Am letzten Sonntag, den 12. September 2021, waren wir bei Itchy in Hamburg zur „20 Years Down The Road“ Lesung und Akustik-Konzert bei Draußen im Grünen. Es war ein wundervoller Abend voller Lachen.
Ganz ohne Vorband kommen Itchy um 20 Uhr zu „YMCA“ auf die Bühne gelaufen und Panzer startet direkt mit der Lesung des Prologes. „20 Jahre Itchy und damit verbunden die eine Frage, die wie ein Elefant im Raum steht. […] Wie – verfickt nochmal – konnte es nur soweit kommen?“ Und damit startet ein Abend voller Lachen. Die Jungs aus Eislingen an der Fils nennen den Musikpavilion Planten un Blomen die wohl schönste Location, die sie auf dieser Tour bespielt haben, was wohl auch an den selbstaufgehängten Lichterketten liegen könnte (das Aufhängen habe länger als der Soundcheck gedauert). Eine besondere Situationskomik entsteht bereits bei Kapitel 1 – „Die Freundschaft“. Es wird aus dem Buch ein Zitat von Panzer vorgelesen, bei dem es darum geht, dass er es bei einem Konzert echt punkig fand Sibbi auf der Bühne anzuspucken, Sibbi dies wiederum nicht sehr amüsant fand und es fast zu einer frühzeitigen Bandtrennung kam. Max schlägt sich auf der Bühne auf Panzer’s Seite und meint, dass es ganz normal sei. Genau in diesem Moment hört man die Sirenen eines Krankenwagens und Sibbi kommentiert dies direkt, dass dort wohl einer jemanden angespuckt habe.
Als es dann zum Vorlesen von Kapitel 2 – „Die Crew“ kommt wird direkt von Sibbi auch ihr erstes Buch „How To Survice As A Rock Band“ (2015) erwähnt und zu Rate gezogen. Der Haupt-Act zu diesem Thema ist Backliner Bobbes – „01.06.2013 – Zwentendorf (AT), Festival – Die Umbau-Pause vor unserer Show ist nur fünfzehn Minuten lang, was etwas Stress und blinden Aktionismus mit sich bringt, der schlussendlich darin gipfelt, dass unser Backliner Bobbes nur Sekunden vor Beginn unserer Show schnellen Schrittes auf die Bühne rennt und den Schalter des Bass-Verstärkers zielsicher auf „OFF“ stellt.“ Weiter geht es mit Anektdoten über falsche Intros und Max wirft ein: „Man kann sagen, dass die Crew sehr gut zur Band gepasst hat.“ Weiter geht es mit lustigen Anekdoten über das Zusammenspiel von Gewalt und Tourbus und wie oft Panzer anschließend mit einer kaputten Brille zum Optiker musste. Abgeschlossen wird diese Kapitel dann mit Bobbes‚ Zitat über sein erstes Konzert mit Itchy (S.29), welches mit den Worten endet: „Mit denen sollte ich in Zukunft unbedingt öfter mitfahren.“ Weiter geht es mit Kapitel 3 – „Die Anderen“, wobei hier Itchy hauptsächlich auf ihre Begegnung mit Slash eingehen, welche scheinbar legendär gewesen zu sein scheint. Den ersten Leseblock schließt dann Kapitel 4 – „Die Fans“ ab. Besonders lustig wird es hierbei als die Jungs die Eventim-Bewertungen zu ihren eigenen Konzerten vorlesen und sich dabei fragen wie es hierbei zu 4,8 von 5 Sternen im Schnitt gekommen sein kann.
Nach 40 Minuten kommt dann endlich der erste Song und man merkt wie sehr sich Band und Publikum darüber freuen. Als erster Song des Abends erklingt „Faust“ vom „aktuellen“ Album „Ja Als Ob“. Etwas das wirklich nur Itchy bringen können: einen Song ansagen indem Panzer den Anfangsakkord E-Dur nennt – und damit startet „Dancing in the Sun“. Auch wenn es ein Akustik-Konzert ist, wirkt die Musik nicht ruhiger. Die nächsten Songs im Set sind dann „Tonight“, „The Living“ und „The Sea“ – ein guter Mix aus älteren und aktuellen Stücken. Der viel zu rasch kommende Wechsel zurück zur Lesung wird dann von Sibbi mit folgenden Worten eingeleitet: „Wir überbrücken die Pause mit einer völlig unnachahmbaren Stille.“
Chronologisch geht es weiter mit Kapitel 5 – „Die Medien“. „Das Internet vergisst nicht. Und dieses Buch schon zweimal nicht.“ Es ist äußerst amüsant den Jungs bei ihren Ausführungen über die Presse zu lauschen, gerade wenn man selbst als Journalist da ist. Sie sprechen über eine internationale Radioshow mit 0 Zuhörern oder davon wie Max in einer Morning Show am Montag Morgen eingeschlafen ist. Davon wie sie einen ganzen Interview-Tag in einer Pommesbude geführt haben oder direkt nach dem ersten Auftritt von der MDR Jump Sommertour geschmissen wurden. Doch besonders lustig wird es als es um Songwünsche in Live-Radio-Shows geht, insbesondere bei delta-radio. Sibbi sollte sich nach einem Interview seinen „persönlichen Lieblingshit 2011“ wünschen und wählte „Heute schütte ich mich zu“ von Karl Dall – um 14.35 Uhr live. Doch dies war noch nicht alles! Im März 2020, Itchy nennen es Hochsommer, wünschte Sibbi sich beim selben Sender „All I Want For Christmas“ von Mariah Carey. Abgeschlossen wird das ganze dann mit einer Story über die Visions – das laut der Jungs damals wichtigste Musikmagazin. Als sie das erste Mal in die Zeitschrift kamen haben sie sich zuerst riesig gefreut, bis sie dann die nicht gerade positive Kritik lasen. Panzers Kommentar dazu ist: „Warum haben wir uns nicht da schon aufgelöst?“ und Max fügt hinzu, er habe mal Visions als bonierte Wichser bezeichnet „Ach nee, das hab ich jetzt!“
Im weiteren Vorlesen wird etwas übersprungen und es geht weiter mit Kapitel 7 – „Besondere Aktionen“. Hier führen die Jungs sehr schön umschrieben ihren Auftritt im Europapark aus – sie stellen sogar das Gespräch zwischen Band und Manager nach und die gezeigten Bilder (auch im Buch zu finden – S.85/86) sind einfach unschlagbar. Panzer wollte damals scheinbar wie Campino sein, so wie er die Bühne hochklettert und um Sibbi machte man sich Sorgen, weil er zu sehr in der Schlagerrolle aufging. Kapitel 9 – „Home is where the Stockbett is“ – der Titel sagt schon alles: „Das Touren ist eben wie eine Pralinenschachtel: Man weiß nie was man kriegt.“ So zum Beispiel bei einem Auftritt in der Markthalle in Hamburg, bei dem sogar der A&R der Plattenfirma mit war. Dieser wusste nichts davon, dass noch kein Schlafplatz sicher war und dass Itchy einfach einen Zettel-Aushang machten um einen zu finden. Weiter werden die Folgen der Tatsache, dass Max nie weiss wann eine Party zu Ende ist, sehr lang ausgeführt. Es geht um Suchaktionen auf Zeltplätzen und einen Shuttle-Service zurück zum Hotel durchgeführt von der Polizei. Damit wurde dann auch schon leider der Abschluss der Lesung eingeleitet.
In den letzten Live-Block starten Itchy sehr smooth hinein mit einem ruhigen Intro von „Why Still Bother“. Doch dann geht es wieder rasant weiter mit „Ich Wollte Noch“ und „Down Down Down“. Als letzten Song spielen sie dann eine Reggae-Variante von „Out There“. Überraschend ist, dass Itchy aufgrund der Zugabe-Rufe wirklich nochmal rauskommen und eine tanzbare Rock’n’Roll-Version von „I Gotta Get Away“ spielen. Passenderweise läuft dann als Outro Mariah Carey’s „Without You“.
Abschließend betrachtet war der Abend einfach eine volle Packung Itchy in all ihren Facetten – viel gute Musik und Humor und Spaß. Lachmuskelkater vorprogrammiert!