Englands spannendster Indie-Rocker ist zurück mit seinem zweiten Studioalbum Seventeen Going Under.
2019 brachte Sam Fender sein Debutalbum Hypersonic Missiles heraus. Das, und die vorhergegangene EP Dead Boys, sind mir persönlich vor allem lyrisch in Erinnerung geblieben. Fender ist ein Meister im Beobachten, und Songs wie Poundshop Kardashians und White Privilege haben schon zu Anfang seiner Karriere seine einzigartigen Songwriting-Skills gezeigt.
Seventeen Going Under beginnt mit der gleichnamigen ersten Single-Auskopplung, und ganz in seiner musikalischen Nische ist der Track neben hymnenwürdigen Gitarren mit Saxophonen gesäumt. Der Track ist melodisch, der Text jedoch wie gewohnt bissig und trostlos. Seventeen Going Under handelt von Gewalt, toxischer Maskulinität und mentalen Problemen.
Was Fender von seinen Gleichgesinnten im Alternative von heute absetzt, sind seine Themen. Seventeen Going Under ist genauso wenig wie Hypersonic Missiles es war ein Album über Liebe, sondern clevere Gesellschaftskritik eines jungen Briten aus North Shields. Im Gegensatz zum Debut hat sich Fender allerdings thematisch trotzdem weiterentwickelt und wird persönlicher. Er basierte seine Texte dieses Mal mehr auf persönlichen Erfahrungen. In The Leveller, Long Way Off und Aye beschreibt er zum Beispiel das monotone Leben in seiner Heimat im Norden von Englands. Spit Of You behandelt das angespannte Verhältnis zu seinem Vater; Good Company von Erwartungen an sich selbst und die persönliche Realität; Mantra vom Kampf gegen sich selbst und gesellschaftliche Erwartungen.
Seventeen Going Under fühlt sich persönlicher an. Es ist immer noch makelloser Indie-Rock, es sind immer noch starke Einflüsse von Fender’s großer Inspiration Bruce Springsteen rauszuhören, aber es ist eben auch doch eine neue Seite an Sam Fender. Es ist verletzlich, wütend, trostlos, traurig, ungerührt, mutig. Neben den von Fender bekannten rockigen Songs ergänzen Klavier-Balladen wie The Dying Light und Poltergeists den bedrückenden Vibe der Platte, wo Texte alleine nicht mehr reichen. Er ist und bleibt einer der vielversprechendsten Songwriter der kommenden Generation.
Die physischen Versionen des Albums sowie Merchandise findet ihr hier.