Review: Silverstein – Misery Made Me

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Eine gelungene Komposition aus Hardcore und Pop-Punk!

Am Freitag, den 6. Mai 2022, erscheint das neue Silverstein Album „Misery Made Me“. Mit ihren mittlerweile 22 Jahren seit Bandgründung gelten sie als Post-Hardcore-Urgesteine. Es ist ihr mittlerweile zehntes Studioalbum, welches in große Fußstapfen treten muss, denn sein Vorgänger „A Beautiful Place To Drown“ (2020) hat mehr als 80 Millionen Streams. Wie der Titel schon vermuten lässt, beschäftigt sich „Misery Made Me“ mit einer Reihe düsterer Themen, inspiriert durch die letzten zwei Jahre.

„Ich wollte die Bedeutung von ‚Misery‘ als Hauptthema des Albums erkunden“, sagt Sänger Shane Told. „Trotz der Berge, die wir in den letzten Jahren erklommen und Felsbrocken, die wir umgestoßen haben, wurden wir mit der Last und dem Elend konfrontiert, über einen längeren Zeitraum relativ am selben Ort zu bleiben. Es wurde wichtig, in der Realität dieses Elends Frieden zu finden. Die Platte handelt von der Akzeptanz einer neuen Realität und der Anpassung an sie.“ Letztendlich ist „Misery Made Me“ der Versuch der Band, die immer schlimmer werdenden Herausforderungen unserer modernen Welt zu meistern – Angst, Doomscrolling und Entfremdung. Es ist ein Album, das ein Produkt der Zeit ist, in der es entstanden ist, das sich aber nicht so anfühlt, als würde es in absehbarer Zeit veralten, da viele seiner Themen wie Einsamkeit, Angst und Isolation ewige menschliche Kämpfe sind.

Das Album startet gleich mit voller Wucht in „Our Song“. Dieser greift auch direkt den Titel des Albums auf:

„I don’t need saving
Never gonna change me now Misery made me
Nothing can break me down“

Wer auf dem letzten Album den Hardcore vermisst hat, kommt hier voll auf seine Kosten, dank Songs wie „Die Alone“, an welchem Andrew Neufeld von Comeback Kid mitgewirkt hat oder „The Altar / Mary“. Fette Breakdowns, Double-Bassdrums und Screams erwarten hier den Hörer. Wobei man „The Altar / Mary“ schon fast als Rock-Opera bezeichnen könnte. Der Song wandelt sich in seinen fast 4 Minuten vom beannten Hardcore-Track zu einer Pop-Punk-Hymne um anschließend zurück zum Core zu führen. Jedoch endet der Song dann wieder in einem spärisch-melodischen Finale.

Die beiden bisher veröffentlichten Singles schlagen da schon andere Töne an. Sie tauchen tiefer in dieses Gefühl der Verzweiflung ein und beschreiben die völlige Hilflosigkeit, die Kontrolle über die Angst zu verlieren. Einer davon ist „Ultraviolet“, welcher bereits am 24. Februar 2022 veröffentlicht wurde.

Gitarrist Paul Marc Rousseau erzählt: „In ‚Ultraviolet‘ geht es um das Gefühl, machtlos zu sein und unter der Kontrolle der Chemikalien in deinem Gehirn zu stehen. Dass ultraviolettes Licht selbst unsichtbar ist, schien mir der richtige Weg zu sein, diese Vorstellung zu beschreiben. Man verliert sich in dieser unsichtbaren Sache. UV-Licht verursacht auch physische Schäden an unserer Haut, also dient es als eine Art ‚Beweis‘ dafür, dass etwas Unsichtbares wie Angst uns schaden kann.“ 

„It’s Over“ erschien bereits am 18. November 2021. Direkt beim ersten Hören hat der Song mich an einen anderen Silverstein-Track erinnert: „Where Are You“ vom Album „A Beautiful Place To Drown“ (2020). Beide Songs haben die gleiche melodische und rhythmische Linie im Refrain, doch das macht keinen der Song weniger hörenswert.

„It’s Over‘ handelt von der Spirale, die zum Aufgeben führt“, erzählt Gitarrist Paul Marc Rousseau. „Diese angstbesetzten Stunden, in denen man nichts mehr spürt außer dem leisen, stetigen Crescendo der Panik, das schließlich so intensiv wird, dass man die Fingerspitzen nicht mehr spürt. Es ist hoffnungslos zu fühlen, aber sinnlos, es zu ertragen. Ich habe aus diesem Gefühl nichts gelernt. Ich wollte nur, dass es aufhört.“

Im Grunde fassen diese Songs schon ganz gut zusammen wie das Album ist. Irgendwo zwischen Hardcore und Pop-Punk. Dann gibt es aber auch Songs wie „Slow Motion“, die diese beiden Stile sehr gut miteinander vereinen.

Zuletzt erschien dann noch am 15. April 2022 das Video zum Song „Bankrupt“. Er sticht auf dem Album besonders hervor durch sein Industrial-artiges Intro welches dramatische Spannung auf baut und all die düsteren Effekte im Song selbst.

Geschlossen wird „Misery Made Me“ dann durch den recht düsteren Track „Live Like This“ feat. nothing.nowhere. mit der eindringlichen Songzeile: „I don’t want to die, but I can’t live like this.“, sowie dem sehr ruhigen Outro „Misery“.

„Will this ever heal?
No I won’t be and I won’t feel alone anymore And I won’t let the sea swallow me
I can find my peace in misery“

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Misery Made Me“ ein wirklich gelungenes Album ist. Es vereint Post-Hardcore und Pop-Punk in einer so wundervollen Harmonie. Sowohl alteingesessene Fans als auch der Nachwuchs kommen auf ihre Kosten und man bekommt direkt beim ersten Hören schon Lust mitzusingen und abzugehen.

Unser Fazit


Sound
10
Lyrics
9
Kreativität
9
Artwork
7
Wiederhörwert
10