Das norwegische Weltmusikkollektiv Wardruna veröffentlicht heute die skaldische (skaldisch = Form der altnordischen Dichtung) Komposition „Hibjørnen“, die die Perspektive des winterschlafenden Bären einnimmt. Hauptkomponist Einar Selvik hat sich in seinem unermüdlichen Dialog mit der Natur auf die Suche nach der Stimme des Bären begeben, die Wardrunas sechstes Studioalbum Birna entstehen ließ. Das Album erscheint am 24. Januar 2025.
Im Vergleich zu den opulenten und fein ausgearbeiteten, mehrstimmigen Kompositionen auf Birna, verfolgt der Song „Hibjørnen“ (Der Winterschläfer) einen einfacheren und direkteren Ansatz, der an die Musik des 2018-er Albums Skald erinnert. Auf „Hibjørnen“ stehen Stimme, Poesie und Leier im Vordergrund und bieten eine zeitgenössische Interpretation des alten skaldischen Handwerks, das einst im Mittelpunkt der mündlichen nordischen Traditionen stand.
Einar Selvik kommentiert: „Der Rhythmus des Bären verkörpert den Kreislauf des Lebens selbst: Wenn der Winter naht, legt er sich in seiner Höhle schlafen – zurück in den Mutterleib; sein Puls verlangsamt sich, sein Körper ist in eine Art Zwischentod eingekapselt. Wie ein Schlaflied nimmt ‚Hibjørnen‘ die Perspektive des winterschlafenden Bären und seiner Träume aus dem Inneren der Höhle ein. Der Hörer kehrt aus der Bärenhöhle zurück, um die Wunder der Natur bewusster und kontemplativer wahrzunehmen, gerade rechtzeitig für die frisch sprießenden Knospen.“
Diese zyklische Natur des Bären, die sowohl in der Natur als auch in der Weltanschauung älterer Kulturen verankert ist, treibt Einar Selviks kreative Arbeit an.
Birna – Altnordisch für Bärin – ist ein Kunstwerk, das der Wächterin des Waldes, der Hüterin der Natur, und ihren Kämpfen hier auf Erden gewidmet ist. Sie wird von der modernen Gesellschaft langsam aus ihrem Lebensraum vertrieben und befindet sich in einem Stadium des permanenten Winterschlafs. Infolgedessen stirbt der Wald allmählich und sehnt sich nach seinem pulsierenden Herzen – seiner Hüterin. Birna ruft nach ihrer Rückkehr.
Birna kultiviert die Einsicht, die von Anfang an den Kern von Selviks Philosophie ausmachte: neue Samen säen und gleichzeitig alte Wurzeln stärken.
Instrumente und Weisheiten aus alten Zeiten, gepaart mit modernen Klanglandschaften und aufgenommenen Naturgeräuschen, bieten eine seltene Gelegenheit, uns etwas Wertvolles über uns selbst klarzumachen. Es erinnert uns daran, dass wir Teil der Natur sind und nicht über ihr stehen, und es bietet eine Möglichkeit, sich zu erinnern, nicht um der Erinnerung willen, sondern um neue und vergessene Erkenntnisse zu gewinnen.
Mit dem neuen Album erscheint auch ein Mitschnitt von Wardrunas einzigartigem Auftritt zur Tagundnachtgleiche im Weltkulturerbe Odeon des Herodes Atticus auf der Akropolis in Athen. Das Konzert war der Höhepunkt einer intensiven Periode weltweiter Tourneen und beendete den Kvitravn-Zyklus auf bemerkenswerte Weise. Die über zweistündige Show bietet herausragende Live-Performances von Liedern aus der Diskografie von Wardruna wie „Helvegen“, „Kvitravn“, „Heimta Thurs“ und „Lyfjaberg“ (letzteres wird auf dem neuen Album Birna vertreten sein).