Interview mit der Metalcore-Formation AVEREA aus Franken.

Denise Andörfer(1)
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Denise Andörfer

Zum Abschluss dieses Jahres haben wir uns einen der vielversprechendsten deutschen Metalcore-Acts  geschnappt, um über ihre bisherige Diskografie und Pläne für die Zukunft zu sprechen. Averea aus Franken haben es mit nur fünf sofern erschienen Singles geschafft, tausende Hörer mit ihrer Energie und Vielseitigkeit anzustecken. Wir befragten das Sextett u.a. zu dessen Gründung, dem Songwriting, Inspirationen und musikalischen Plänen für das kommende Jahr. Viel Spaß mit dem Interview:)

1) Averea gibt es laut Google erst seit 2022. Könnt ihr uns etwas über die Entstehung der Band und euer Verhältnis zueinander erzählen? War es eine sog. „Lockdown-Gründung“?

Averea: Wir machen eigentlich alle schon seit über 10 Jahren Musik und einige von uns waren vor AVEREA bereits in anderen Projekten zusammen unterwegs. Ende 2021 formierte sich die ursprüngliche Konstellation von AVEREA aus Manu (Gitarre & Vocals), Leon (Drums), Tizi (Shouts), Oli (Bass) und Nico (Lead Gitarre). Unsere Lead Sängerin, die bis dahin In London gewohnt hatte, und anfangs als Ghostwriterin mit ins Boot geholt wurde, komplettierte Anfang 2022 die Band und die Reise began. Das heißt wir gründeten die Band zwar während der Pandemie, sind aber so gesehen keine ‘Lockdown-Gründung’.

2) Eure erste Single „Miracle“ ist mittlerweile über ein Jahr alt und erreichte auf YT und Spotify zusammen knapp 60.000 Streams. Für ein Debüt durchaus beachtliche Zahlen. Sowohl die YouTube Videos als auch die Songs an sich wirken sehr durchdacht und hochwertig produziert. Habt ihr bei der Veröffentlichung der Singles von Anfang an eine Strategie gehabt oder konntet auf Knowhow von außen zählen?

Averea: Von Anfang an war uns klar, dass bei uns die Musik und ihre Qualität im Mittelpunkt stehen sollten, während alles andere lediglich als Unterstützung dient, um unsere Musik zu verbreiten. Wir sind unglaublich dankbar für das Team, mit dem wir derzeit zusammenarbeiten – darunter unser Produzent Rhys May (Bring Me The Horizon) und Mastering-Engineer Steve Kerry (Sleep Token). Mit jedem Release sind wir ein Stück weit gewachsen, haben viel dazugelernt und versuchen mit jedem neuen Track unsere Reichweite weiter zu optimieren. Bei „Miracle“ war es allerdings auch ein Stück weit einfach Glück, dass wir in eine größere Spotify-Playlist aufgenommen wurden, was den Song noch einmal ordentlich gepusht hat und uns ermöglichte, viele neue Hörer zu erreichen.

3) Thematisch und atmosphärisch finden wir uns bei den Texten meist in einem düsteren oder eher melancholischen Bereich wieder. Wer ist bei euch für die Songtexte/Themen verantwortlich? Haben diese einen persönlichen Bezug?

Averea: Generell ist es Georgie (Lead Gesang), die bei uns die meisten Songtexte schreibt, doch das schließt nicht aus, dass auch andere Bandmitglieder gelegentlich lyrische Ideen beisteuern. So wurde zum Beispiel die neue Single „Wanderer“ von unserem Gitarristen Manu verfasst. Obwohl der Klang unserer Musik oft zu düsteren oder melancholischen Assoziationen einlädt, würden wir die Texte nicht ausschließlich so bezeichnen. Vielmehr erzählen die letzten drei Veröffentlichungen – Empire, Awakening und Wanderer – von der Kraft, sich nicht unterkriegen zu lassen, von der Erkenntnis der eigenen Stärke und der Hoffnung auf eine neue Welt der Verbundenheit.

Die Entstehung der Songthemen variiert bei uns. Manchmal beginnt alles mit einem Text oder einer Melodie, manchmal aber auch mit einer instrumentalen Idee, die später die Richtung und den Inhalt des Textes bestimmt. Georgie beschreibt es so: „Die Musik beeinflusst oft die Themen und Texte, die ich schreibe. Wenn die Jungs mir eine neue Idee vorspielen, habe ich meistens schon eine Melodie oder eine Botschaft im Kopf, die sich dann nach und nach entfaltet, je mehr wir am Song arbeiten.“ Jeder Text beginnt mit etwas Persönlichem, doch im Verlauf des Schreibprozesses kann er sich in etwas anderes verwandeln und das schöne daran ist, dass das Lied, sobald es veröffentlicht ist, wieder eine neue Bedeutung für jeden bekommt, der es hört.

4) Gibt es für euren sehr modernen und erfrischenden Stil entscheidende Einflüsse oder Vorbilder, an welchen ihr euch orientiert?

Averea: Ja und nein. Natürlich haben wir alle unsere Vorbilder und Bands oder Künstler*innen, die wir gut finden, aber wie wir gerade wieder im Spotify Wrapped sehen konnten, sind unsere musikalischen Vorlieben äußerst vielfältig. Jeder von uns bringt seinen eigenen Hintergrund aus unterschiedlichen Genres mit und hat somit auch ganz verschiedene Inspirationsquellen. Wenn es um unsere eigene Musik geht, ist das Ziel eigentlich eher einen eigenen Sound zu haben, so weit es in der heutigen Zeit eben noch möglich ist, sich von anderen abzuheben, als irgendjemand anderen zu kopieren. Wir lassen die Ideen natürlich reifen, ohne uns beim Schreiben von vornherein auf einen bestimmten Stil festzulegen. Oft entstehen die coolsten Sachen ganz unerwartet in Kollaboration.

5) Immer häufiger bauen erfolgreiche Bands wie Thrown oder Sleep Token auf viele Single-Releases, teils über mehrere Jahre hinweg. Steht für euch ein Album zur Debatte oder setzt ihr ebenfalls auf Singles, die für sich stehen sollen?

Averea: Momentan sind wir vollständig Independent, ohne Label oder Management. Das bedeutet, dass die Produktion eines Albums sowie die anschließende Vermarktung mit erheblichen Kosten verbunden sind. Für eine junge Band ist das zu Beginn oft noch nicht wirtschaftlich rentabel, da man statt über einen längeren Zeitraum hinweg mit mehreren Singles die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, mit einem einzelnen Veröffentlichungsdatum gleich 10-12 Songs auf einmal präsentiert. Dabei gehen viele Tracks – obwohl sie genauso viel Arbeit erfordern wie die Haupt Singles – leider unter. Deshalb erscheinen uns aktuell Singles als der sinnvollere Weg. Sollte sich irgendwann eine Tour ergeben und wir die Möglichkeit haben, ein Album über einen längeren Zeitraum hinweg richtig zu vermarkten, ändert sich das natürlich.

6) Abgesehen von einem potenziellen Album – Welche Pläne/Träume gibt es für die Zukunft (bezogen auf Touren, Merch, Festivals Kollaborationen, etc.)?

Averea: All of the above 🙂 Alles was du aufgezählt hast wäre unser Traum. Einfach mehr von allem! Wir freuen uns riesig auf 2025 und was das Jahr so bringt.

Der Festivalstalker bedankt sich für die entgegengebrachte Zeit und die interessanten Antworten! Wir sind gespannt wie sich das Projekt Averea im Jahr 2025 und darüber hinaus weiterentwickeln wird. Potenzial für eine erfolgversprechende Zukunft ist definitiv vorhanden.

-Das Interview führte Joshua Machowetz

Musikvideo zur aktuellen Single „Wanderer“: