Es gibt kaum eine Band im Bereich Indie / Alternativ, die im Jahr 2017 mehr von sich Reden gemacht hat, als die Leoniden aus Kiel. Gerade mit ihrem Debütalbum „Leoniden“ und den vielen Festivalauftritten, haben sich die fünf Musiker innerhalb kürzester Zeit eine nicht zu unterschätzende Fanbase aufgebaut. Umso größer dürfte die Freude all dieser sein, als im Juni diesen Jahres ihr zweites Album „Again“ angekündigt wurde.
Und „Again“ ist zuerst einmal ein anderes Album, als „Leoniden“ es war. Also nicht komplett anders, aber es gibt schon deutliche Differenzen, wie direkt beim ersten Hören klar wird. Es scheint, als hätten die Leoniden, die auf ihrem Debütalbum immer wieder neue und verschiedene Musikgenres ausprobiert haben und dabei manchmal erfolgreich, manchmal nicht ganz so erfolgreich gewesen sind, sich auf ihrem zweiten Album viel mehr auf ein Genre geeinigt. So war es bisher schwierig die Band und den Musikstil in eine Schublade einzuordnen, so fällt es jetzt doch schon ein wenig einfacher. Indie-Pop, die meiste Zeit zumindest. Jedoch merkt man den ein oder anderen Songs auch noch ein Ausschweifen in die Rock und Punk Richtungen an, es bleibt aber den größten Teil sehr poplastig. Und das soll nichts Schlechtes bedeuten. Es wirkt viel eher so, als hätte die Band ihre Schiene gefunden, auf der sie auch vielleicht viel besser fahren, als sie es je getan haben.
Das Album beginnt mit „River“, einer Single, die der vermutlich persönlichste Song ist, den die Leoniden je geschrieben haben. „River“ handelt von Depressionen, die schwachen Momente, die diese mit sich bringen kann; von Angst als solcher und von Unsicherheiten, mit dem das lyrische Ich immer wieder zu kämpfen hat und welche es überwinden muss. Dazu kann man die zerbrechlich wirkende Stimme des Sängers, Jakob Amr, zusammen mit einem Frauenchor, Streichern und einem äußerst prägnantem Bass vernehmen. Und auch wenn das alles auf den ersten Blick ziemlich viel scheint, passt es an dieser Stelle irgendwie. Denn während „River“ ganz ruhig beginnt, wandelt sich das hin zum Refrain, in dem sich JakobsKopfstimme weiter überschlägt und eine gewisse Hilflosigkeit deutlich macht. Das Ganze wird auch durch die immer lauter werdenden Instrumente klar. Dass einige Mitglieder der Band ursprünglich aus der Hardcore- und DIY-Szene kommen, kann man diesem Song an einigen Stellen anhören.
Nach dem Opener folgen ein paar Songs, die schon an das Debütalbum erinnern. Mit „Kids“ haben die Leoniden wieder einen Song, der kindlich und naiv gestaltet ist. Er fordert zum Tanzen auf und handelt davon, dass all der Sehnsucht und der Trauer keinen Halt gegeben werden sollte, weil ohnehin nicht viel mehr als dieser eine Moment kontrolliert werden kann. Das Ganze wird in diesem Fall unterstützt durch Afropop-infizierte Gitarren. „Alone“ und „People“ handeln, ebenso, wie„River“ von Depressionen und Angstzuständen. Grundsätzlich ein Thema, dass sich durch die Platte zieht, wie kaum ein anderes.
Auch „Down The Line“ befasst sich mit der Anpassung an die Gesellschaft und dem sehnlichen Wunsch aus dieser auszubrechen, was sie auch versuchten durch die Musik auszudrücken. Diese wird in der zweiten Hälfte des Songs deutlich lauter und aggressiver, wobei wiedermals klar, dass die Leoniden definitiv Gitarren-Pop-Rock spielen, da die Gitarren immer unverkennbar rauszuhören sind. Auch wird in „Down The Line“, als einer, der wenigsten Songs, auf Jakobs doch ansonsten sehr prägnante Kopfstimme, Chor und Streicher verzichtet, was den Song vielleicht auch deshalb so gut macht.
Schnell wird klar, dass Angst ein prägnantes Thema des Albums ist. Ob Verlustängste, wie sie in „Colorless“ deutlich werden; die Angst nicht gut genug zu sein und der Versuch eben jenes zu akzeptieren, wie es in „Not Enough“ thematisiert wird oder auch die Beziehungsunfähigkeit des lyrischen Ichs aus „Why“, was auch zudem die Single auf dem Album ist, die einer Ballade am nächsten kommt. Grundsätzlich sind es Themen, die wohl den meisten nicht fremd sein dürften.
„Again“ verfügt über eine Menge Füllwörter, einige überflüssig wirkende Effekte, wie eine große Anzahl an Handclaps, und wirkt auch ansonsten von der ersten Sekunde an komplett durchgeplant, was die Platte aber nicht gleich schlecht macht. Ganz im Gegenteil sogar, es beweist sogar Mut zum Imperfektionismus, für den die Band eigentlich nicht bekannt ist, weil er eben nicht jeden Ton, den Jakob Amr mit seiner Kopfstimme singt, auch wirklich trifft. Und auch wenn die Instrumente manchmal ein wenig zu viel und zu aufdringlich wirken, zumindest an einigen Stellen, so ist es dennoch ein ziemlich gutes Album und ein würdiger Nachfolger des Debüts „Leoniden“. Ein Album, das vor allem zum Tanzen und Abgehen motiviert und auffordert und definitiv für die Bühnen und die Touren, die die Leoniden noch spielen werden, geschrieben wurde. Denn man merkt den Leoniden schnell an, dass sie sich kaum so wohlfühlen, wie auf den Bühnen dieses Landes und nicht im Proberaum. Und genau das haben sie mit „Again“ auch geschafft. Ein Album, das bereits beim ersten Hören zum Mitnicken und kurze Zeit später zum Mitsingen und Tanzen anregt.
Zum Abschuss kann man sagen, dass „Again“ zwar nicht unbedingt die komplexeste Platte dieses Jahr, aber dennoch für alle Fans des Genres Indie sehr zu empfehlen ist. Außerdem sind die fünf Jungs eine unglaublich gute Liveband, wie ihr euch bei der kommenden „Kids Will Unite“ Tour selbst überzeugen könnt.
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27.02.2019 – Baden – Werkk
28.02.2019 – CH, Basel – Sommercasino (verlegt vom 23.11.18!)
01.03.2019 – Karlsruhe – Substage
02.03.2019 – Jena – Kassablanca
05.03.2019 – Dortmund – FZW
06.03.2019 – Oldenburg – Amadeus
07.03.2019 – Bielefeld – Forum
08.03.2019 – Hamburg – Uebel & Gefährlich
27.03.2019 – CZE, Brno – Eleven Club
28.03.2019 – CZE, Prag – Café V lese