Im Sommer 2017 gab die norwegische Black Metal Band Kampfar nach 23 Jahren Bandgeschichte ihren Rückzug aus dem Musikgeschäft bekannt.
Für mich bedeutete das das Ende von Kampfar und als großer Fan der Band hat mich diese Nachricht geradezu erschüttert. Schon wieder eine Band die aufhört?
Schaut man sich die Hintergründe dieser Entscheidung an, ist der Abschied wohl mehr als verständlich.
Laut eigener Aussage waren gesundheitliche Probleme im Sommer 2017 der Grund für die Trennung der Band und im Jahr nach der Trennung entfernte sich die Band nicht nur aus der Öffentlichkeit, sondern auch voneinander. Untereinander gab es so keinerlei Kontakt und die Mitglieder widmeten sich ihren eigenen Projekten.
2 years of darkness is over!
Dieses Trennungsjahr lies die Bandmittglieder wohl merken, dass so ein gemeinsames Projekt auch helfen kann, gewisse Dinge zu verarbeiten und gipfelte schließlich in Kampfars neuem Werk „Ofidians Manifest“, welches am 3. Mai 2019 veröffentlicht wurde.
Im Herbst 2018 traf sich die Band dann zum gemeinsamen Songwriting. Doch nicht irgendwo, sondern in Hemsedal, einer von Bergen und Wäldern umgebenen Kleinstadt in Norwegen, in der sich Kampfar vor 25 Jahren gegründet haben.
Die Demos der Platte wurden weitgehend von Gitarrist Ole geprägt, der in eben dieser Zeit seinen Vater verlor. Das Leid, welches dieses Ereignis mit sich brachte floss hörbar in den Sound der Platte ein. Die Themen Veränderung und Vergängnis und vor allem die Emotionen, welche dabei verspürt werden, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album.
So lies sich Kampfar von der sich verändernden Natur, von Sommer über Herbst zu Winter, inspirieren und auch von der Veränderung in sich selbst.
Kampfar haben ihren typischen Sound, den man schon von vorherigen Alben kennt, definitiv beibehalten. Die, für mich, einzigartige Mischung aus Pagan und Black Metal spiegelt sich im kompletten Material wieder. Vor allem die erste Single „Ophidian“ trifft genau meinen Geschmack.
Hier zeigt Sänger Dolk was in ihm steckt. Selten hört man so deutlichen und klaren, aber trotzdem rauen und schroffen Gesang. Dolk nutzt sein breites Stimmvolumen optimal aus. Eben diese Stimme sorgt tatsächlich dafür, dass mir ein wenig kalt wird, im guten Sinn natürlich.
Im mittleren Teil des Albums steht der Song „Natt“ der sich durch seinen epischen Sound in Verbindung mit kantigem Black Metal auszeichnet. Auch hier beeindruckt mich Dolks auffallend deutliche Artikulation. Das Piano-Interlude sorgt für eine Stimmungswechsel bei Zuhörer und man bekommt das Gefühl, die Zerrissenheit zu spüren, die der Song widerspiegelt.
„Eremitt“ gibt mir das Gefühl, als würden Kampfar versuchen, den Sound der früheren Jahre zurückzuholen. Ob sie das damit geschafft haben? Da bin ich mir nicht so sicher. Gerade aus dem Folk angehauchte Part hätte man mehr herausholen können, aber trotz allem ein guter Song, der teilweise an die Anfänge Kampfars erinnert und auch hier sind gerade die Black Metal Parts extrem gut gelungen.
Auch wenn Kampfar dieses Album wieder über Indie Records veröffentlicht haben, ist meiner Meinung nach die Soundqualität nochmal deutlich gestiegen. Klar, im Vergleich zu den ersten Alben ist der Unterschied noch klarer, aber auch im Vergleich zum Vorgänger „Profan“ aus dem Jahr 2015 wurde die Messlatte noch etwas höher gelegt.
Alles in Allem wurden meine, von den Singles geschürten, Erwartungen zu 100% erfüllt und vielleicht sogar noch ein wenig übertroffen. An eine Reunion von Kampfar habe ich nicht mehr geglaubt und umso glücklicher bin ich, dass das Album auch noch gut geworden ist. „Ofidians Manifest“ gehört auf jeden Fall zu den Anwärtern für das Album des Jahres 2019 und ich freue mich endlich wieder mehr von Kampfar zu hören. Jetzt fehlt nur noch eine Deutschlandtour!