Am Freitag, den 26. November 2021, ist es endlich soweit – „emotions“ von das Lumpenpack erscheint als vollständiges Album! Das Album wurde in drei Teile gesplittet und Teil 1 erschien bereits am 26. Februar 2021, Teil 2 bereits am 16. Juli 2021. Nun erscheint mit Teil 3 das komplette Album auch auf Vinyl und CD.
Der erste Song „WZF?“ ist auch gleichzeitig der Song, welcher als erstes von diesem Album veröffentlicht wurde. Das Video dazu erschien bereits am 1. Oktober 2020 und ist ein Hit! „WZF?!“ hat mittleweile mehr als 1,4 Millionen Streams auf Spotify und zeigt direkt wie sehr sich das Lumpenpack mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Der Song gibt einen Rückblick auf das Jahr 2020 mit all seinen Höhen, aber vor allem seinen Tiefen. Es werden Themen wie die Buschbrände in Australien zu Beginn des Jahres, als auch das Attentat von Hanau, wie ebenfalls der Umgang mit der Corona-Pandemie angeprangert und scharf kritisiert. Dies zeigen solche Zeilen punktgenau auf:
„Fuck, es gibt Rassismus, bemerkten wir im Mai.
Wir posten schwarze Kacheln, dachten, jetzt ist es vorbei.
Zweimal demonstrieren, Mist, hat leider nicht geklappt.
Es gibt immer noch Rassismus, doch wir hassen jetzt die TAZ“.
Weiter geht es dann mit „Dolce Wohnen“ welches auf Teil 2 von „emotions“ vertreten war und auch am 16. Juli 2021 erschien. Das Video zu „Dolce Wohnen“ wurde mit versteckter Kamera gedreht in sehr hochpreisigen Immobilien. Denn genau darüber handelt der Song auch: es wird aus der Perspektive eines reichen Vermieters gesprochen, der einfach nur noch immer reichen werden will.
Song 3 ist dann ein brandneuer, bisher unveröffentlichter Song: „Liebe Grüße“. Der Song handelt über den Weg zur Selbstfindung und der Suche nach der Lücke in die man hereinpasst. Das ganze wird dabei untermalt von einer idyllischen Gute-Laune-Melodie.
„Ich hab versucht ich selbst zu sein,
das hat mir nicht gefallen.
Erst ging es mir wie niemand,
dann ging es mir wie allen.
Ich war erst zu angepasst,
dann zu sonderbar.
Jetzt geht’s mir genau richtig,
jetzt geht’s mir wie ein paar.“
„Die Liebe in Zeiten von Amazon Prime“ ist einem dann wieder bekannt. Es wird gleichermaßen Kritik an der Verschwendungsgesellschaft, wie auch an den Bindungs- und Verlustängsten der aktuellen Generation geäußert.
„Das ist die Liebe in Zeiten von Amazon Prime.
Ich hab verlernt was es heisst, geduldig zu sein.
Die Gefühle sind billig, per Overnight-Express,
wenn du bereit bist ich warte im Paketzentrum West.“
„Warm im Altenheim“ wurde erst vor Kurzem, am 10. September 2021, veröffentlicht. Hier wird erneut scharfe Kritik geübt, diesmal am Klimawandel bzw. dem Umgang damit. Wie wichtig ihre Message über die negativen Seiten des Klimawandels ist, wird besonders deutlich, wenn man den Einsatz ihrer drastischten “Waffe” betrachtet: die Ukulele! Diese kommt bereits im ruhigen Intro zum Einsatz. Musikalisch kommt der Song locker und flockig daher und lädt scheinbar zum Tanzen ein. Doch der Text offenbart die Ernsthaftigkeit des Themas. Zeilen wie “Mitte März – 30 Grad”, “ein seltsames Gefühl, als die Sonne nicht mehr sank” oder “Als der Regen nicht mehr fiel war das auch schon ganz egal” geben einem zu Überlegen, ob die Zukunft unserer Erde wirklich so aussehen sollte. Wollen wir wirklich die Fragen unserer Nachkommen wie folgt beantworten: “Und als das Meer kam, warum hast du nichts unternommen? – Ich bin immer gern geschwommen.”?
“Warm im Altenheim” legt den Finger in die Wunde der Klimakrise und zieht einen jeden von uns in die Verantwortung etwas dagegen zu tun, bevor es zu spät ist. Man kann ihrer Meinung nach einfach nicht wegschauen.
Weiter geht es wieder mit einem Song von Teil 1: „Magst oder Stirbst“. Der Song greift das Thema soziale Medien auf, vor allem in Bezug auf die Hemmungslosigkeit und das Richten über Dinge die jemand anderes macht oder sagt. Das Lumpenpack wollen darauf aufmerksam machen, wie eine solche Negativität die Selbstwahrnehmung mancher Menschen beeinflusst und zerstört.
„100 Leute mögen’s, outen sich als Fan,
nur einer hat noch nie etwas Schlechteres gesehen.
Und das nehm ich mit nach Hause, das nehm ich mit ins Bett,
Torben87 findet ich bin Dreck.“
„Wenn alle wären wie wir“ – ein weiterer der wenigen Songs die noch kein Video haben. Der Song ist sehr ruhig gehalten und handelt von der Vorstellung wenn alle Menschen gleich wären beziehungsweise was die Menschheit dann alles nicht erreicht hätte. Denn wenn alle Menschen gleich wären, gäbe es keine Entwicklungen in Bereichen wie zum Beispiel Gesellschaft oder Technologie.
Jüngst erschienen ist das Video zu „Einfache Gefühle“. Der Song nimmt die angeblichen Aussteiger auf den Arm. Diese wollen zwar aus der Gesellschaft aussteigen und es leicht haben, dabei allerdings ihren ganzen Luxus behalten.
„Ich will einfache Gefühle, mein Essen gern vegan
Einen Mittelklasswagen um mal einkaufen zu fahr’n
Ich wohne jetzt im Wald, hier gibts alles was ich brauch
Dank der neu geteerten Straße findet Hermes mich jetzt auch“
Kommen wir zu „Immer noch drauf“. Der Song handelt davon, wie man fauler und älter wird aber dabei denkt – man hat es immer noch drauf!
„Ich hab es immer noch drauf
-mit mir kann man rechnen, trotz aller Gebrechen.
Ich hab es immer noch drauf
-ich bin immer noch wer, manchmal atme ich schwer.
Ich hab es immer noch drauf
-ihr wisst wo nach mir zu suchen ist, ich bin bei den coolen Kids.“
Wow – wir sind schon bei Track 10! Das ging aber schnell. Hier kommt wieder ein Klassiker: „HausKindBaum“ erschien bereits am 8. Januar 2021. In diesem Song räumen das Lumpenpack mit Vorurteilen und Stereotypen auf. Besonders schön finde ich das Stilmittel, dass in jeder Strophe eine der Erwartungen (also ein Haus bauen, ein Kind bekommen und einen Baum pflanzen) als Thema behandelt wird, festgestellt wird, dass dieses Ziel nicht zu erreichen ist und dann im folgenden Refrain dieses Wort ausgelassen wird. So dass im letzten Refrain nichts mehr übrig bleibt.
Mit einem nach Classic-Rock anmutenden Intro startet „Henning May“. Der Song hat absolut nichts mit dem Sänger von AnneMayKantereit zu tun – lediglich mit seiner Halsschlagader.
„Alles in allem wirkt nach außen perfekt,
trotzdem liegt man Nachts mit offenem Augen im Bett.
Starrt Löcher ins Dunkle, das Zweifeln fängt an,
man hört Benjamin Blümchen, weil man nicht einschlafen kann.
Und dann wünschte ich mein Leben wäre so prall,
wie die Halsschlagader von Henning May.“
Da stellt man sich doch direkt die Frage, was wohl Henning May zu diesem Song sagen wird.
Zum Abschluss gibt es nun das „Schlaflied für Aufgewachte“. Es verabschiedet den Hörer mit ruhigen Klängen. Balladesk kommt der Song daher und spielt doch schon direkt im ersten Vers auf das falsche Weltbild von „Aufgewachten“ bzw. Querdenkern und besorgten Bürgern an. Nacheinander werden Verschwörungstheorien aufgezählt und besungen als wären es die Vorstellungen eines kleinen Kindes.
„Leg die Stirn nicht mehr in Falten, heut bleibt nichts mehr zu tun
Keine Antwort auf die Frage: „Wofür steht La-Le-Lu?“
Die Decke bis zum Kinn, nochmal Gähnen ist okay
Der Tag verebbt ganz langsam, doch gleich träumst du in 5G
Die Dämmerung malt Sterne hell, ein Wunder der Natur
Du hast dafür kein Auge, du magst Dieter Nuhr
Heimlich überkommt dich der wohlverdiente Schlaf
Müde ob der Frage, was man noch sagen darf“
Das waren 12 krasse Songs von das Lumpenpack! „emotions“ ist eindeutig ein Album voller Emotionen – und voller Kritik an brandaktuellen Themen. Es ist gesellschaftskritisch aber beschäftigt sich gleichermaßen mit den Fehlern des einzelnen Menschen. Dennoch fühlt man sich beim Hören nicht bedrückt. Das Lumpenpack verpacken ihre Ernsthaftigkeit in schwungvollen und teils lockerflockig-leichten Melodien. Es macht einfach Spaß das Album zu Hören.