Wir waren am 2. September beim Brotstock, dem Abschlusskonzert von Fettes Brot auf der Trabrennbahn in Hamburg. Es war ein fulminanter Abschied wie es diese legendäre Band auch einfach verdient hat.
Beginnen wir mal ganz am Anfang mit dem Support-Acts. Der Abend startet mit der Marching Band Meute, gefolgt von Fatoni. Anschließend halten die Brote eine Rede darüber, dass es viel mehr Frauen in der Musikszene geben sollte, was natürlich eine perfekte Einleitung für die Power-Frau Jen von Grossstadtgeflüster ist. Die Band aus Berlin gibt ihre Hits „Fickt-Euch-Allee“, „Diadem“ und „Feierabend“ zum Besten.
Weiter geht es dann mit der Antilopen-Gang (in nicht ganz kompletter Besetzung). Diese spielen ebenfalls lediglich drei Songs: „Pizza“ (leider ohne Bela B., obwohl dieser im Publikum bereits gesehen wurde), „Verliebt“ und „Army Parka“. Doch da Danger Dan eh schon mal da ist und auf der Bühne steht, darf natürlich „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ nicht fehlen und das Publikum singt textsicher und laut mit. Des Weiteren bedankt sich Danger Dan bei seiner Anwältin und erzählt, dass Ken Jepsen ca 47.000€ an Gerichtskosten etc. zahlen musste.
Während der Auftritte der Vorbands sitzen die drei Jungs von Fettes Brot auf einer Art von Podest im Form eines Schiff-Bugs mit auf der Bühne und lassen sich sozusagen bespielen. Nach Danger Dan gibt es dann erstmals etwas Musikalisches von den Hamburgern, denn sie wandeln einen Toten Hosen Song in a capella ab zu „ein belegtes Brot mit „Fettes“, ein belegtes Brot mit „Brot““. Anschließend folgt eine längere Ansage, in der sie über ihre Helden und Vorbilder sprechen und man fragt sich bereits: Wer kann denn da nun noch kommen? Welchen Act gab es bereits vor Fettes Brot? Und dann passiert es. Die (Absoluten) Beginner entern die Bühne! Und eine ganze Generation rastet aus. Natürlich darf ihr absoluter Hit „Ahnma“ nicht fehlen und auch „Hammerhart“ und „Rock On“ gehen voll ab. Zum letzten Song hat sich Platin Martin selbst noch dazu eingeladen.
Die Beginner verlassen unter Zugabe-Rufen die Bühne welches Dr. Renz mit Augenzwinkern kommentiert: „Die haben nur diese 3 Songs“. Dann kommt das Management von Fettes Brot wirklich mal als Überraschung auf die Bühne und überreicht goldene und Platin-Schallplatten. König Boris meint dazu dann, dass sie an diesem Abend keinen dieser Songs nun spielen würden. Dann kommt es wirklich mal zu einer Umbaupause und die richtige, lang erwartete Show beginnt mit einer Dia-Show aus den ganzen Jahren von Fettes Brot.
Fettes Brot beginnen das Set mit ihrem Hit „Jein“, wozu sie erneut auf dem Schiffspodest performen. Der Song als Start ist wirklich passend, da es mit der erste Hit der Hamburger Jungs war im Jahre 1996. Weiter geht es dann mit dem etwas unbekannteren „Der beste Rapper Deutschlands ist offensichtlich Ich“. Hierzu wurde dann sogar eine Tanzeinlage einstudiert. Spätestens beim etwas neueren „Erdbeben“ haben sie dann das gesamte Publikum in Bewegung gebracht.
Und während langsam die Nacht über Hamburg herein bricht spielen Fettes Brot ein wahnsinniges Set im Mix aus Klassikern, Fan-Lieblingen und neuen Sachen. Welcher Song einfach prädestiniert für diesen Abend war, ist „Hamburg Calling“. Anschließend macht König Boris eine wirklich ausschweifende Ansage. Er erzählt davon, dass er ja nie eine richtige Ausbildung gemacht hat und nicht mal ein abgebrochenes Studium vorweisen kann, doch rückwärts einparken mit dem Autoscooter, darin sei er gut. Dann zieht er sich eine altbekannte rote Jacke an und es beginnt „The Grosser“ – ein absolutes Highlight für mich!
Natürlich dürfen Songs wie „Da draussen“, „Emanuela“ und „Nordisch by Nature“ nicht fehlen. Der vorerst letzte Song soll dann der aktuelle „Brot weint nicht“ sein.
Doch dann passiert etwas, womit wahrscheinlich niemand gerechnet hätte. Nicht die Brote kommen zurück auf die Bühne sondern niemand anderes als die Ärzte (aus Berlin!). Sie spielen ihre 3 Hits „Teenager Liebe“, „Schrei nach Liebe“ und einen Mix aus „Was in der Zeitung steht“ und „Radio brennt“, letzteres gemeinsam mit Fettes Brot. Die Ärzte verabschieden die Brote mit einer wirklich ärztetypischen Liebeserklärung: „Wir sind die Ärzte, das andere Trion in diesem Land, von den drei Großen, die es gab. Die Flippers gibt es nicht mehr. Die Fetten Brote wird es nicht mehr geben. Da bleiben nur noch wir übrig, die Ärzte aus Berlin.“
Dann spielen Fettes Brot noch insgesamt 7 Zugaben, darunter „An Tagen wie diesen“ und „Bettina“ aber auch einer besonderen Version von „Schwule Mädchen“ feat. Meute. Und dann ist es vorbei. Typisch norddeutsch gibt es keine Tränen oder weitere Reden, aber dafür umso mehr vielsagende Blicke. Fettes Brot is history.
Wer jetzt noch einmal in der Vergangenheit schwelgen möchte, kann auf der Fettes Brot Homepage unter dem Motto „Gebäck in the days“ sich durch die Song-Timeline klicken.