The Ghost Inside: Erlebt das Comeback erneut mit!

17990173_10155236619753234_2060702066957166098_o
Fotocredit:
Facebook

Über ein Jahr ist es her, dass die fünf Californier von The Ghost Inside uns mit ihrem gleichnamigen Album mit den ersten neuen Tönen, seit ihrem tragischen Unfall im November 2015, beglückte, doch jetzt haben die Jungs etwas ganz besonderes für uns im Petto.

Aber vorher gibt euch der Festivalstalker noch eine kleine Nachhilfestunde im Thema Die Geschichte von The Ghost Inside im Zeitraum zwischen dem Unfall und dem heutigem Tage.

Wir springen zurück ins Jahr 2014. Wir schreiben den 19. November und befinden uns in Phoenix, Texas. Wir sind angereist um TGI live auf der „Locals Only Tour“  zu sehen und dann dieser Schock. Eine Nachricht die einem das Mark in den Knochen erstarren lässt: Schwerer Verkehrsunfall zwischen dem Tourbus der Band und einem Sattelschlepper. Zehn Personen wurden teilweise schwer verletzt ins Krankenhaus eingewiesen und es gab sogar zwei Todesfälle zu verzeichnen. Das war’s dann wohl mit der Tour. Aber das ist jetzt leider eher zur Nebensache geworden. Viel wichtiger ist jetzt: Kommt die Band durch? War das jetzt das Ende? Fragen die einem keine Ruhe mehr ließen. Und dann: Stille. Jahrelang nichts. Viele Fans haben die Band bereits abgeschrieben gehabt.

Als die Truppe rund um Frontsänger Jonathan Vigil zur Comeback-Show am 13. Juli 2019 aufrief waren die Tickets schneller vergriffen als man TGI sagen konnte. The Shrine in Los Angeles war komplett ausverkauft. Kein Wunder. Die ganze Szene wollte Zeuge davon werden, das The Ghost Inside wieder da sind und sich nicht unterkriegen ließen!

Leider hat auch diese Venue ihre Begrenzung weshalb dieses Erlebnis wohl den meisten Fans verwehrt bleiben sollte. Doch das lassen TGI  nicht auf sich sitzen. Am 19. November 2019 luden sie ihre Fans auf der ganzen Welt dazu ein, ihr Comeback wenigstens zum Teil selber erleben zu dürfen und luden ein Live-Video zu ihrem Song Mercy auf YouTube hoch. Ein passender Song, denn die Zeile „Life’s swinging hard, but I’m swinging harder“ sagt mehr über die Band in dieser Situation aus, als es irgendein anderer Song je machen könnte. Egal wie hart das Schicksal sie trifft, sie bleiben härter!

Das war dann für’s Erste das letzte Lebenszeichen der Band bis sie Ende April die Herzen der gesamten Scene höher schlagen ließen. Am 22. April 2020 sendete die Hardcore-Band aus dem Golden State eine ganz klare und mächtige Botschaft in die Welt hinaus: Wir sind hier und stärker als je zuvor! Genau das sind die Vibes, die ihrer Single Aftermath mit sich bringt.

Im dazugehörigen Video folgt eine emotionale Komponente der anderen. Allein der Beginn des Videos blieb vielen Leuten bestimmt wie ein Kloß im Halse stecken: Eine der unzähligen Nachrichtenmeldungen die an jenem Schicksalstag damals die Scene innehalten ließen. Original, so als wäre gerade erst passiert. Direkt nach dem Bildmaterial sieht man Vigil an der damaligen Unfallstelle stehen und der Song beginnt. Gegen Ende des Videos appelliert die Band noch einmal an die Tränendrüsen der Zuschauer, indem sie einen Zusammenschnitt von Rehabilitationsvideos der Bandmember parallel zu Aufnahmen ihrer Comeback-Show.

Durch den rasanten Boom der „Reaction“-Videos auf YouTube während dieser Zeit, verbreitete sich das Video, nicht zuletzt wegen den damit verbundenen Erinnerungen der Leute, wie ein Laubfeuer im Internet. Nach aktuellem Stand hat es schon 2,7 Millionen Aufrufe auf YouTube. Die emotionalste Reaction kam jedoch von niemand geringerem als August Burns Red-Sänger Jake Luhrs. Kein Wunder, wenn man gemeinsam getourt hat und deshalb schon die ein oder andere gemeinsame Erinnerung miteinander teilt und sich bewusst macht, dass das Selbe hätte einem und seiner Band passieren können.

Wenige Monate später, am 05. Juni 2020, war es dann so weit: Das Album The Ghost Inside kam in die Läden und die Fans konnten sich selber ein Bild davon machen, wie die Band das Erlebte in den Lyrics verarbeitete und wie viel Herzblut sie in das Album gesteckt haben.

„Thrown into the fire
Like the Phoenix reborn, I rise
The new dawn burns brighter
So face forward into the night“

 – Phoenix Rise

All den Schmerz, die Kraft, die Reue und das Leid. Das alles wird in den insgesamt elf Songs auf dem Album verarbeitet und beschrieben. Die Emotionen sind spürbar. Das ist auch mehr als verständlich, denn solch ein schwerer Verkehrsunfall hätte jedes einzelne Bandmitglied auch mit dem Leben bezahlen können. Glücklicherweise war dies nicht der Fall und alle sind nochmal glimpflich davon gekommen. Am schwersten hat es jedoch den TGI-Drummer Andrew Tkaczyk getroffen, da dieser durch den Unfall sein rechtes Bein verlor. Das ist ja schon im Alltag eine schwere Bürde, aber als Drummer einer Hardcore-Band ist das so ziemlich das Worst-Case-Szenario. Um diesen Schicksalsschlag und damit verbundenen Kampfgeist besonders zu würdigen, entschied sich die Band dazu, dass das Erste was man hörten würde, sobald man das Album auflegen würde, Andrew und sein Schlagzeug seinen sollen. Als Symbolik dafür, dass jeder, der den Opener 1333 hört direkt weiß, dass TGI wieder zurück sind und nicht an Härte verloren haben! Der Titel ist auch nicht ohne Hintergrund gewählt, denn 1333 Tage sind zwischen dem tragischen Unfall, der Rehabilitation und der Comeback-Show vergangen. Diese 1333 Tage waren die wahrscheinlich längsten Tage in den Leben der fünf Freunde.

Leider hielt die Freude über den Release nicht wirklich lange an. Schon einen Tag nach dem Release des Albums, liest man den Namen The Ghost Inside überall in den Sozialen Medien. Überraschenderweise nicht im positiven Sinne. Auf Grund rassistischer Äußerungen trennte sich die Band am 06. Juni 2020 von ihrem Bassisten Jim Riley.

Riley wird vorgeworfen 2015 den dunkelhäutigen Tourbusfahrer der Band rassistisch beleidigt zu haben. Dies ist für die Hardcore-Scene natürlich ein No-Go.

„The Ghost Inside was born from a scene of forward thinking, understanding and progressiveness. Our music and message has always been one of hope and finding that light at the end of the tunnel. Racism and bigotry of any kind stifle that journey towards the light. It closes and locks doors that need to be broken open.

We have decided to part ways with bassist Jim Riley. While we didn’t hear these words spoken directly from his mouth, we did hear mutterings of the incident. At the time we thought this to be just a rumor, but it offended and hurt a community. A community we are meant to bring together.

We should’ve spoken up back then and we didn’t, we should’ve dug deeper. We acknowledge that we were silent. We are self educating and growing and learning as individuals. We are here to say that we as a band fully condemn racism and support the black community in the fight against systemic racism.“

So lautete das offizielle Statement der Band zur Trennung von ihrem Bassisten. Gerade in Zeiten der weltweiten „Black Lives Matter“-Solidaritätsbewegung, kann und will eine Band die die Werte der Hardcore-Community predigt und vertritt, sich keinen Fehltritt erlauben und solche Taten ungeahndet lassen.

Doch bereits drei Monate später erklärte die Band Jims Rauswurf als „Größten Fehler der Bandgeschichte“. Sie bekamen laut eigener Aussage zu viel Druck aus der Community und handelten daraufhin vorschnell. Am 14. November 2020 gaben sie bekannt, dass der Bassist von nun an wieder Teil der Band sei.

Das war es bis zum heutigen Tage. Von nun an heißt es nur noch: Alle Blicke Richtung Zukunft! Und da erwarten uns auch gleich mehrere Sachen rund um TGI: Zum einen wird The Ghost  Inside nächstes Jahr als Headliner auf dem Full Force Festival, zum ersten man seit dem Unfall, auf europäischen Boden spielen und zum anderen wird die Band unter ihrem Label Epitaph Records ihre Comeback-Show von 2019, als LP zu euch nach Hause bringen! Wer also damals seine Chance nicht nutzen konnte, den „Aufstieg des Phönixes“ mitzuerleben: Das ist eure Chance!

Die LP erscheint am 30. Juli 2021 in digitaler Version und am 22. Januar 2022 als Vinyl.

Rise From The Ashes: Live At The Shrine-Tracklist:

01. Intro
02. Avalanche
03. Unspoken
04. The Great Unknown
05. Dear Youth (Day 52)
06. Out Of Control
07. Outlive
08. Greater Distance
09. Between The Lines
10. Phoenix Flame
11. Thirty Three
12. Mercy
13. Shiner
14. Dark Horse
15. The Other Half
16. Chrono
17. Move Me
18. White Light
19. Faith Or Forgiveness
20. Engine 45

Und wie die Band schon zuvor ihre Zeit abseits von Bühnen nach 1333 Tagen beendete, beende ich hiermit diesen Artikel mit genau 1333 Worten.