Pink Floyd – A Momentary Lapse of Reason (Remixed & Updated) – eine musikwissenschaftliche Betrachtung

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„A Momentary Lapse of Reason“ war Pink Floyd’s 13. Studioalbum und erschien erstmalig am 7. September 1987, also vor 34 Jahren. Der Titel ist ein Zitat aus dem Song „One Slip“, welcher auf dem Album enthalten ist. Das Album, mit seinen 11 Songs und circa 52 Minuten Spielzeit, nimmt einen Klassikerstatus in dem Katalog von Pink Floyd an. Als es 1987 erschien landete es in den Charts von Großbrittannien und den USA direkt auf Platz 3 und in Deutschland sogar auf Platz 2.

„A Momentary Lapse of Reason“ wurde von Bob Ezrin und David Gilmour produziert und zu Teilen auch in David Gilmour’s Tonstudio, dem Hausboot Astoria, aufgenommen. Es war das erste Album von Pink Floyd, nachdem die Anwälte des früheren Bassisten und Songwriters Roger Waters 1985 die Band (vergeblich) für aufgelöst erklärt hatten. Die Stücke wurden überwiegend von David Gilmour und Anthony Moore geschrieben.

Zu Beginn standen nicht nur Kritiker sondern auch die Fans dem Album sehr kritisch gegenüber. Man ging durch das Ausscheiden von Roger Waters davon aus, dass sie die treibende kreative Kraft verloren hätten. Doch dies gab David Gilmour nur noch mehr Enthusiasmus ein grandioses Album zu produzieren. Dafür scheute er keine Kosten und Mühen, um auch Co-Songwriter und Musiker einzusetzen. Zu Beginn der Aufnahmen bestanden Pink Floyd nur aus David Gilmour und dem letzten verbliebenen Gründungsmitglied, Nick Mason. Der Keyboarder Richard Wright, der 1979 am Ende der Produktion von „The Wall“ von Roger Waters aus der Band gedrängt worden war, kehrte aber während der Aufnahmen für „A Momentary Lapse of Reason“ zur Band zurück.

Kommerziell betrachtet war das Album, wie auch die anschließende Welttournee, ein großer Erfolg. Jedoch ist dem Album anzumerken, dass Roger Waters als David Gilmours Partner und Kontrahent fehlte. Rückblickend betrachtet ist es dennoch ein typisches, auf Hochglanz produziertes Werk der 1980er. Bei vielen Fans ist das Album umstritten: Während die Rückkehr zu flächigen, sphärischen Sounds allgemein begrüßt wurde, bemängeln viele Kritiker und Fans Schwächen im Songmaterial. Gerade textlich gelten die Stücke von „A Momentary Lapse of Reason“ im Vergleich zu den Waters-dominierten Alben als enttäuschend. Titel wie „Sorrow“ und „Yet Another Movie“ werden allerdings von vielen Fans bis heute geschätzt.

Nun erscheint am 29. Oktober 2021 eine Neuauflage des kultigen Albums – remixed & updated. Basierend auf den für „The Later Years“ (2019) verwendeten 1987er-Original-Mastertapes, machte sich David Gilmour mit Andy Jackson und assistiert von Damon Iddins daran, die Aufnahmen neu abzumischen und zu aktualisieren. Nach „The Later Years“ bot sich die Möglichkeit auch „A Momentary Lapse of Reason“ noch einmal in genaueren Augeschein zu nehmen. Indem sie zu einigen der ursprünglichen Keyboard-Takes von Richard Wright zurückgingen und die Schlagzeugspuren mit Nick Mason neu aufnahmen, konnten die Produzenten David Gilmour und Bob Ezrin ein besseres kreatives Gleichgewicht zwischen den drei Pink-Floyd-Mitgliedern herstellen.

David Gilmour sagte dazu: „Einige Jahre nach den Aufnahmen des Albums reifte in uns der Entschluss, dass wir es aktualisieren sollten, um es zeitloser zu machen. Etwa indem wir die traditionellen Instrumente stärker in den Vordergrund stellen, die wir mochten und die wir zu spielen gewohnt waren. Wir dachten uns, dass das Album davon profitieren würde. Außerdem suchten und fanden wir einige bisher ungenutzte Keyboard-Parts von Rick, die uns dabei halfen, dem Album einen neuen Vibe, ein neues Feeling zu geben.“ Mit Blick auf die ursprünglichen Aufnahmen des Albums führte er dann weiter aus: „Bob Ezrin hatte bereits ’79 mit uns an ‚The Wall‘ und mit mir an einigen Soloalben gearbeitet. Ich habe viel von ihm gelernt und es ist von großem Wert, ihn an Bord zu haben. Wir legten mit der Arbeit an Song-Ideen los, die ich geschrieben hatte, und als Weihnachten vor der Tür stand, wussten wir, dass es gut lief. Eines Tages spürte ich, wie mich dieses ‚Ding‘ überkam, aus dem ‚Sorrow‘ werden sollte. Ich schrieb an einem einzigen Abend fünf Strophen. Sie überkamen mich einfach aus dem Nichts, in einem dieser großartigen, nicht planbaren Momente, deren wahren Wert man erst später erkennt… Ich wusste, dass wir einen guten Lauf hatten und diese Sache funktionieren würde.“

Nick Mason erzählt außerdem: „Anfangs schien es etwas seltsam, sich nach über 35 Jahren noch einmal daran zu machen, ein Album neu zusammenzusetzen. Doch das öffentliche Verlangen danach, dasselbe Werk aus anderen Blickwinkeln zu betrachten, ist im Laufe der Zeit geradezu unermesslich angestiegen. Und auch an mir ging diese Faszination nicht vorüber. Wie würde es sein, ein früheres Werk aus einer Zeit neu aufzurollen, in der die digitalen Technologien noch die schöne neue Welt waren? Es ist zweifellos eine gute Sache, wenn man neue Elemente in der Musik entdeckt oder – was noch häufiger vorkommt – Elemente freilegt, die seinerzeit von der ganzen neuen Technologie an den Rand gedrängt wurden… Für mich ist es ein wenig so, als würde man mit dem Album eine kleine Zeitreise zurück machen und bei der Gelegenheit einen etwas offeneren Sound kreieren – beispielsweise, indem wir uns einige der Dinge zunutze machten, die wir als Erfahrungswerte aus unseren zwei gewaltigen Touren zum Alben mitgenommen hatten.“

Das Album startet sehr sphärisch mit dem Song mit dem instrumentalen Song „Signs Of Life“. Diese volle Musikalität zieht sich dann weiter in den zweiten Track „Learning To Fly“, bei dem noch als unterstreichendes Stilmittel choraler Gesang hinzukommt. Im Gegensatz dazu steht der düstere, fast aggressive Song „The Dogs Of War“. Doch schon bei „One Slip“ wird es wieder ruhiger. Bereits im Intro werden eine Masse von Soundeffekten verwendet und dadurch eine ganz spezielle Athmosphäre aufgebaut. Fast minimalistisch wirkt dahingegen „On The Turning Away“, zumindest was die Diversität im Einsatz an Musikinstrumenten und Effekten angeht. Ein solches Hin und Her zwischen Gegensätzen zieht sich durch das Album weiter und wird durch den Song „Sorrow“abgeschlossen. „Sorrow“ fasst noch einmal alles was „A Momentary Lapse of Reason“ ausmacht zusammen.

Die neue Version von „A Momentary Lapse Of Reason“ enthält außerdem auch ein neues Albumcover, das ein alternatives Bettenfoto von Robert Dowling aus dem Original-Cover-Shooting zeigt, das unter der Regie des 2013 verstorbenen Storm Thorgerson stattfand. In Anlehnung an die ikonische Originalhülle wurde das 2021er Album-Artwork von Aubrey Powell/Hipgnosis und Peter Curzon/StormStudios entworfen und gestaltet.

Das Album wird am 29. Oktober 2021 als CD, CD+DVD-Set, CD+Blu-Ray-Set und 2x 180g-LP-Set erhältlich sein, letzteres für eine verbesserte Klangqualität mit halber Geschwindigkeit bei 45rpm gepresst. Auf digitalen Plattformen ist es bereits ab dem 19. Oktober 2021 erhältlich. Außerdem wird es erstmals in 360 Reality Audio präsentiert. Eine spezielle Version des Videos „Learning To Fly“ wird mit Sony 360RA Immersive Audio erhältlich sein. Sieht man das Video auf YouTube mit Kopfhörern an, erlebt man simulierten 360RA-Sound.

Trackliste

Signs Of Life

Learning To Fly

The Dogs Of War

One Slip

On The Turning Away

Yet Another Movie

Round And Around

A New Machine Part 1

Terminal Frost

A New Machine Part 2

Sorrow

 

Bonusmaterial:

DVD / Blu-ray

Audio-Visual:

Musikvideos

Learning To Fly

Album Cover Photo Shoot 1987

Learning To Fly (alternate version)

 

Konzertfilme (1987)

Signs Of Life

Learning To Fly

The Dogs Of War

 

Dokumentation:

David Gilmour & Storm Thorgerson – Interview

Re: A Momentary Lapse Of Reason Album Cover Photo Shoot

 

Audio only:

The Dogs Of War (live, Atlanta 1987)

On The Turning Away (live, Atlanta 1987)

Run Like Hell (live, Atlanta 1987)