Schnaps im Silbersee mit neuem Album „Krisenherz“

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Official PR Shot

SCHNAPS IM SILBERSEE

Schnaps im Silbersee funktionieren so:
Melvin reimt „Doppelkinn“ auf „alles drin“ und „Hauptgewinn“, kommt aber von da auf „Haken“, Peter fällt „Kreuz“ und Judith „Spinnen“ ein, bevor Melvin mit „Tattoo“ den Sack bzw. das Kompositum zumacht: „Doppelkinnhakenkreuzspinnentattoo auf dem Arsch“, eine Wortzusammensetzung, mit der das Goethe-Institut weltweit die solitäre Schönheit der deutschen Sprache verdeutlichen könnte.

Den Schnäpsen gelingt sowas im Vorbeisingen: Ihr Synapsensilvester (das ihrem vorigen Album den Namen gab) lässt wieder Aphorismen, Slogans und Punchlines krachen, die locker für ein Jahr tägliche Social-Media-Fütterung reichen würden – oder um ein ganzes Festival-Publikum mit Fan-T-Shirt-Einzelstücken zu bestücken.

Schnaps im Silbersee mit neuem Album "Krisenherz"

In „Krisenherz“ steckt, wie in jedem Album, viel Arbeit:
Die Satzgesänge, Gitarren-Gewebe und Judiths Ein-Frau-Orchester funkeln in bewährter Qualität, doch helfende Hände hieven das Klangbild auf ein ganz neues Niveau. Markus „Onkel“ Lingner am Schlagzeug spendiert, was er auch den Ohrbooten, Alligatoah und dem cooleren Teil der deutschen Popwelt anvertraut: unverwechselbare, genial simple Rhythmen, die nicht aus dem abgelieferten Farbenrausch an Genres zusammengeklaut, sondern aus dem Hören, Können und Spielen alchemisiert sind. Zusammen mit dem Bass von Frank „Basstard Pop“ Schulze machen diese Grooves den Songs Beine, und zwar elastisch federnde. Und wenn sich Simon & Jan in grandiosem Understatement mit ans Chor-Mikro stellen, denkt man an die späten Beatles, die Billy Preston und Eric Clapton einfach nicht heimschicken konnten.

Es sind drei Songschreiber*innen mit eigener Handschrift, die etwas gemacht haben, dass nach einem Guss klingt. Und nach mehr als der Summe seiner Teiler.

Auch das macht aus Krisenherz vor allem ein Album, das Krisen überwindet: Durchs Miteinander, durchs Machen, durchs Miteinander machen. Was Melvin in „Wurfzelt“ singt, gilt auch für die durchs Zuhören Beglückten: „Ich hab Neumond in der Seele und ne Supernova in der Brust“.

Hier nochmal das Video zur letzten Single „Nichts mehr“: