Fans des Genres Metalcore werden über die letzten Jahre hinweg ziemlich sicher über den Namen Rising Insane gestolpert sein. Das Quintett aus Niedersachsen verzeichnet seit 2012 einen kontinuierlichen Aufstieg innerhalb der Szene und konnte mit den letzten drei Alben bereits zahlreiche Fans begeistern. Wir verraten euch in unserer Review wie gut sich der neue Longplayer „Wildfires“ (VÖ: 23.08.2024) in die Diskografie einordnet.
Das Album startet mit der ersten veröffentlichten Single „Reign“, die direkt zu Beginn einen neuen, gereifteren Sound der Band definiert und den Zuhörer dazu auffordert die Zügel selbst in die Hand zu nehmen, um über sein eigenes Schicksal (und das der Menschheit) zu entscheiden. Schon beim ersten Hören brennt sich mir der Singalong-Refrain ein, der auf dieser Platte vergeblich nach Seinesgleichen sucht. „Reign“ ist eine perfekt gewählte Lead-Single, die eine inspirierende Strophe mit einem catchy Refrain verbindet und schließlich in einem nicht weniger beeindruckenden Breakdown endet.
Auch Titel Nr. 2 namens „Monster“ wurde vorab als Single ausgekoppelt. Hier geht Rising Insane in eine ähnliche Richtung und wählt einen noch verzerrteren Gesang sowie Lyrics, die zum Nachdenken anregen. Obwohl es keinen konkreten Kritikpunkt für mich gibt, sagt mir diese Single insgesamt am wenigsten zu. Sie reiht sich dennoch erfolgreich in das Gesamtkonzept von „Wildfires“ ein. Laut Sänger Aaron Steineker besteht jenes daraus „[…] durch unsere Musik ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie sehr wir uns selbst und gegenseitig belasten, anstatt uns auf Dinge zu besinnen, die uns verbinden und Positivität schaffen“.
Mit „Lighthouse“ folgt eine Ballade wie sie im Buche steht. Eine ruhige und melodische Strophe bereitet den Weg für einen einfühlsamen Refrain. Es wird das Bild von einem Licht der Hoffnung im Dunklen gezeichnet, welches instrumental perfekt unterlegt wird. Trotz der melodischeren Stimmung mangelt es nicht an gut platzierten Shouts, welche dem Song Vitalität und Überraschung verleihen. Nicht zuletzt weil jeder Mensch ein solches „Lighthouse“ in seinem Leben haben sollte, wurde dieser Track zu meinem persönlichen Favoriten des Albums.
Die zuvor lyrisch geschaffene Hoffnung wird mit „Malicious“ ziemlich schnell wieder im Keim erstickt. Dieser Track glänzt vor allem durch die brachialen Shouts des Sängers Aaron Steineker und spiegelt eine starke Verzweiflung des lyrischen Ichs wider. „Bet on Me“ geht zwischen den anderen (wirklich starken) Tracks sehr leicht unter, bereichert das Album aber dennoch um einen weiteren etwas entschleunigten Song.
Das stärkste Gitarrenriff auf „Wildfires“ findet sich auf „Warning“. Bei diesem Titel kann man wohl am ehesten von modernem Metalcore mit stimmigen Soundeffekts sprechen, entsprechend wäre dieser inklusive tollem Breakdown am Ende auch ein starker Single-Kandidat gewesen. Es folgt mit „Counting Regrets“ ein Zwischenspiel, das gleichzeitig den nächsten Song „Carousel“ gekonnt aufbaut. Verzerrter Sprechgesang in der Strophe verbindet sich hier mit einem harschen Pre-Chorus, der schließlich in die Hook überleitet. Das Energielevel und die Geschwindigkeit sind hier konstant hoch gehalten und dürften somit live für das ein oder andere Pit sorgen.
„Burn“ hält das Tempo oben und beschreibt wie wir von falschen Versprechungen und falschen Freunden Stück für Stück zerfressen werden, bis nichts mehr von uns übrig ist. Der Song wirkt wie ein verzweifelter Schrei ins Gesicht jener Übeltäter, entsprechend passen Inhalt und musikalische Untermalung gut zusammen. „The Door“ macht als vorletzter Track betroffen und sorgt für Gänsehaut. Während der Song zunächst gänzlich ohne Gitarre und Drums auskommt, baut er sich kontinuierlich zu einer epischen Ballade mit orchestralen Elementen auf. Kompositorisch wohl das komplexeste Stück auf „Wildfires“, das für mich die beste nicht-Single darstellt.
Obwohl „Wildfires“ als Closer und Titeltrack das Album gut zusammenfasst, schwächelt der Song in Bezug auf den Gesang und die instrumentelle Darbietung etwas. Musikalisch lehnt sich das Lied noch eher an den Vorgänger „Afterglow“ (2021) an und wirkt (lediglich in dieser Hinsicht) leicht deplatziert. Persönlich hätte mir „The Door“ als Fade-Out Closing Track besser gefallen als die Haudrauf-Hymne „Wildfires“.
Insgesamt liefern Rising Insane mit „Wildfires“ dennoch ein eindeutiges Diskografie-Highlight, welches den Sound weiter ausdifferenziert und von einer klaren Weiterentwicklung in Hinsicht auf Gesang, Songwriting und Produktion zeugt. Die neuen Tracks werden sowohl live als auch in der ein oder anderen Spotify-Playlist gut abgehen. Neben der Musik an sich begeistert mich der inhaltliche Schwerpunkt und der rote Faden der Platte. Durch diesen neuen Meilenstein sollten sich Rising Insane in Windeseile eine Pole-Position in der Szene sichern können!
Tracklist „Wildfires“:
1 Reign
2 Monster
3 Lighthouse
4 Malicious
5 Bet On Me
6 Warning
7 Counting Regrets (Interlude)
8 Carousel
9 Burn
10 The Door
11 Wildfires
Rising Insane Website: https://risinginsane.de/
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