„Noch ein Weihnachtsalbum? Davon gibt es doch schon zu genüge!“, wird sich so manch einer denken, wenn man zum ersten Mal von der neuen „Weihnachtsplatte“ von Madsen hört. Doch es sind nicht einfach, wie sonst so oft, die alten Lieder im neuen Gewand. Nein! Madsen haben sich tatsächlich ran getraut komplett neue Weihnachtslieder zu kreieren. Mit einer Mischung aus Rock, Punk und Pop sowie einer Prise Humor und ja, auch Kitsch, fangen sie den Geist der „most wonderful time of the year“ perfekt ein. Das kommt zwar oft mit einem Augenzwinkern, ist aber dennoch stets aufrichtig gemeint. Die Band zeigt, dass Weihnachten nicht nur besinnlich sein kann, sondern auch Spaß macht: „Wir mögen Weihnachten. Sich auf das Jahr besinnen, Dinge verschenken, mit der Familie abhängen, gemeinsam kochen, das Haus schmücken, Weihnachtsplatten hören – Wir lieben das“, sagt die Jungs aus dem Wendland. Die drei Madsen-Brüder halten es also auch abseits der Bühne sehr gut miteinander aus. „Die Weihnachtsplatte“ ist das Ergebnis eines kreativen Prozesses, der ohne großen Plan entstand – ähnlich, wie bei dem Punk Album „Na gut dann nicht“ wurden nach und nach immer wieder neue Weihnachtslieder geschrieben und auf einmal war ein Album fertig. „Die Weihnachtsplatte“ erscheint am Freitag, den 6. Dezember 2024, passend zu Nikolaus.
„Die Weihnachtsplatte“ startet mit einem wirklich besinnlichen zuerst instrumentalen, dann choralem „Intro“. Anschließend geht es dann passend weiter mit „Es Geht Wieder Los“. Diesen Song hatten Madsen bereits im vergangengen Jahr zu Weihnachten veröffentlicht. Es ist einfach DAS Weihnachtslied von dem man nie gedacht hätte, dass man es braucht. Es hat einen wahnsinnigen Ohrwurm-Charakter und verbreitet einfach gute Laune. Beschrieben wird in „Es Geht Wieder Los“ der typische Wahnsinn zu Weihnachten, den wohl jeder kennt. Noch schnell ein paar Geschenke besorgen, George Michael läuft zum x-ten Mal im Radio und man trifft sich auf einen Glühwein mit Freunden. Das alles soll auch gar nicht negativ bewertet werden, denn irgendwie gehört es halt zu Weihnachten dazu. Genauso wie der Wunsch, dass alle Menschen zueinander lieb sind. Das Video zu „Es Geht Wieder Los“ ist auch absolut sehenswert, obwohl es doch so minimalistisch ist. Denn eigentlich gehen die Madsens nur in den verschneiten Wald und schmücken dort einen Tannenbaum, doch wie sie es machen ist einfach super witzig.
Doch so heiter fröhlich ist natürlich nicht das ganze Album, sonst wäre es ja auch kein Madsen-Album, wenn nicht auch etwas Kritik auftaucht. In „Weiße Weihnacht“ geht es um die Weihnachtszeit in Berlin, welche doch eher grau statt weiß ist und etwas bedrückend, wie auch die Stimmung im Song. Es schwingt auch ein Hauch an Kritik bezüglich des Klimawandels mit. Die Gesangsart in diesem Song erinnert mich persönlich an den Stil, den auch ein Max Raabe hat. Wesentlich lockerer kommt dann „Merry Christmas To Me“ daher. Der Song animiert dazu, einfach mal sich nicht an die Tradition zu halten und lieber das zu machen, was einem wirklich gut tut. Interessant finde ich hierbei, dass Madsen gerade bei diesem Song dann die „Jingle Bells“-Melodie als Intro gewählt haben, wobei diese ja nun wirklich für ein klassisches Weihnachten steht.
„Weihnachten ist was du daraus machst,
Merry Christmas To Me.
Schon okay, solang‘ du drüber lachst,
oh ich hab euch alle lieb.
A very merry Christmas to Me.
Auch wenn ihr mich in den Wahn treibt,
ich bin froh, dass ihr da seid.
Alles Andere ist egal,
Frohes Fest verdammt noch mal!“
Weiter geht es dann mit einem Lied zum Tanzen, wie der Titel es schon verrät: „Ich Tanze Im Schnee“. Beim ersten Hören hat mich die Gesangsmelodie an den 90er Jahre-Song „Mr. Brown“ von Glow erinnert. Und da wir grad schon beim Tanzen sind, sprechen wir doch direkt auch über’s „Weihnachtslied zum Tanzen“. Dieser Song ist für all jene gemacht, die nicht so auf Kuscheln vorm Kamin stehen, sondern lieber Abgehen wollen.
„Alle Jahre wieder,
komm‘ die Lieder,
traurig und sentimental.
Du kannst ihnen nicht entkomm‘
sie laufen einfach überall.
Doch so sehr du’s auch versuchst,
du kannst nicht besinnlich sein,
hast den Drang dich zu bewegen,
damit bist du nicht allein.
Manche penn‘ ein bei Kerzenschein,
doch du, du bist noch wach.
Hier kommt deine Rettung gegen jede stille Nacht!
Das ist ein Weihnachtslied zum Tanzen,
ohne Geigen und den Dreck
lass‘ die Engelschöre weg.
Das ist ein Weihnachtslied zum Tanzen,
deine Oma wär‘ entsetzt,
lass‘ uns durchdrehen und zwar jetzt!“
Doch springen wir nochmal zurück, sowohl auf dem Album, als auch zur Besinnlichkeit mit „Weihnachtslichter“. Der Song verströmt eine romantische, weihnachtliche Stimmung durch seine Melodie, wobei der Text dazu etwas im Gegensatz steht, denn „Weihnachtslichter“ handelt davon sich in dieser Welt irgendwie verloren zu fühlen. Gerade an Weihnachten möchte man zu Hause und nicht alleine sein, doch es gibt genug Menschen, die kein Zuhause haben oder einsam sind, was besonders in dieser Zeit wirklich schwierig ist.
Bei dem Song „Schneeflocke“ übernimmt dann zum ersten Mal auf „Die Weihnachtsplatte“ Johannes Madsen den Gesang. Ich finde den Song wirklich süß, denn es ist zwar ein Weihnachtssong aber auch ein Lovesong, darüber wie man sich nicht traut die Person, in die man verknallt ist, danach zu fragen, ob man gemeinsam Weihnachten verbringt.
Mit „Niemand liebt dich“ kommt dann auch noch ein Heartbreak-Rocksong auf „Die Weihnachtsplatte“, der von einer, wie ich finde, toxischen Liebe und Verzweiflung handelt, nach einer Trennung. Der Sound wirkt schon bedrohlich und passt zu Zeilen wie „Ich hab mich echt verändert und mach‘ jetzt ’ne Therapie, vielleicht gibt’s noch ’ne Chance für uns […] Niemand liebt dich so wie ich.“
„Weihnachtsparty Legende“ – was für ein Banger! Der Song handelt von einer unvergesslichen Weihnachtsparty, in diesem Fall sogar speziell von einer Firmenfeier. Es wird genau beschrieben, welche*r Kolleg*in wie auffällig wird. Und wer kennt nicht solche Partys, bei denen es besser ist wenn sich niemand daran erinnert? „Sogar Bianca aus der Buchhaltung dreht auf, dass sie gerne Pogo tanzt, hat ihr niemand geglaubt.“ „Weihnachtsparty Legende“ könnte ich mir auch gut in einem Live-Set von Madsen vorstellen.
Die Ballade „Einsame Herzen“ macht dann „Die Weihnachtsplatte“ komplett. Der Song erschien auch erst vor ein paar Tagen inklusive Video. „Einsame Herzen“ zeigt sentimental die Unterschiede zwischen den Menschen auf. Die einen streiten sich an Weihnachten mit ihrer Familie, während andere gern eine Familie und Liebe hätten. Auf YouTube schreiben Madsen zu diesem Song: „„Einsame Herzen“ ist aber keineswegs eine pure Romantisierung der Feiertage. Das Lied erzählt von all den Menschen, die nicht das Privileg stabiler Familienverhältnisse haben. Menschen, die nicht wissen wo und mit dem sie die Feiertage verbringen sollen. Oder auch von Menschen, die überhaupt kein Zuhause haben. Diese Menschen müssen gesehen werden – nicht nur an Weihnachten.“
Also wenn ihr eine Alternative zu den immergleichen Weihnachtslieder sucht, ist „Die Weihnachtsplatte“ von Madsen genau das Richtige für euch! Ob beim gemütlichen Beisammensein mit der Familie oder beim Feiern mit Freunden – dieses Album ist der perfekte Soundtrack für eure Feiertage. Und typisch Madsen, schlummert auch in so manch einem Song eine versteckte Message: Klimakritik, Wunsch nach Frieden auf der Welt, ein Blick auf die Obdachlosigkeit – alles wichtige Themen! „Die Weihnachtsplatte“ ist einfach ein guter Mix aus Besinnlichkeit, politischem Engangement und guter, rockiger Musik.