Kissin‘ Dynamite, eine junge Band, die schon unheimlich viel erreicht hat. Der letzte Meilenstein ist ihr aktuelles Album „Ecstasy“, das auf Platz 7 in den deutschen Charts peakte. Damit sind die Jungs schon länger auf Tour. Um genau zu sein seit Oktober 2018, als Support für Powerwolf und Amaranthe. Nun sollte sie der erste Abend ihrer Headlinertour nach Osnabrück führen. Zuerst angesetzt für den Bastard Club, dann jedoch aufgrund der starken Nachfrage in den Hydepark hochverlegt, tummelten sich etwa 500 Fans im gut gefüllten Saal.
Pünktlich um 20:00 starteten die Supportjungs oder besser gesagt Herren von John Diva & the Rockets of Love. Den Namen kennt man vielleicht schon, waren die fünf doch lange Zeit als Coverband für Glam, Stadion – und Heavy Metal unterwegs. Nun schreibt das Quintett eigene Songs, im Stil dessen, was sie am besten können: Glamrock mit einem Augenzwinkern. Das kommt gut an, ihr Album „Mama said Rock is dead“ klingt nach einer gelungenen Mischung aus rockigen Riffs und singbaren Hooks. Auch das Publikum im Hyde Park sieht das so und kommt gut in Fahrt. John Diva und seine Raketen bringen natürlich auch das nötige Outfit und die passenden Moves mit, alles in allem ein stimmiges Paket. Zuletzt sind dann da noch die beiden Damen mit den Puscheln in der Hand, die für ein paar Songs auf die Bühne kommen und ihre Cheerleadermoves abfeuern. Eine coole Idee, die sich super in das Gesamtbild einfügt. Ein Kritikpunkt an dieser Stelle ist auf jeden Fall der Sound. Gitarrensoli gehen unter und das Schlagzeug wummert ziemlich undefiniert vor sich hin. Wenigstens die Stimme ist präsent, die Backingvocals jedoch scheinen, zumindest zum Teil, nicht Live zu sein. Im Jahre 2019 haut das aber vermutlich keinen mehr vom Hocker. Nach ca. 40 Minuten und quasi allen Songs vom Debütalbum ist John Diva fertig und verabschiedet sich mit den klassischen Handküssen vom Publikum. Eine unterhaltsame Show war es auf jeden Fall.
Nun wird umgebaut und ein großer Vorhang mit dem Kissin‘ Dynamite-Logo versperrt die Sicht auf die Bühne. Um kurz nach 21:00 geht’s dann los. Ein Intro, das den Song „I’ve got the fire“ ankündigt ertönt und die Leute sind direkt dabei. Pünktlich zum ersten Refrain fällt dann auch besagter Vorhang und gibt den Blick frei auf einen stattlichen Bühnenaufbau und die 5 Jungs von Kissin‘ Dynamite. Sänger Hannes steht auf einer Empore über dem Schlagzeug und kommt singend die Treppe, die sich zu beiden Seiten befindet, hinunter. Der Rest der Band positioniert sich klassisch auf der Bühne und gibt sich sichtlich Mühe. Hinter ihnen steht die obligatorische Marshall-Wand auf der sich große dynamitförmige Lampen befinden. Schick!
Mit einem dicken Grinsen im Gesicht, welches übrigens die ganze Show über anhält, wird das Publikum begrüßt. Die zweite Nummer „Somebody’s gotta do it“ geht ebenfalls nach vorne, dazu wird das Publikum mit den passenden „Hey“-Rufen zum Mitmachen aufgefordert. Das funktioniert auch schon ziemlich gut, Osnabrück ist definitiv in Feierlaune. „Money, Sex and Power“ holt dann auch die letzten Zweifler aus dem Publikum dazu. Eine solch eingängige Hook kann man ja auch fast nicht nicht mitsingen. 😉 Mit „Love Me Hate Me“ und „She Came She Saw“ bleibt das Gaspedal weiterhin fest durchgedrückt. Die Jungs haben ein strammes Programm geschnürt. Anschließend folgen „DNA“ und „Sex Is War“. Man könnte fast meinen, dass man gar nicht mehr zur Ruhe kommt. Sänger Hannes hat das Publikum auf seiner Seite und bedankt sich mehrfach dafür, dass die Show hochverlegt werden musste und man so nett empfangen wird. Als nächstes wird ein Special Guest angekündigt. Wer sich im voraus informiert hat und den Jungs bei Instagram folgt, weiß um wen es geht. Anna Brunner von Exit Eden wird die Band nun beim Titeltrack ihres aktuellen Albums unterstützen. Auch ihr ist das Grinsen kaum aus dem Gesicht zu nehmen und auch wenn sie ein wenig verhalten auftritt, macht die Zusammenarbeit der beiden am Mikrofon Spaß. So viel, dass direkt noch eine Nummer im Duet folgt. Ein alter Song, wie Hannes sagt: „Sleaze Deluxe“. Nach einer gebührenden Verabschiedung schieben Kissin‘ Dynamite dann noch „Breaking the Silence“ vom aktuellen Album hinterher um dann, zum ersten mal an diesem Abend, ein bisschen runterzufahren. Ein Klavier wird auf die Bühne geschoben, Leuchtfeuer werden entzündet und das Licht wird gedimmt. Es ist Zeit für eine Ballade. „Heart Of Stone“ wird von den Fans begrüßt und lauthals mitgesungen, hier und da entstehen sogar kleine Gänsehautmomente. Mit „Waging War“ verfliegen diese jedoch schnell wieder und weichen dem letzten Drittel des absolut feierorientierten Sets. Die erste Kissin‘ Dynamite-Single „Steel Of Swabia“ zeigt, dass die Band ihre Wurzeln noch kennt. Auch wenn man gerade im direkten Vergleich der Songs zueinander schon einen Unterschied hört. Der Song sorgt bei manchem Zuschauer für Verwirrung, ist doch das Songwriting nicht gerade so stringent und verständlich, wie auf aktuellen Produktionen der Band. Egal, es folgt „6 Feet Under“. Wenn man nach den Aufrufen diverser Streamingplattformen geht, ist das der absolute Fanliebling. Meine Begleitung an diesem Abend beschreibt es so: Radio Nummer. Kommt auf jeden Fall gut an bei den Leuten. Bevor es dann zum letzten Song des Sets kommt, wird noch ein kleines Schauspiel aufgeführt. Hannes kommt mit Umhang und Zepter hinter der Bühne hervor und hat einen Untertanen bei sich, der das Publikum für ihn anheizt. Unterhaltsam, wie wir finden. Zuletzt nimmt er auf einem Thron über dem Drumriser Platz und „I Will Be King“ beginnt. Danach verlässt die Band die Bühne.
Nach den obligatorischen Zugabe-Rufen aus den ersten Reihen, stimmen schnell alle mit ein und die Band kommt für drei letzte Nummern auf die Bühne. „Still Around“, die letzte Ballade des Abends eröffnet die Zugabe. Mit „You’re Not Alone“ und „Flying Colours“ schließt das Set, bei letzterem singt Anna noch einmal mit. Ein guter Schluss, wie wir finden und ein gelungener Abschied.
Fazit: Nach einer motivierten Supportband, die durchaus kontrovers diskutiert werden kann, folgt ein Headliner, der in Deutschland seines Gleichen sucht. Die Songs und die Performance sind ausgecheckt und man merkt Kissin‘ Dynamite einfach an, dass sie Spaß an dem haben, was sie tun. Sympathisch und ohne viel Druck liefern sie eine überzeugende Show, alles unter dem Slogan „Bring back Stadiumrock“. Das Gesamtpaket des Abends funktioniert und wer etwas für Glam übrig hat, kommt hier durchaus auf seine Kosten.