Interview: Wacken Future Factory

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Dieses Jahr gab es erstmalig eine neue Area auf dem W:O:A – die Wacken Future Factory. Dieser Bereich, der von Maren und Inga ins Leben gerufen wurde widmet sich wichtigen Zukunftsthemen – wie? Das erfahrt ihr ins unserem Interview mit den beiden (wer kein Bock hat zu lesen, findet hier das Video-Interview ;-))

Paddy:
Ich bin hier bei der Wacken Future Factory. Die es dieses Jahr zum ersten Mal gibt. Wir würden jetzt generell ein bisschen zum Thema Nachhaltigkeit & Zukunftsthemen sprechen. Wollt ihr euch erst einmal vorstellen und einmal generell die Future Factory – was das ist?

Maren:
Ja – wir sind Maren und Inga – wir sind hier die Projektleiter von der Wacken Future Factory, haben das zum ersten Mal ins Leben gerufen und wollen das mit den Fans hier auf Wacken weiterentwickeln und haben dafür diesen Bereich geschaffen. Wir haben viele Workshops hier in dem Bereich, haben nachhaltige Partner wie Samova, einen Food truck und… genau.

Inga:
Ich bin Inga – als Beraterin arbeite ich mit ICS zusammen, schon eine ganze Zeit über das letzte Jahr – zu vielen Themen, die auch gesellschaftlich relevant sind: Nachhaltigkeit, Inklusion, Sicherheit, Digitalisierung. Also alle Themen, die die Gesellschaft momentan umtreiben und wir haben gelernt, dass wir viel viel mehr mit Fans sprechen müssen um einen besseren Eindruck zu bekommen was auch mit den Fans geht.

Paddy:
Ihr habt ja jetzt auch einige Workshops gemacht – könnt ihr Mal einen kurzen Einblick geben zu was für Themen es da Workshops gab?

Inga:
Zum einen sind wir Touren gelaufen, sind mit Fans durchs ganze Gelände gelaufen. Also wir sind mit Fans über das ganze Gelände gelaufen, haben die ganzen „kritischen“ Punkte auch mal angeschaut. Wir sind beim Metal-Markt vorbei gelaufen, wir sind durch den Wackinger um über nachhaltiges Essens-Angebot zu sprechen, wir waren bei der Wacken Foundation und haben überall nachgefragt was die von diesen Themen halten und was ihre Meinung dazu ist. Wir hatten hier Workshops, wir hatten einen Tag Professor Braungart hier – ein ganz ganz bekannter Professor, der über Kreislaufwirtschaft spricht – bekannt unter dem Begriff Cradle to Cradle. Das heißt Produkte so zu designen, dass man ihr Ende mitdenkt. Also das ich, wenn ich mir einen Becher überleg weiß, was wird aus dem wenn er kein Becher mehr ist. Und mehr so zu denken, was wird aus dem Einen nach dem Anderen. Ganz spannendes Thema – Vorreiter in dieser Denke. Der war hier. Wir haben zudem Experten zum Thema Nachhaltigkeit auf Festivals hier, wir hatten Take a Stand – das ist eine Vereinigung von Festival-Veranstaltern die sich zusammenschließen um auch im politischen Bereich eine positive Haltung zu fördern.

Paddy:
Vorne am Eingang sieht man eine „Wall of Shame“ – die wurde heute aufgehängt. Könnt ihr dazu nochmal ein, zwei Worte sagen?

Maren:
Ja – sehr gerne. Wir haben ein Banner aufgehängt unter dem Titel „Wall of Shame“, da wir als Wacken Open Air einfach auch noch nicht perfekt sind, aber wir möchten einfach darauf hinweisen: wir haben viele kleine eingepackte Giveaways und das wollen wir eben nach und nach abschaffen und einfach da einen ersten Schritt in die richtige Richtung machen. Da dürfen Fans auch gerne auch Artikel bringen, die sie finden, die werden wir dann aufhängen und dann nach und nach versuchen das alles abzuschaffen um dann einfach diese ganzen kleinen Plastikartikel und so weiter zu vermeiden.

Paddy:
Gibt es für die Zukunft schon erste Gedanken, die ihr in den Tagen gesammelt habt oder die euch schon vorschweben aber die man in der Kürze der Zeit einfach noch nicht hinbekommen hat?

Maren:
Also wir haben schon viel angefangen im Crew-Bereich um nachhaltiger zu werden, wir haben normales Geschirr – kein Plastikgeschirr, bei den Food-Ständen wurde auch schon umgestellt auf nachhaltige Teller und Verpackungen, Strohhalme – solche kleinen Sachen wurden abgeschafft. Und in Zukunft wollen wir einfach versuchen beim Besucher einfach auch ins Bewusstsein zu rufen, dass jeder einfach mit einem kleinen Schritt schon mal bei sich selber anfangen kann auf dem Campingplatz Müll zu vermeiden und das wir da einfach in Zukunft weniger nach dem Festival auf dem Platz haben. Das sind auch einfach große Gegenstände die zurückbleiben – wie Sofas und Kühlschränke, die für uns einfach in der Beseitigung große Kosten verursachen und da würden wir einfach gerne appellieren, dass sowas nicht mehr zurückbleibt und da versuchen wir uns auch irgendeine Mechanik zu überlegen wie man das einfach vermeiden kann.

Paddy:
Der Worst-Case ist ja der Festivalbesucher, der es zelebriert 5 Tage lang im Müll zu leben – habt ihr irgendwie Ideen, wie man den adäquat adressieren kann? Gibt es da erste Ideen zu? Weil das stelle ich mir persönlich am schwierigsten vor.

Maren:
Wir werde  auch anfangen jetzt was wir in den Workshops erarbeitet haben das auszuwerten alles – so einen konkreten Fahrplan haben wir so tatsächlich jetzt noch nicht. Aber es gibt verschiedene Stellschrauben, viele Ideen die die Fans selber auch gebracht haben und da müssen wir jetzt sehen was auch so dir richtigen Schritte sind tatsächlich.

Inga:
was man noch ergänzen kann vielleicht – es ist ja auch kein einfaches Thema. Man kann relativ leicht indem man hier 10 „Müllsammler“ mehr rausschickt ein sauberes Bild erzeugen, aber es geht ja darum, dass es gar nicht erst entsteht. Weil ob der Müll nachher da steht und von denen mitgenommen wird oder vom Veranstalter mitgenommen wird – ändert im Grunde genommen nichts. Und das ist auch Thomas und Holger unglaublich wichtig, die haben gesagt „Wir wollen keine vordergründigen Lösungen. Wenn wir was machen dann glaubwürdig – Rock’n’Roll ist glaubwürdig, Metal ist glaubwürdig“.

Paddy:
Sehr cool! Neben Nachhaltigkeit gibt es ja auch noch andere Themen, die bei der Future Factory eine Rolle spielen – generelle Zukunftsthemen: Digitalisierung war dabei, Inklusion glaube ich, Sicherheit – was gibt es da für erste Gedanken, die ihr schon mal sammeln konntet?

Inga:
Ich habe mich gestern mit dem Inklusionsbeauftragten von ICS unterhalten nach den Touren, wir hatten bei den Touren auch teilweise gehbehinderte Leute dabei, die uns nochmal eine andere Perspektive gegeben haben. Es ist ja nochmal ein Unterschied ob jemand ein Inklusionsbeauftragter intern ist oder ob nochmal jemand von draußen drauf guckt. Mit ihm haben wir dieses Feedback, welches wir da bekommen haben nochmal ausgetauscht. Zum Thema Digitialisierung ist es so, dass unser Experte hier auch über den Platz gegangen ist, hat sich zum Teil mit Leuten hier am Stammtisch unterhalten aber ist auch selber mit über den Platz gegangen – auch ein externer Berater der eben sagt er guckt mal mit einem Blick drauf, den man vielleicht von innen gar nicht mehr hat. Diese Beobachtungen werden wir im Nachhinein eben auswerten und dann in den nächsten Wochen daraus auch Konzepte entwickeln.

Paddy:
Wie kann man denn Teil von der Future Factory werden? Wie geht es weiter? Wie ist das angedacht? Also hier kann man zu den Workshops gehen – das ist klar, man kann sich Vorträge angucken, man kann sich hier in der Area mit den Ausstellen unterhalten. Aber gibt es auch eine Möglichkeit Teil dessen zu werden – als Fan, als Experte, was auch immer auch außerhalb der Festivalsaison oder des Festivals an sich?

Maren:
Ja – wir würden auch planen das wir weiterhin Workshops mit den Fans machen, wir wollen einfach das Wacken Open Air mit den Fans zusammen weiterentwickeln und da ist einfach in der Planung, dass wir auch solche Workshops anbieten. In welchem Rahmen steht noch nichts ganz fest, aber wir sind auf jeden Fall offen, dass wir das weiterführen und werden das dann auch auf den Social Media Kanälen dann soweit veröffentlichen, wenn es da genau Pläne gibt. Aber da ist dann jeder eingeladen mit uns gemeinsam das Wacken Open Air weiterzuentwickeln. Und generell in der Planung: wir werden das auch wahrscheinlich im nächsten Jahr fortführen und den Bereich einfach ausbauen mit den Erkenntnissen die wir jetzt haben. Workshops vielleicht eher zu Zeiten legen wo wir jetzt nicht mit dem Haupt-Headliner konkurrieren, wir werden weitere nachhaltige Partner hier noch in die Area stellen die nachhaltige Produkte anbieten – eben diese Cradle to Cradle Produkte, erneuerbare Energien – alles was zu dem Bereich passt. Das wir den Bereich einfach etwas ausbauen.

Paddy:
Dann bedank ich mich herzlich bei euch beiden – ich finde die Idee klasse und wünsche euch viel Erfolg weiterhin dabei.

Inga/Maren:
Danke dir.

Vielen Dank an Inga und Maren, dass sie bei aller Freude – die ein Festival natürlich machen soll – solch wichtige Themen auch in den Vordergrund rücken und versuchen hier zukunftsorientiert heranzugehen.

Wer sich für das Thema interessiert wird auch bald einen ausführlicheren Artikel hierzu bei uns lesen können.

Du willst das Video sehen? Hier lang!
Was es dieses Jahr in der Wacken Future Factory Area geboten gab könnt ihr hier nachlesen.
Die Wacken-Edition des Samova Tees gibt es hier.
Hier geht es zu weiteren Bildern und Artikeln.