Review: „Love Will Fix It“ – Emil Bulls

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Fotocredit:
Arising Empire
9.2
Stimmiges Gesamtwerk mit hoher Abwechslung und Rafinesse

Über 6 Jahre haben uns die Emil Bulls auf einen neuen Longplayer aus der eigenen Feder warten lassen. Am 12. Januar ist es soweit: Das nächste Album „Love Will Fix It“ darf endlich das Licht der Welt erblicken. In der Zwischenzeit hat das Quintett zahlreiche Liveshows gespielt und erfolgreich eine Pandemie überstanden. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, verrät euch unsere ausführliche Review der Platte.

Los geht’s mit dem energetischen Opener „Backstabbers“, der zum Einstieg direkt auf ein Werk der härteren Machart schließen lässt. Der Pre-Chorus und der Refrain sind eingängig, wodurch der Song schon nach dem ersten Hören im Ohr bleibt. Gitarrenwerk und Gesang bilden hier eine perfekte Einheit und machen „Backstabbers“ zu einem erfolgreichen Opener. Textlich geht es, wie der Titel bereits impliziert, um Verräter, die anderen Menschen/Freunden in den Rücken fallen, um selbst zu profitieren. Gerade der hohe Energiegehalt und die Metalcore-Züge des Songs, machen ihn zu einer hämischen Abrechnung mit solchen Leuten.

Es folgt die bereits vorab veröffentlichte Single „The Devil Made Me Do It“, die den Härtegrad des Vorgängers weiter nach oben treibt. Gut platzierte Synthesizer-Effekte treffen auf ein empfängliches Gitarrenriff. Auch die Screams/Growls von Sänger Christoph von Freydorf kommen bei diesen Track nicht zu kurz und sorgen an den passenden Stellen für die nötige Aggressivität. Der in einer höheren Stimmlage gesungene Refrain lässt die Single wie einen Dialog zwischen Kläger und Täter wirken, wobei Letzterer immer den Teufel als Schuldigen vorschiebt.

Musikvideo zu „The Devil Made Me Do It“:

Viele von euch werden mitfühlen können , wenn es um toxische Freundschaften geht, die man nur um ihretwillen weiterhin aufrecht erhalten hat. Je länger man drin hängt, desto schwieriger fällt es einem langjährigen Freund Adieu zu sagen. „Happy Birthday You Are Dead To Me“ schafft es genau diese innere Zerrissenheit widerzuspiegeln und gibt die klare Empfehlung sich von dieser Art Mensch zu distanzieren.

Die Emil Bulls schreiten nicht davor zurück, den Gegenüber als „Spawn of Hell“ , „Demon“ oder „Venomous Snake“ zu bezeichnen, was definitiv die Frage aufkommen lässt, wer den Jungs wohl ans Bein gepisst hat. Verzerrte Gitarren im Hintergrund und ein wiederum energischer Gesang sorgen dafür, dass auch dieser Track zu den härteren der Scheibe gezählt werden darf.

Mit „Levitate“ geht es nach meiner Auffassung genau an der richtigen Stelle erstmalig etwas ruhiger zu. Der Song klingt aufbauend sowie erfrischend und lädt zum ausgelassenen Tanzen miteinander ein. Dem Titel entsprechend fühlt man sich beim Hören wie ein im Raum schwebender Körper, der von oben aus alles überschauen und erreichen kann. Mit diesem Lied bestätigen die Bulls ihre Vielseitigkeit und sorgen für eine schöne Abwechslung.

Nach einem solchen Gefühl der Schwerelosigkeit, kann es leider ganz schnell passieren, dass einen der „Whirlwind of Doom“ aus dem Nichts erwischt und mitreißt. Genau das tut der fünfte Song bzw. die zweite Singleauskopplung des Albums auch. Ein besonderes Augenmerk liegt bei diesem Titel auf den im Vordergrund stehenden Gitarren, die gemeinsam mit Bass und Schlagzeug eine souveräne musikalische Untermalung – einem Wirbelwind gleichend – erzeugen. Der Refrain ist textlich einfach gehalten und bleibt wahrscheinlich gerade deswegen schnell im Gedächtnis hängen.

Musikvideo zu „Whirlwind of Doom“:

„The Ghosts That You Have Called“ beendet die erste Hälfte von „Love Will Fix It“ und erscheint dabei neben den ersten fünf Liedern der Platte etwas schwächer. Das liegt vor allem daran, dass die bisherigen Songs alle Playlist-Potenzial hatten und wirklich kaum Wünsche offen ließen. Der Track ist grundsolide, allerdings mangelt es hier an den vorher beschriebenen Stärken, welche die Qualität des Longplayers bis jetzt so hochhalten. In das Gesamtkonzept des Albums fügt er sich dennoch gut ein.

Mit dem nächsten Track machen die Emil Bulls dafür umso stärker weiter und präsentieren mit „Love Will Fix It“ einen würdigen Titelsong für die neue Scheibe. Die aktuellste Single vereint eine positive sowie inspirierende Botschaft mit aufmunternden Instrumentals. Hier stimmt einfach alles, weshalb ich den Titelgeber mit einem guten Gewissen zu meinem persönlichen Favoriten der Platte küren kann. Das zugehörige Musikvideo sollte man ebenfalls nicht missen. Jeder, der einen melodischen Stimmungsbooster sucht, wird bei diesem Song definitiv fündig!

Musikvideo zu „Love Will Fix It“:

Mit „Sick“ heben die Emil Bulls erneut ihre bereits auf dem ganzen Album präsente Vielseitigkeit hervor. Ein balladenähnliches Intro mit Synth-Elementen mündet in einem catchy Refrain, der hohes Mitsing-Potenzial bietet. Die Bridge liefert hingegen einen kleinen Instrumental-Breakdown, der dann im Refrain endet. Thematisch geht es erneut um den inneren Zwiespalt des lyrischen Ichs, welches sich in einer toxischen Beziehung befindet. Trotz des anhaltenden Leids gelingt es ihm nicht mit der Beziehung abzuschließen.

„She Ain’t Coming Home No More“ kann als Sequel des Vorgängers betrachtet werden und handelt vom Abschied einer (geliebten) Frau. Der Song macht bewusst, dass der Tod endgültig ist und keine Liebe der Welt einen Toten wieder lebendig machen kann. Auch hier müssen wir nicht auf einen Breakdown verzichten, der die recht sentimentale und ruhige Stimmung zum Ende hin nochmal aufwirbelt.

Beim nachfolgenden „Dreams And Debris“ wird man dazu aufgefordert die Vergangenheit hinter sich zu lassen, um abschließen zu können. Der bombastisch anmutende Track wird nur durch Drums eingeleitet, zu denen sich nach kurzer Zeit auch Gitarre und Bass gesellen. Erst nach ca. 40 Sekunden setzt der melodische Gesang ein, der es vor allem während des Refrains schafft den Zuhörer mitzureißen.

Auch wenn der Titel anders vermuten lässt, liefert uns „Oceans of Grief“ einen weiteren aufmunternden Song, in dem das lyrische Ich eine Zeit der Freude und des Glaubens/Vertrauens ankündigt. Nach einem Tod ohne Rückkehr und zerbrochenen Träumen auf jeden Fall eine gelungene Abwechslung.

Das Schlusslicht markiert „Together“, das sich durch seine besonders warme und einladende Atmosphäre von allen anderen Tracks differenziert. Das Album endet also nicht mit einem Knall, dafür aber mit einer umso schöneren Message: Zusammen ist man stark, kann alles schaffen und die Welt zu einem besseren Ort machen.

Fazit:

Den Emil Bulls gelingt es mit „Love Will Fix It“ ein stimmiges Gesamtwerk zu präsentieren, das eine klare Weiterentwicklung zu allem vorher dagewesenen aufzeigt. Gerade das Zusammenspiel von sentimentalen und aufbauenden Themen sowie das Gesamtkonzept des Albums, mit vielen aufeinander abgestimmten Songs, konnten mich überzeugen. Die Platte ist kurzweilig und es lohnt sich die Songs in der vorgegebenen Reihenfolge anzuhören. Das Warten dürfte sich für die meisten Fans gelohnt haben, bis zum nächsten Longplayer darf aber auch gerne etwas weniger Zeit ins Land gehen.

 

 

Unser Fazit


Sound
9
Inhalt
9.5
Kreativität
8.4
Artwork
10
Wiederhörwert
9.7