Review: Montreal – Bestandsaufnahme

review montreal
Fotocredits:
Official Albumcover
9.6
Ein Genie-Streich aus dem Hause Montreal!

Irgendwie ist Montreal’s „Bestandsaufnahme“ ein Best-of-Album, aber irgendwie auch absolut nicht. Denn die Jungs aus Hamburg haben auf dem am 1. Oktober 2021 erscheinenden Album nicht ihre erfolgreichsten Songs, oder ihre persönlichen Lieblingstracks, oder Songs die ihre Karriere beeinflusst haben, zusammen gestellt. Nein! Sie haben die Fans entscheiden lassen welche Songs es auf die „Bestandaufnahme“ schaffen.

Im April 2021 hatten Montreal zu einer Umfrage aufgerufen. Die Top 15 wurden gesucht und sind mittlerweile gefunden. Und alle die abgestimmt haben, kommen mit ihrem Namen ins Booklet und auf das passend dazu veröffentlichte T-Shirt. Insgesamt haben 2874 Personen abgestimmt. Die Veröffentlichung der Top 15 fand dann am 26. Mai 2021 bei ihrem Konzert im Club 100 in Bremen – Live und im Streaming – statt. Außerdem haben Montreal genau diese Songs dann auch direkt live gespielt. Und dies ist das Ergebnis:

 

 

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Auch ich habe damals an der Abstimmung teilgenommen und bin überrascht, wie viele meiner persönlichen Lieblingssongs es auf das Album geschafft haben. Besonders freue ich mich über „Endlich wieder Discozeit“ und „Walkman Revolution“. Genial ist es auch, dass es „15 Jahre für die Punchline“ auf die „Bestandsaufnahme“ geschafft hat, denn der Song fasst die ersten 15 Jahre Montreal-Bandgeschichte zusammen.

Doch zusätzlich zu diesen Fan-Top-15 gibt es auch noch drei brandneue Montreal-Songs auf „Bestandsaufnahme“, welche mittlerweile auch alle bereits vorab veröffentlicht wurden. Den Anfang machte „Zum Glück nicht relevant“, welcher bereits am 14. April 2021 erschien. Der Song zeigt die nicht ganz so rosige Sichtweise von Musikern zum Umgang mit der Corona-Pandemie. Es wird kritisiert, dass Kulturschaffende sehr vernachlässigt wurden und viele vor dem Existenz-Aus standen.

„Jetzt spielen wir schon vor Autos,
Menschen drin mit Glück
Wo kriegt man günstig etwas Restwürde zurück?
Gestern noch Kulturbetrieb, heute schon Hartz IV
Ach hätten wir doch irgendwas mit schlau und so studiert“

Daneben wird noch auf diverse interessante Nebenprojekte von Mitmusikern eingegangen. So wird zum Beispiel Campino’s Buch über Fußball, oder die Gin-Produktion der Broilers, sowie ZSK’s Hit über Christian Drosten – „Ich habe Besseres zu tun“ – angesprochen.

Als Zweites erschien dann am 4. August 2021 der Song „Danke für die Nase“. Wenn man den Titel liest, kann man sich einiges darunter vorstellen, aber nichts davon wird wahrscheinlich auf diesen Song zutreffen. Es geht bei „Danke für die Nase“ um die Familie, mit all den guten und schlechten Dingen die man von ihnen bekommt.

„Danke für die Nase und die Couch
Für Dialekt und Rechenschwäche danke ich Dir auch
Danke für nen Zehner oder Zwanni ab und an
Dass ich schnitzen und ne Schleife binden kann“

Was mich persönlich fasziniert hat an „Danke für die Nase“, ist, dass Montreal es erneut geschafft haben, einen Song zu Schreiben der genau 2 Minuten lang ist – oder anders gesagt: 120 Sekunden.

Ob Yonas, Hirsch und Max Power sich als Ziel gesetzt haben, jeden der neuen Songs ein bisschen kürzer zu machen? Diese Frage stellt sich, wenn man den zuletzt, am 28. September 2021, erschienenen Song „Gold und Häppchen“ betrachtet. Dieser ist gerade mal 49 Sekunden lang! Der Song handelt über einen Albtraum, mit dem Thees Uhlmann etwas zu tun hat. Wirklich hörenswert!

Insgesamt betrachtet ist „Bestandsaufnahme“ und die Idee dahinter einfach genial! Zum Einen, dass die Fans selbst entscheiden konnten, welche Songs auf das Album gehören, und zum Anderen, dass die Songs dann auch einfach direkt live präsentiert wurden. Es ist einfach eine komplett andere Art von Best-of-Album. Und die drei neuen Songs passen sich einfach perfekt in das Gesamtbild ein.

Übrigens gibt es bei Spotify ein „Track-by-Track“  zur „Bestandsaufnahme“ (inkl. aller Lieder und Geschichten dazu).

Unser Fazit


Sound
9
Lyrics
10
Kreativität
10
Artwork
9
Wiederhörwert
10