Review: KMPFSPRT – Euphorie und Panik

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8.8
Ein harmonisches Wechselspiel von Kritik und Emotion!

KMPFSPRT sind zurück mit ihrem neuen Album „Euphorie und Panik“. Mich persönlich erinnert der Titel etwas an das Kult-Album der Fehlfarben „Monarchie und Alltag“. Der Titel ist wohl aus einem Bandchat mit vollkommen anderen Kontext vor ein paar Jahren entstanden. Der Albumtitel fängt die beiden Pole der neuen Songs, aber auch das allgemeine Lebensgefühl der letzten Jahre recht treffend ein. „Euphorie und Panik“ erscheint am 18. März 2022.

Zuletzt hatten KMPFSPRT in ihrer Zwangspause 2020 „10 Songs in 10 Minuten“ als 7-Inch veröffentlich und sich darauf an ihrer Heimatstadt Köln abreagiert. Nun bekommt bei „Euphorie und Panik“ wieder jeder sein Fett weg, bei 12 Songs in 37 Minuten. Das Album verbindet die Grundstimmung der Bandmitglieder der letzten zwei Jahre, die ein ewiges Auf und Ab waren, und lotet die Tiefen zwischen diesen beiden Extremen weiter aus. Es gibt poppige Refrains die eingebettet sind in treibende Punksongs und auch ihr letztes Hardcore-Album hat Spuren hinterlassen. Gitarrist David Schumann sagt dazu: „Von allen unseren Alben erinnert mich ‚Euphorie und Panik‘ am meisten an unser Debüt ‚Jugend mutiert‘. Während der Songwriting-Phase hatte ich direkt das Gefühl, dass die Unbeschwertheit der frühen Tage zurück ist. Die Songs sind für uns ein unglaublich wichtiges Ventil gewesen, mit dem wir uns in den düsteren Tagen des Lockdowns etwas Luft verschaffen konnten. Es fühlt sich an, als wäre eine Menge Ballast von unseren Schultern gefallen.“

Das Album beginnt mit einem Song der direkt in die Fresse geht. „Scherben, Stein, Papier“ treibt einen nach vorn und versucht einem Mut zu machen in einer kaputten Welt.

Song 2 ist mir direkt beim ersten Hören in Gedanken geblieben. „Punk muss sich wieder lohnen“ handelt von Bands, die Punk nicht als Ventil der Rebellion, sondern als Marketing-Strategie begreifen. Dabei gehen diese Bands scheinbar über Leichen nur um Erfolg zu haben und genau dies prangern KMPFSPRT an. Musikalisch wird dies besonders schön unterstrichen beim Break von den recht aggressiven Strophen hin zur poppigen End-Bridge, die dann folgenden Text trägt: „Ich lieg im Bett mit der halben Industrie – bin ein Produkt, doch gestört hat mich das nie“ und von lockeren ah’s begleitet wird.

Beim Intro vom nächsten Song dachte ich zuerst an „Hauptsache es schmeckt und sieht gut aus“ vom Album „Das ist doch kein Name für ’ne Band“ (2012). Es ist aber „Vom Augenwischer zum Millionär“. Das Video zu diesem Song erschien bereits am 14. Januar 2022. Der Song handelt darüber wie sehr der Kapitalismus und aktuelle Zustand damit einen ankotzt.

„Wir sind einsam in der Masse,
aber vehement dagegen.
Wie ich diesen Zustand hasse,
jeder gegen jeden.
Wir betäuben uns mit Drogen
um den Wahnsinn auszuhalten,
und wir trinken nachts in Bars
um die Ohnmacht auszuschalten.“

Bleiben wir bei Songs die kritisieren und anprangern. „Schottergarten Eden“ erschien bereits am 12. November 2021. Der Song ist allen Querdenkern gewidmet und hält ihnen den Spiegel vor. Das Video dazu ist ein Best-of aus Fernsehbeiträgen der letzten Zeit. Es zeigt den „Sturm auf den Reichstag“ und die Rede von Jana aus Kassel. Was KMPFSPRT davon halten lässt sich in einer Songzeile zusammenfassen: Doch deine Ignoranz ist die schlimmste Krankheit.

Doch natürlich ist „Euphorie und Panik“ kein rein kritisch-politisches Album. Es gibt natürlich auch Songs die sich mit persönlichen Geschichten auseinandersetzen. So zum Beispiel „Löwen-Emoji“. Es ist ein etwas anderer After-Break-Up-Song und setzt sich mit der Einsamkeit nach dem Ende einer Beziehung auseinander. Es geht dann direkt weiter mit „Per Anhalter durch die Dystopie“. Der Song handelt über persönliche Tiefpunkte und einer Sensationsgeilheit, die man mitunter auch im eigenen Freundeskreis wiederfindet. Bei diesem Song werden KMPFSPRT musikalisch von der Bläsersektion von 100 Kilo Herz unterstützt, was dem Song einen ganz neuen Flair gibt.

„Ein Wimpernschlag, ein ganzes Jahr,
frag‘ mich nicht wo ich die ganze Zeit lang war.
Ein Wimpernschag, ein ganzes Jahr,
komm doch endlich mal klar!“

Bei „Schwanenkampf“ gibt es dann noch Kritik an der eigenen Szene. Der Song kommt sehr Oldschool-punkig daher und wirft ein kritisches Auge auf die eigene Szene und die Heldenverehrung, die sich manchmal als völlig fehl am Platz erweist. Sehr schön finde ich hier ein Stilmittel, welches man wirklich meist aus älteren Punksongs kennt, dass man in den deutschen Text auf einmal eine Parole auf Englisch reinhaut. „No gods, no masters – keine Helden, keine Stars – alles war getäuscht!“

Abschließend kehren KMPFSPRT dann doch wieder zur Kritik zurück bei den Songs „Kein Signal“ und „Theatersterben“. Abgeschlossen wird „Euphorie und Panik“ dann mit dem Song „Regen wie der Lärm von Zügen“, welcher mit Synthie-Elementen und sogar einem kurzen, Black-Metal-Blast-Beat überrascht. Ein wirklich episches Outro.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Euphorie und Panik“ wirklich alles anspricht, was einem aktuell im Kopf herumschwirrt. Es behandelt die großen politischen und gesellschaftlichen Themen, wie auch die Dramen des Privatlebens. Dabei ist es musikalisch sehr abwechslungsreich und klingt halt wirklich typisch nach KMPFSPRT.

Unser Fazit


Sound
9
Lyrics
10
Kreativität
9
Artwork
6
Wiederhörwert
10