Passend zu ihrem anstehenden Album-Release am Freitag, gingen die Donots noch auf eine spezielle Mini-Tour vorab. Sie spielen diese Woche insgesamt 4 Radio BOB! Privatkonzerte. Tickets hierfür gab es nicht zu kaufen, sondern nur bei Radio BOB! zu gewinnen. Was das ganze noch ein bisschen spezieller macht: es sind reine Akustik-Shows in kleinem Rahmen. Wir hatten das Glück und durften in Büsum am 31. Januar 2023 mit dabei sein.
Als ich gehört hatte, dass die Donots in Büsum ein Privatkonzert geben, wollte ich direkt mit dabei sein! Jedoch konnte ich mir nicht so recht vorstellen, in was für einer Location sie dort spielen würden. Büsum war für mich einfach ein Touri-Ort an der Nordsee, wenig reizvoll für Einheimische wie mich. Doch als ich dann die Bretterbude betreten habe, kam ich ins Staunen. Es war anders als erwartet. Wirklich alternativ und einladend. Schon im Eingangsbereich ist man immer wieder auf die Jungs aus Ibbenbüren irgendwie getroffen. Dann ging es rein in den „Saal“. Ca. 80 -130 Personen sollten es bei diesem Konzert sein. Die Bühne war einfach ein Podest in der Mitte des Raumes, ohne irgendwelche Absperrungen und einfach zum drum herum laufen. Wirklich privat!
Um 20 Uhr starteten dann die Donots, fast komplett unverstärkt (nur Purgen am Bass durfte einen Mini-Verstärker nutzen), sogar Ingo hatte kein Mikro, doch das machte die Songs nicht weniger energiegeladen. Den Anfang machte „Keiner kommt hier lebend raus“ und schon bei Song 2 „Calling“ wird die Hilfe des Publikums benötigt und man versucht sich im choralen Oktavsingen.
An diesem Abend muss sich keiner erst Aufwärmen oder Eingrooven, das gesamte Publikum singt mit, auch das darauf folgende „Wake the Dogs“. Dann kommt ein brandneuer Song. „Auf sie mit Gebrüll“ wurde von Ingo als „Live-Walze“ betitelt. Nun, hier in Büsum gab es nicht viel zum walzen, daher wurde schnell und spotan umgedichtet in „Auf sie mit Gefühl“! Faszinierend wie ein einziges Wort die Stimmung eines ganzen Songs verändern kann. Und wo wir schon mal bei Gefühlen sind: es folgt mein absoluter Lieblingssong „Problem kein Problem“. Dieser scheint einfach perfekt für ein solches Ambiente zu sein.
Dies gilt ebenso für „Piano Mortale“, welchen ich auch noch nie live gehört habe. Doch dazwischen gab es erstmal eine Live-Prämiere mit „Hunde los“. Natürlich rattern die Donots die Setlist nicht einfach runter. Zwischendurch wird immer mal wieder was erzählt, wie zum Beispiel nun von Purgen, der davon berichtet, dass man sich in der Bretterbude das Bier am eigenen Tisch zapfen kann. Und dies sei noch nicht mal das Beste! Nach 3 Litern wird automatisch am Tisch ein Foto gemacht, damit man es immer schön festgehalten hat, auf welchem Alkoholniveau man nun ist. Natürlich kommt nun ein Song übers Trinken – „Eine letzte letzte Runde“. Weiter geht es mit dem laut Ingo besten Song für diesen Moment. Er spricht von „Hey Ralph“. Wirklich faszinierend fand ich wie sogar zum Abschluss der gesamte Saal einfach perfekt die Melodie mitgepfiffen hat, nachdem sich alle auch bereits textsicher gezeigt hatten.
„Oldschool oder uncool?“ – diese Frage stellt Ingo zur Einleitung des folgenden Songs. Die Antwort darauf ist einstimmig: Oldschool und verdammt cool! Genau das trifft auf „Whatever Happened to the 80s“ zu. Alle singen laut mit und dann verlässt direkt nach dem Song auf einmal Guido die Bühne und wandert Richtung Bar um sich einfach mal ein Bierchen zu holen. Auf Ingos Kommentar, dass er die Wirtschaft ankurbeln würde, heißt es direkt „der hat nicht bezahlt!“. Ein einfach wundervoll amüsanter Moment!
Es wird direkt noch lustiger, da Ingo es schafft im folgenden Song direkt das besagte Bier umzukicken. Doch direkt ist ein Gast zur Stelle um wieder ein volles Bier hinzustellen, was von Ingo kommentiert wird mit dem legendären „Ist noch nicht vorbei!“. Der Song bei dem sich diese Szene abspielte ist „Stop The Clocks“. Dieser wurde jüngst von Radio BOB! zu den „Größten Rocksongs“ aufgenommen. Worüber sich Ingo nochmal 1000fach bedankt.
Besonders stimmungsvoll wird „Stop the Clocks“ dann noch durch Eikes Einsatz eines Percussion Shakers. Der darauf folgende Dialog ist wirklich einzigartig. So spricht zuerst Purgen Alex als den „Minnesänger“ an, welcher Herr über die aufgerollte Setlist des Abends ist. Daraufhin verlangt Ingo nach „more cowbell“, welches umgehend von Eike umgesetzt wird und somit das folgende „We’re Not Gonna Take It“ einleitet. Dieses geht so dermaßen ab, dass zum Ende hin Eike die Cowbell sogar über seinen Kopf schwingt und weiter spielt. Und wo wir schon bei besagtem Schlagzeuger sind. Guido fragt anschließend was er nun spielen soll und zum Schock von Ingo, antwortet Eike darauf. Dies sei das erste Mal in circa 30 Jahren Bandgeschichte, dass dieser auf der Bühne auch zu Wort kommt. Auf einmal kommt Alex dazwischen mit den Worten: „Warte, warte, ich hab ’ne Idee!“ und wer schon mal den Donots Podcast „Die Relaxte Kluftpuppe“ gehört hat, weiß genau, jetzt kommt was wirklich Lustiges. Genau das prophezeit Purgen dann auch und Alex versucht das Publikum als Background-Chor zu dirigieren um das von Guido gesungene „Augen sehen“ zu untermalen. Leider geht dessen Stimme darin recht doll unter und sein Bruder Ingo grätscht auch irgendwie noch da herein, indem er ein paar wenige Leute im Publikum zu „Oi Oi Oi!“ Zwischenrufen anstimmt. Was für ein Chaos und was für ein Spaß!
Dann war ich wirklich erstaunt, dass auf einmal schon die ersten Zugabe-Rufe kamen. Für mich schien der Abend noch nicht beendet. Doch nachdem noch einmal von Alex der Chor und die Oi!-Rufe eingestimmt wurden, kam wirklich das letzte Lied des Abends „So Long“. Dieser sorgte bei mir nochmal für richtig Gänsehaut. Nach weiteren Zugabe-Rufen und interessanten Pantomime auf der Bühne gibt es dann eine ganz besondere Zugabe, nur gespielt von Ingo und Guido. „Hansaring 2:10 Uhr“ wird umgedichtet zu „Nordseedeich um 2 Uhr 10“ wobei Ingo sich schon beim ersten Mal singen dieser Zeile tot lacht. Die anderen Jungs nutzen die Gunst der Stunde sich selbst mal ins Publikum zu stellen und sozusagen bei ihrem eigenen Konzert auch mal Zuschauer zu sein.
Man kann diesen Abend nicht in Worten abschließend zusammen fassen, finde ich. Es war einfach unvergleichbar und es wird diesen Moment so nicht noch einmal geben. Man konnte den Donots wortwörtlich zum Greifen nah sein. Das war man spätestens bei der anschließenden Autogramm- und Foto-Session. Es fühlte sich an wie ein Abend unter Freunden und dieses Gefühl klingt noch lange nach.