Pop-Punk trifft alternativen Rock mit Synthie-Elementen. Was erstmal nach einer seltamen Mischung klingt, die in etwa so gut zusammen passt wie Helene Fischer, Till Lindemann und Tech N9ne, kann tatsachlich funktionieren. Das beweisen uns Long Way Home auf ihrem neuen Album Stalker, welches am 22.11. erscheint. Wir durften exklusiv und vorab den musikalischen Nachfolger von Mother Earth begutachten und uns einen umfassenden Eindruck des zweiten Longplayers der schwäbischen Jungs machen.
Wie schon die erste Singleauskopplung One More Dance (wir berichteten) erahnen ließ, haben Jannik, Simon und Flo sich seit Erscheinen ihres Debüts vor zwei Jahren musikalisch weiterentwickelt und einen großen Schritt Richtung Zukunft gewagt. Denn so erwachsen wie jetzt klangen die drei Jungs noch nie. Die Entwicklung der Band ist absolut positiv zu vermerken, auch wenn mir die Irritierung bei den ersten Klängen des Albums regelrecht auf die Stirn geschrieben stand. „Das ist kein Pop!“, war das erste, was mir durch den Kopf schoss, gefolgt von „aber Punk auch nicht wirklich…“. Stalker stellte mich zunächst also vor ein musikalisches Rätsel, welches es zu lösen galt. Wie schnell das geschehen sein sollte, war wirklich nicht zu erwarten gewesen – denn noch bevor ich überhaupt dazu fähig war, meine Gedanken zu ordnen, ertappte ich mich dabei, wie ich heimlich im Takt von Leave you mit dem Bein wippte. Aha. So ging das also. Es hieß also Kopf aus, Musik an. Und wie die Musik an war! Zwölf wunderschöne Melodien, die einen teils mit ihrer kräftigen Akkustik vor eine Wand drückten, teilweise mit sanften Gitarrenklängen zum träumen einladen, dazu die wahnsinns Stimme von Sänger Jannik Strobel. All diese Dinge zu einem äußerst harmonischen Gesamtkunstwerk vereint machen Stalker zu einem einzigartigen musikalischen Erlebnis. Die mit Bedacht gewählt Bandbreite an neuen Klängen und dem Spiel mit alten Klischees (siehe beispielsweise die Powerballade Don’t Say, welche von verfremdeten Vocals und treibenden Drums geprägt ist), machen die Songs zu etwas ganz Besonderem. Das Geheimnis hinter dem Album sind meiner Meinung nach jedoch eindeutig die sehr eingängigen Refrains, welche den Hörer wirklich bei jedem Hören abholen und zum Mitsingen, -gröhlen und Fühlen einladen. Live wird die Band mit ihren neuen Songs mit Sicherheit die eine oder andere Bühne heftig zum beben bringen. Und genau so soll es sein!
Was kritisch anzumerken sein mag, ist die Spezialität des Albums. Das Genre Pop-Rock mag beliebt sein, jedoch passt es unlängst nicht mehr zu Long Way Home, die ihre ganz eigene, musikalische Nische gefunden haben. Leute, die das Album ohne Vorwissen kaufen, könnten also definitiv eine andere Art von Musik erwarten. Bei mir jedoch hat Stalker einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Fans von Long Was Home ähnlich gehen wird wie mir.