Zeit zurückdrehen wollen?
Max: *grinst und schweigt* Also, ich weiß noch, dass ich die Idee zu „Guacamole“, oder dieser erste Satz, der entstand tatsächlich auf einer WG-Party Ende 2013, oder so. Und das war so ’ne klassische IKEA-Wohnung. Das war so ’ne IKEA-Studenten-WG, die von Studentinnen bewohnt wurde. Also es war sehr sauber und viele Pflanzen, verschiedene Kochbücher. Es war so, … ich wusste einfach irgendwas ist passiert, es war anders, ich konnte es gar nicht genau determinieren und dann kam da dieser Satz. Ich glaube, die Zeit zurück drehen wird man ja häufig gefragt, ob man das machen würde und ich glaube es ist nie die richtige Antwort. Ich glaube es ist immer falsch, dahin zurück zu wollen, weil man sich grade wenn man mit dem Kopf von jetzt, wäre man so verloren da.
Jonas: Außer, man könnte davon ausgehend nach Asien reisen und die Sache mit der Fledermaus vielleicht noch verhindern. *alle lachen* Nee, sonst nicht. Also immer mit dem Wissen das man jetzt hat natürlich zurück wollen, aber dann wahrscheinlich auch 2 Wochen später denken: Ja scheiße Leute, das geht jetzt nicht voran.
Festivalstalker: Gut! Weiter geht es dann mit „Pädagogen“. Im Video spielt ihr ja sogar drauf an, dass Jonas fast Lehrer geworden wäre. Gab es denn irgendwann mal ein ausschlaggebendes Ereignis, dass ihr so ein Gefühl der Enttäuschung gegenüber den Pädagogen entwickelt habt?
Jonas: Äh ja tatsächlich, also mein gesamter Freundeskreis ist, aufgrund meines Studiums, … besteht aus Pädagoginnen. Und hervorgegangen ist die Idee letztlich eben aus ’nem Spiel das Max und ich häufiger gespielt haben und dieses Spiel ist so, dass man sich jetzt quasi einen Freundeskreis draften darf, man darf sich 4 Freunde raus suchen und die haben alle verschiedene Berufe, welche 4 sind es? Und man versucht dann natürlich, so viele Felder wie möglich abzudecken, in denen man eventuell Schwierigkeiten bekommen könnte. Und dann wird halt sehr viel disskutiert. Wir sitzen uns gegenüber und diskutieren, warum man jetzt den Klempner zum Beispiel tauscht gegen XY oder ähnliches, weil man jetzt jemanden bräuchte der tendenziell eher die Waren hat und nicht die Arbeitskraft und so weiter und so fort. Es führt sehr weit, aber die Enttäuschung meinerseits war dann tatsächlich ernüchternd, nach diesem Spiel festzustellen: Okay, was hab ich denn eigentlich von diesen Berufen, die ich jetzt in meinem Ultra-Freundeskreis-Team quasi aufgestellt habe. Wen hab ich denn? Und ich hatte Niemanden! *lacht* Ich hatte Niemanden. Also wie gesagt Leute, bei uns wird viel gebastelt, wir haben hier alle ganz viel Tonpapier, wir haben Scheren die mit den verschiedensten Enden der Welt abschneiden können. Ich sag mal wenn da Bedarf besteht meldet euch! Vorher nicht.
Festivalstalker: Die meisten eurer Songs kritisieren, mal mehr mal weniger versteckt, ein bestimmtes Thema. Doch was steckt hinter „Ford Fiesta“?
Max: Hmm… Ich glaube so ’ne total verklärte Romantik die man hat. Also, das war auch so’n Song der ja dann schon zu ’ner Zeit entstanden ist, wo man das per se nicht mehr macht. Also einen coolen Roadtrip über Nacht. Man weiß inzwischen, dass das Zelten einfach furchtbar ist. Dass in einem Zelt zu schlafen einfach wenn man auf die 30 zugeht, mit die schlechteste Idee ist! *grinst* Naja, trotzdem sprach man da noch so häufig noch so drüber und es war so ’n „Mhm, komm da sind wir noch mal jung!“ Und dann haben wir das versucht zu zerpflücken, wie man sich diese geile, geile Vorstellung eines Roadtrips, wie das eigentlich ist. Es ist nie, es war nie geil. Irgendwie das Gefühl von Freundschaftlichkeit und irgendwie da so ’n bisschen Saufen und im Auto sitzen ist zwar schon cool, aber eigentlich war das total albern.
Jonas: Weil ja auch nur 3 Personen saufen können und einer fahren muss. *lacht* Nur um das mal gerade zu rücken! *Alle lachen*
Festivalstalker: Was erwartet uns von das Lumpenpack in 2023? ‚Ne Tour hab ich gesehen.
Jonas: Jaja, auf jeden Fall.
Max: Ja ’ne Riesen-Tour, ehrlich gesagt. Also wir machen die größte Tour die wir je gespielt haben, mit dem höffentlich größten Konzert von uns das wir je gegeben haben in Köln im Paladium. Also es ist der große Wurf irgendwie. Man hat wieder ’n neues Level freigespielt und da versuchen wir uns jetzt.
Jonas: Und das natürlich in einer, nach wie vor, absolut wilden und weirden Zeit. Also, ich sage mal so, ich glaube man ist auch so ’n bisschen vorsichtig geworden was Erwartungshaltungen wecken angeht, weil man sich glaub ich einfach vorrangig gegenseitig die Daumen drückt, dass man das hier und jetzt so ’n bisschen verwalten kann. Wir haben uns ja gefühlt im letzten Herbst alle so ’n bisschen zurück gespielt und zumindest, ich sag mal diese neue Realität von der alle sprechen, mit der wir zumindest, Stand jetzt, leben könnten aufgebaut, in der Hoffnung, dass das bewahrt bleibt. Ich sage mal soviel, was auch immer passiert, wie es auch immer passiert, wir werden 2023 da sein um den Leuten hoffentlich in der ein oder anderen dunklen Stunde, auf das sie uns nicht treffen mag, zur Seite zu stehen. Mit maximalen Scheiß! *Daumen hoch und lachen von allen*
Festivalstalker: Zum Schluss hätte ich noch ein kurzes Spiel vorbereitet, um mal zu schauen wie gut ihr eure Songs selbst kennt.
Jonas: Oh nee, *beide lachen* wir waren an diesem Punkt schon mal.
*alle lachen*
Festivalstalker: Ich hoffe nicht genau an dem Punkt. Ich nenn euch gleich umformuliert eine Frage und ihr müsstet, so schnell wie möglich, den Song dazu nennen, okay?
Jonas und Max: Okay!
Festivalstalker: Wer hat immer was zu rauchen am Start?
Jonas und Max gleichzeitig: Ja, „Pädagogen“!
Festivalstalker: Wo liegt euer Herz?
*man sieht wie es bei beiden im Kopf rattert*
Jonas: Ehm, … das Herz liegt, ehm.. das ist doch Amazon Prime wahrscheinlich?
Max: Ja, es müsste, oder? Sonst haben wir ja nie über Liebe gesungen.
Festivalstalker: Ja! Wer sieht kein RTL2?
Jonas: Ah, im Laderaum liegt das…
Max: Ah, stimmt – der „Don des Dorfes“!
Jonas: Yes!
Festivalstalker: und… wer verbrennt gerne Hamster?
Jonas und Max gleichzeitig: Der „Heilpraktiker“ natürlich.
Max: … und Heilpraktikerinnen auch.
Jonas: Ja, sehr gerne sogar – Hamsterinnen!
*beide grinsen*
Jonas: Oh nee!
Max: Ey super! *lacht*
Festivalstalker: Sehr schön!
Max: Ich bin sehr glücklich, dass wir alles geschafft haben.
Jonas: Das ist gut! Dieses Spiel hat jetzt quasi den nächsten Probetag gestrichen. Wir können noch die Songs, wir wissen noch ungefähr, was wir mal geschrieben haben, das heißt wir können einen Tag weniger proben.
*beide lachen*
Festivalstalker: Praktisch, ne?
Jonas und Max: Ja!
Festivalstalker: Gut, das war’s dann nämlich auch schon!
Jonas: Super!
Max: Vielen Dank, das war super!
Jonas: Danke Sheena!
Festivalstalker: Ich danke euch auch für das Interview und vielleicht sieht man sich bei euch auf Tour!
Max: Hoffentlich!
Jonas: Sehr gern!
A propos Tour – die Daten und Tickets dazu gibt es hier!