Endlich wieder Live-Konzerte! Wir waren letzten Samstag, den 26. März 2022, bei ZSK in der Pumpe, Kiel. Es war ein grandioser Abriss!
Direkt als ich ankam, war ich positiv schockiert und dachte schon fast ich wäre auf dem falschen Konzert gelandet. Die Schlange vor der Tür reichte bis um den Block! Noch nie habe ich einen solchen Ansturm in der Pumpe miterlebt. Und bereits beim Rumstehen vor dem Einlass war die Stimmung ausgelassen und es wurde viel gesungen.
Durch den verzögerten Einlass hat dann die erste Vorband auch circa 20 Minuten später angefangen zu spielen als es geplant war. Der Abend begann also mit Blaufuchs. Die Jungs aus Hildesheim geben bei ihren 8 Songs schon mal richtig Gas und geben ihr bestes das Publikum aufzuheizen. Mit dabei haben sie neue Songs wie „Scheitern“, welcher leider ohne Akustik-Gitarre auskommen muss, und „Mauern“. Beim Song „Keine Angst“ kommt dann auch Joshi von ZSK mit auf die Bühne. Abgeschlossen wird das Set mit dem jungen Klassiker „Wo du herkommst“, welcher zum Mitklatschen und Mitgröhlen animiert.
Die Überraschung des Abends ist wohl die spontan geänderte, zweite Vorband. Eigentlich sollten Smile and Burn spielen, doch die Band wurde leider kurz vorher positiv getestet. Zum Glück sind The Detectors aus Kiel spontan, und ungeprobt wie sie auf Instgram schreiben, eingesprungen. Sie starten gleich mit Volldampf in ihren ersten Song „Opportunities to Grow“. Mich hat es sehr gefreut, dass es dann gleich weiter ging mit meinem Lieblingssong „I Was a Teenage Capitalist“. Der Song hat einfach einen ganz besonderen Groove und regt zum Tanzen an.
Ohne lange Umschweife geht es dann auch schon weiter mit „The Defence Lobby (Is a Crime on Humanity)“, der etwas Ska-mäßig daher kommt. Erst jetzt kommen die Kieler dazu sich vorzustellen. Bei „Let Me Out“ startet dann zum ersten Mal am Abend eine Pogo-Menge und „Along the Way“ endet mit einem schönen Kanon-Outro. Weiter geht es dann mit einem neuen Song „To Live And Let Love“, welcher am dem letzten Album „Ideology“ vertreten ist, dieses erschien am 15. May 2020. Der Song unterstreicht die Botschaft, dass man jeden Menschen einfach lieben lassen soll wen man will. Ebenfalls auf dem gleichen ist der folgende Song „Sticks & Stones“. Hier klatschen und springen bereits alle mit, bis zum A-Cappella-Outro. Bereits hier gibt es, noch vor dem eigentlichen letzten Song, die ersten Zugabe-Rufe. Wer jetzt Interesse an The Detectors gefunden hat, kann sich freuen, die Jungs spielen am 01. April 2022 direkt wieder in der Pumpe.
Nach dem Abgang von The Detectors wird dann ein verheißungsvolles Banner vor der Bühne gehisst. Man spürt wie de Spannung der Menge steigt. Dann kommt endlich der einleitende Einspieler. Dieser simuliert den Funkkontakt eines Piloten beim Absturz der Maschine. Noch hinter dem Banner stehend beginnen ZSK mit ihrem ersten Song „Alles steht still“. Ein wahrer Klassiker den einfach jeder Mitsingen kann. Der Moment als das Banner fällt war voller Glück und Ekstase.
Rasant geht es dann direkt weiter mit „Die Kids sind Okay“ vom aktuellen Album „Ende der Welt“. Gefolgt von „Punkverrat“, der einfach nur zum Mitsingen und Gröhlen einlädt und wobei Sänger Joshi waghalsige Verrenkungen über den Bühnengrabe macht. Bei „Es wird Zeit“ greift dann auch endlich Joshi zur Gitarre. Passend zum folgenden Song kommt dann die Ansage, dass ZSK zwar schon seit fast 25 Jahren Musik machen, es sich aber noch nie so gut angefühlt hat auf der Bühne zu stehen. Ein Gefühl von Zusammengehörigkeit geht durch die Menge während alle Mitsingen: „Weil wir die gleichen Platten hören, Seit Jahren auf dieselben Sachen schwören, Obwohl wir uns nie ganz einig sind, Gibt es nichts das uns außeinander bringt!“ („Der Richtige Weg“). Einer meiner absoluten All-Time-Favorites!
Und da gerade alle sowieso schon am Singen und Tanzen sind, wird weiter abgegangen zu den Klassikern „Kein Mensch ist Illegal“ und „Wenn so viele schweigen“! Dann greift Joshi das wohl aktuellste Thema auf, den Krieg in der Ukraine. Wie passend der Titelsong „Ende der Welt“ doch dazu passt. Bei „Keine Angst“ eskaliert es dann richtig und diese Spannung wird gehalten bei „Es müsste immer Musik da sein“.
Danach kommt es dann zu einem kleinen Break. ZSK fragen, wer schon bei ihrem Konzert mit den Toten Hosen in Kiel 2005 dabei war. Der eine Matze, der es war, darf dann auch der Bühne ein sehr schaumiges Bier exen. Nach „Herz für die Sache“ geht es dann genauso amüsant weiter. Ob Kiel singen kann wird gefragt, als Antwort darauf beginnen „Alerta Antifascista“ Ruf-Gesänge doch Joshi meinte wohl eher die OhOhs von „Keine Lust“ welche das Publikum sehr schnell adaptiert. Bei „Kein Talent“ steht dann wohl vielen im Publikum die Frage auf der Stirn: Wer übernimmt den Rap-Part von Swiss? Dieser wird vom Band abgespielt, was dem Song aber nicht seinen Charme nimmt.
Nach mittlerweile 13 Songs durchpowern fragt Joshi dann ob das Publikum eine Pause braucht, oder nach Hause wolle. Als ob? Also geht es wild ab bei „Make Racist Afraid Again“ und es werden die Konfetti-Kanonen gezündet. Nach ein paar Anekdoten aus früheren, harten Tagen kommt dann ihr „Sommerhit“ – „Ich habe besseres zu tun“!
Es bleibt bei aktuellen Themen mit „Unser Schiff“ und beim nächsten Song schleicht sich einem die Frage ein: War’s das schon? Ist hier schon Ende? Wird „Mach’s gut auf Wiedersehen“ der letzte Song des Abends? Nein! Auch wenn das Publikum einen unschlagbaren Chor abgibt, anstelle des Kinderchores in der Album-Version. Es wird lediglich etwas emotionaler beim sehr persönlichen Song „Stuttgart“ und die Feuerzeuge werden gezückt.
Man fühlt sich wie unter Freunden, spätestens jetzt wo die Geschichte der Bier-Seilbahn ausgepackt wird (ein Video dazu war in der Story von ZSK auf ihren Social-Media-Kanälen zu sehen), womit die Jungs die Wartenden in der Schlange vor der Pumpe aufgemuntert hatten. Man wunderte sich warum jemand dann ein Feuerzeug an sie zurück geschickt hatte, was Ace dazu bringt, dass er doch langsam auch endlich mal eine Rauchen könnte. Doch noch ist kein Ende in Sicht, zum Glück!
Bei „Bis jetzt ging alles gut“ wird dann ein Gruppenfoto gemacht und nach dieser kleinen Unterbrechung kann es wieder richtig abgehen bei „Alle meine Freunde„!
Mittlerweile ist es nach 23 Uhr und immer noch kein Ende in Sicht. Kraftvoll geht es weiter mit „Unzerstörbar“ und ich bin immer wieder davon fasziniert wie Joshi seine Gitarre einfach ins Off wirft und sie dort wie selbstverständlich aufgefangen wird. Ich möchte nicht wissen, wie viele Gitarren dabei bisher kaputt gegangen sind. Als die folgende Ansage dann eine reine Aufzählung alkoholfreier Getränke ist, wird einem jeden klar nun kommt „Die besten Lieder“. Und auf einmal, vollkommen unerwartet und unangekündigt ist doch Schluss.
Statt Zugaberufe wird ein Chor zur „Internationalen“ angestimmt und natürlich kommen die Jungs aus Berlin zurück auf die Bühne. Als erste Zugabe wird „Hallo Hoffnung“ gespielt. Dann spricht Joshi davon, dass sie ja manchmal Lieder von bekannten Bands spielen würden, damit überhaupt jemand mitsingen könne, aber dieses Mal hätten sie sich für einen Newcomer entschieden. Umso überraschter ist das Publikum als dann WIZO’s „Raum der Zeit“ angestimmt wird. Anschließend bedankt sich Joshi und endet mit den Worten „Jetzt kann nur noch eins kommen!“ während er zum Megaphon greift. Endlich! „Antifascista“! Die letzten Kräfte werden gesammelt, ein letztes Mal lauf Mitgeschrien!
Was für ein Abend! Man spürte im Publikum und auf der Bühne wie sehr alle diese Momente vermisst haben. So viel positive Energie strömte durch die Pumpe. Anschließend gab es dann noch Fotos und Autogramme mit ZSK am Merch-Stand und man wollte gar nicht den Weg nach Hause antreten.
Doch einen letzten, sozusagen Side-Act, möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen. Das Team von Second Bandshirt war an dem Abend auch in der Pumpe vertreten. Ich finde die Aktion einfach super! Ein Second-Hand-Bandshirt kaufen und dadurch für einen guten Zweck spenden. Schaut doch mal bei ihrer Website hier vorbei.