Die tragische Botschaft sollte mittlerweile jeden erreicht haben – Fettes Brot hören auf! Jedoch nicht ohne vorher noch ordentlich auf den Putz gehauen zu haben. Daher erscheint am 10. Februar 2023 ihr neues Best-Of-Album „Hitstory“. Anschließend gehts für die Hamburger Jungs auch noch auf große Deutschlandtour mit abschließendem Weekender in ihrer Heimatstadt, welches den Namen „Brotstock“ trägt.
„Fettes Brot … is history! Wenn eines fernen Tages bei Grabungen im größten Baumschulgebiet Europas eine rostige goldene Schallplatte ausgebuddelt wird, stammt die womöglich aus einer elterlichen Glasvitrine der drei Flitzpiepen von Gruppe Fettes Brot. Als gesichtsbekannte Kinder der nord-westlichen Hamburger Suburbs nahmen die drei Mikrphon-Jongleure ihre fixen Erfolge seit dem hinteren Ende des 20. Jahrhunderts mit demselben Zwiespalt aus Scham und Erregung hin, der schon ihre disparaten Vorgänger ausgezeichnet hatte.“ So heißt es beginnend im Booklet zu „Hitstory“.
Das Album startet mit einem Song, der, als er raus kam, direkt in aller Ohre war und auch noch bis heute bis ins Mark trifft. Die Rede ist von „An Tagen wie diesen“ von ihrem einzigen Gold-Album „Am Wasser gebaut“ (2005). Noch heute ist der Text aktuell und die angesprochene und kritisierte Situation hat sich in 15 Jahren scheinbar nicht gebessert.
Natürlich ist vom gleichen Album auch ihr absoluter Hit vertreten. „Emanuela“ hielt sich in Deutschland geschlagene 23 Wochen in den Charts und war auf Platz 3. Dies wurde nur in Österreich mit Chartplatz 1 übertroffen.
Doch gehen wir erstmal etwas zurück in der History of Fettes Brot. „Nordisch by Nature“ erschien bereits 1995 und war der erste Charteinstieg der Jungs. Wirklich faszinierend das gerade ein Song in absolutem Dialekt direkt so durchstartet. Ich mein, ich komme aus’m Norden und bin damit aufgewachsen und ich kann euch sagen, dieser Song ist aus den Discos des Nordens nicht wegzudenken. Jeder der von „op’n Dörp“ kommt kann den Text sicher mitrappen und sobald die ersten Töne erklingen strömen alle auf die Tanzfläche, wie im Nachtfieber (hier bei uns im Norden)!
Bleiben wir doch direkt mal bei der norddeutschen Redensart. Erst jetzt, als ich mich für diese Review mit den Songs von Fettes Brot noch einmal genauer auseinander gesetzt habe, ist mir eines bewusst gewurden. Es gibt Songzeilen, die wirklich so nur im Norddeutschen funktionieren können. Das beste Beispiel dafür ist wohl „Erdbeben“ (Strom und Drang, 2008)
„Erdbeben! – Was geht’n
In Deutschland geht ein Beat um Vom schicksten Villenviertel bis in die Sozialbausiedlung“Diese Zeilen reimen sich einfach nicht, wenn man sie auf hochdeutsch ausspricht. Nur mit so ’nem richtig platten ee und nn geht der Trick auf!
Mich persönlich hat es sehr gefreut auch „The Grosser“ auf „Hitstory“ zu finden. Die Hook war eine der ersten, die ich als Kind auf Gitarre spielen konnte. Für die Jüngeren von euch, das ist einfach die beste Neuinterpretation des Songs „The Joker“ von der Steve Miller Band. Und bevor nun jemand einen totalen Kulturschock bekommt: Ja! Es sind wirklich Leute damals so rum gerannt. Und ja, der Typ vom Autoscooter war immer der King vom Jahrmarkt. 😉
Bleiben wir bei Dingen, die erst richtig Sinn ergeben, wenn man sie in einen korrekten zeitlichen Kontext sind. „Da draussen“ stammt aus dem Jahr 2000 – Millenium! Doch dich Welt ging nicht unter. Man merkt es ganz genau bei diesem Song wann er geschrieben wurde, denn es ist stetig die Rede vom „neuen Jahrtausend“. Was war das nur damals für eine Aufregung und heute scheint alles davon vergessen zu sein.
„Flash Müller baut n‘ Haus für das neue Jahrtausend
Wo sind meine Leute da draussen? Kaybee Baby pflanzt n‘ Baum für das neue Jahrtausend Wo sind meine Leute da draussen? Rektor Donz zeugt n‘ Kind für das neue Jahrtausend Wo sind meine Leute da draussen? „Um noch einmal einen abschließenden Überblick zu bekommen, hier die Tracklist inklusive Album und Erscheinungsjahr:
1. An Tagen wie diesen (feat. Finkenauer) – Am Wasser gebaut – 2005
2. Bettina, zieh dir bitte etwas an (mit Modeselektor) – Strom und Drang – 2008
3. Da draussen (Pt. 1) – Fettes Brot für die Welt – 2000
4. Schwule Mädchen – Demotape – 2001
5. Jein (single Edit) – Außen Top Hits, innen Geschmack – 1996
6. Nordisch by Nature (Pt.1 – feat Gaze Matratze, Der Tobi & Das Bo) – Auf einem Auge blöd – 1995
7- Erdbeben – Strom und Drang – 2008
8. The Grosser (feat. Memphis Horns) – Demotape – 2001
9. Emanuela – Am Wasser gebaut – 2005
10. Echo – 3 is ne Party – 2013
Man kommt nicht umhin zu sagen, dass auf „Hitstory“ wirklich jeder Song ein Hit ist, oder war. Es ist halt ein Best-Of der letzten fast 30 Jahre Fettes Brot. Was ich jedoch schade finde ist, dass wirklich ausschließlich Hits auf dem Album sind und nicht vielleicht ein oder zwei Underdogs. Außerdem wäre es ja auch cool gewesen so zum Abschluss noch einen letzten neuen Song, wie zum Beispiel „Brot weint nicht“ mit auf die Platte zu packen. Dennoch hat „Hitstory“ seinen Wiederhörwert, denn gerade der Sound ist einfach bombenmäßig!
Hier könnt ihr euch das Album noch vorbestellen und hier gibt es noch Karten für die anstehende Abschlusstour (manche Städte sind bereits ausverkauft)!
Und so verabschieden sich die Hamburger Jungens …